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Pepe, der Paukerschreck - Die Lümmel von der ersten Bank, III. Teil RSS 1.0


Pepe, der Paukerschreck - Die Lümmel von der ersten Bank, III. Teil

Pepe, der Paukerschreck - Die Lümmel von der ersten Bank, III. Teil

Ein Film von Harald Reinl

Nach je einer Goldenen Leinwand für die ersten beiden Klamotten aus dem neuentdeckten Paukerfilm - DIE LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK und ZUM TEUFEL MIT DER PENNE (beide 1968) - mußte im Folgejahr natürlich schnellstens Nachschub geliefert werden. Mit PEPE DER PAUKERSCHRECK trat Publikumsliebling Pepe Nietnagel erstmals auch im Titel des Films als Protagonist an das Publikum heran; den schon im ersten Teil zum altbackenen Lustspiel herunterbanalisierten Zeitgeist der Studentenproteste hatte man ohnehin schon im zweiten Teil völlig auf ein simples Streichespielen reduziert, mit dem - weltältestes Komikprinzip - Autoritätspersonen und -institutionen bedacht wurden.

Der Kontinuität der Serie wird auch im dritten Teil nicht allzuviel Beachtung geschenkt: So übernehmen einige Schauspieler zwar wieder die Rollen, die sie im zweiten Teil nicht antraten (die burschikose Uschi Glas tänzelt wieder als Pepes Schwester Marion durchs Bild, die grenzwertige Ruth Stephan reißt als Dr. Pollhagen erneut die Augen auf, und die gerne knapp bekleidete Hannelore Elsner wechselt von Schwester Nietnagel aus Teil 2 zurück zur französischen Austauschschülerin), aber dafür wurden andere Schauspieler ausgetauscht: Pepes Vater spielt nach dem charmanten Georg Thomalla und einem grantelnden Willy Millowitsch jetzt ein polternder Gustav Knuth, und Balduin Baas pausiert und läßt
einen jungen Harald Juhnke als Lehrer Blaumeier antreten. Man stelle sich ein solches Durcheinander einmal bei den peniblen STAR-TREK-Fans vor.

Glücklicherweise erkennt Regisseur Harald Reinl (der die deutschen Kinoleinwände zuvor schon mit etlichen Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen beglückte), daß die Alibihandlungen der vorangegangenen Teile den filmischen Schulbetrieb eigentlich nur aufhalten, und so jagt ein Scherz denselben ohne größere plotkonstruierende Hindernisse - sieht man einmal von der tempobremsenden Liebesgeschichte um Schwester Nietnagels Verlobten ab (Dr. Roland aus Teil 2 wird unter den Teppich gekehrt), die dem Prozedere einen Anschein von Handlung geben will, aber natürlich nur aufhält. Wenigstens singt keiner.

Und so jagt munter ein Scherz denselben - Hansi Kraus gibt dazu mit starrer Miene harmlose Frechheiten von sich, wenn das Lehrerkollegium allerlei Anschläge über sich ergehen lassen muß. Die groß posaunenden Darsteller geben dem Affen so viel Zucker - allen voran Ruth Stephan und der wie immer völlig spastische Hans Terofal, Bruder von Produzent Franz Seitz - daß das Niveau selten das einer Bauernkomödie übersteigt. Natürlich ist das Klamauk von vorne bis hinten, und natürlich entzieht sich selbiger wieder eines gewöhnlichen Wertungssystems, weil der näselnde Theo Lingen und seine hoffnungslos überforderten Altpädagogen mittlerweile selbst als Institution abseits jedes Witz-Pointe-Zusammenhangs gelten. Als einzig erfolgreicher Lehrer dient diesmal Hans Clarin mit seinen leuchtend blauen Augen; unter den Schülern sitzen eine junge Michaela May und ein starräugiger Pierre Franckh.

Draußen tobte die Studentenrevolte. Drinnen im Kino blieb die Welt heil und unbeleckt: Den aufmümpfigen Schülern ist mit ein wenig Freundschaft beizukommen. Wie schrecklich.


Hier geht's zu den Reviews der Fortsetzungen: HURRA, DIE SCHULE BRENNT (Teil 4), WIR HAU'N DIE PAUKER IN DIE PFANNE (Teil 5), und MORGEN FÄLLT DIE SCHULE AUS (Teil 6).

Eine Rezension von Christian Genzel
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Daten zum Film
Pepe, der Paukerschreck - Die Lümmel von der ersten Bank, III. Teil Deutschland 1969
Regie Harald Reinl Drehbuch Georg Laforet (=Franz Seitz)
Produktion Franz Seitz Filmproduktion
Darsteller Hansi Kraus, Uschi Glas, Theo Lingen, Rudolf Schündler, Ruth Stephan
Länge 91 FSK 6
Kommentare zu dieser Kritik
schwarzygesetzlos sagte am 04.01.2007 um 14:21 Uhr

Ich bin begeistert - viel Hintergrundwissen ansprechend zusammengetragen! Auch wenn man wie ich, die meisten Teile schon 3-4mal im Fernsehen gesehen hat, fallen einem offenbar wesentliche Merkmale nicht auf.

Wie z.B. "Hannelore Elsner wechselt von Schwester Nietnagel aus Teil 2 zurück zur französischen Austauschschülerin" - aha, genau das wars - wußt ichs doch! ;-) Da kriegt man richtig Lust die Teile mal in chronologischer Reihenfolge zu schauen.
sagte am 06.01.2007 um 20:00 Uhr

Sehr gute beobachtende und klar konstruierte Kritik. Auch schön formuliert, der Text ist gut zu lesen und trifft den Film doch sehr gut :-)
sagte am 09.01.2007 um 13:25 Uhr

Genau so ist es! Obeflächlich wird hier Anarchismus und der Aufbruch in eine neue, offene Gesellschaft jenseits des spießbürgerlichen Mittelstandes vorgegaukelt, aber eigentlich wird hier nur der Karneval zelebriert: ein paar Tage austoben und dann geht's wieder zurück zu den alten Stereotypen.
Pepe kann sich seine Frechheiten und kostspieligen Scherze nur deshalb erlauben, weil sein Vater ein neureicher Kapitalist ist. Männer bekleiden alle Führungspositionen, Frauen hingegen dienen im besten Fall als optischer Aufputz fürs Büro oder das Wohnzimmer. Die dürfen zwar modisch modern mit Kurzhaarfrisur, kurzem Rock und großem Mundwerk herumtricksen, aber im Endeffekt verliebt sich die 20-jährige Studentin dann doch wieder in den 40-jährigen, welterfahrenen Doktor, der ihr zeigt, wo es im Leben lang geht. Das kommt zwar in Teil I vor, aber das Weltbild ist dasselbe. Frauen sind halt nichts ohne einen Mann. Da versteht man dann wieder, warum Alice Schwarzer so eine schwere Zeit hatte.
sagte am 09.01.2007 um 14:55 Uhr

Also Alice Schwarzer würde ich ohnehin nicht gerne im ultrakurzen Mini sehen, ohne davon eine chronische Bindehautentzündung davonzutragen. "Man fasst es nicht!"

Nein, Spass bei Seite: Die Pauker-Filme gehören ja fast schon zum deutschsprachigen Kulturerbe - bei der Besetzung ist es auch egal, dass die Handlung dürftig ist. Für die damalige Zeit sind sie aber ganz, ganz großes Kino!

Wunderbar zusammengefasst mit Hintergrundwissen für einen eventuellen Millionenshow-Auftritt, Master Genzel. Zwei Daumen nach oben.

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