Wie angekündigt fahren wir den Sleaze-Anteil also mal in sphärische Höhen, nachdem
Die Bestien hier ja überraschend zurückhaltend war, und widmen uns dem zweiten Film auf der zweiten DVD aus Subkultur-Entertainments Grindhouse-Edition. Diesmal handelt es sich um „Der Schlächter“ aka „A Scream in the Streets“, ein Film der Produzentenlegende Harry Novak. Dabei gibt die Rückseite der DVD den Inhalt des Films spektakulär wider:
Ein Transvestit sorgt für uncharmante Gefühle unter den Bewohnerinnen einer Kleinstadt, denn seit er auf Beutezug ist, sind die Parks nicht mehr sicher. Getarnt in Frauenkleidern, sucht er sich wahllos seine Opfer aus und jagt sie wie Freiwild. Officer Ed Haskell und Bob Streeker werden auf den Fall angesetzt und mit jedem Mord, kommen sie dem irren Killer immer näher. Dieser Bastard von einem Film verdient das Prädikat „besonders sleazevoll“ in jeder Minute und die deutsche Synchronisation setzt dem Wahnsinn noch einen drauf!
Ob er das wirklich halten kann? Nein, dieser Inhalt hat mit dem eigentlichen Film nämlich nur wenig zu tun.
Es gibt zwar diesen Handlungsstrang mit dem Transvestiten der Frauen im Park ermordet, aber das ist nur ein kleiner Teil des Films. Ansonsten handelt der Film – wobei das das Verb „handeln“ schon sehr weit dehnt – von den Erlebnissen der beiden Cops Ed und Bob, die sich mit allerlei Gesi
ndel in ihrer Stadt herumärgern müssen. Nicht nur tötet da also ein Killer mehrere Frauen, auch macht ein Spanner die Nachbarschaft unsicher sowie mehrere junge Männer überfallen scheinbar ständig irgendwelche Läden. Und dann wäre da noch der perverse alte Mann, der in einem Massageclub/Puff eine Angestellte verprügelt und nur von zwei anderen Streifenpolizisten gestoppt werden kann – das hat mit Ed und Bob aber gar nix zu tun. Ach, und die Dame die den Polizeifunk leitet hat Geburtstag und bekommt von ihrem Freund ein romantisches Dinner geschenkt. Was das mit unseren beiden Hauptdarstellern zu tun hat? You guessed it: gar nix.
Sage und schreibe vier Regisseure waren an diesem episodenhaften Schmonzes beteiligt, der sich nicht so richtig entscheiden kann, ob er nun (Soft-)Porno, Buddy-Cop-Movie oder Kriminalfilm sein möchte. Ich bin sogar der Vermutung nahe, dass es sowieso kein Drehbuch gab, und der Film nicht nur an einen Gonzo-Porno erinnert, sondern auch seltsam wie ein Godfrey-Ho-Machwerk wirkt; eben als hätte man Schnittreste eines Pornos mit eigens gedrehten Polizeiszenen (oder andersrum) vermischt. Denn wie schon in der Inhaltsangabe angedeutet, hat die scheinbare Haupthandlung um den Killer erstens nur einen kleinen Teil des Films Bedeutung, und zweitens stehen die unterschiedlichen Handlungsstränge von „Der Schlächter“ in keinerlei Zusammenhang untereinander. Das ist nunmal der Stil des Films, den mag man dann oder halt auch nicht. Zumindest langweilig wird er nicht unbedingt, da eigentlich immer etwas neues passiert, auch wenn die Sexszenen wirklich lange ausgewälzt werden. Und schon eine der ersten Szenen davon ist ein absolutes Sleazebrett: da hat ein alter Mann mit seiner Masseuse Sex inklusive schmieriger Dialoge und leichten Schlägen auf diverse Körperteile. Die Schmuddeligkeit davon wird noch durch die deutsche Synchronisation unterstützt, die sich nicht im geringsten um Lippenbewegungen kümmert und das schmierige Bahnhofskino noch steigert.
Dabei schrammen diese Sexszenen immer sehr munter an der Grenze zum Hardcore entlang. Beide Geschlechter geizen nicht mit full frontal nudity, aber um echten Hardcore inklusive Penetration drückt sich der Film dann doch herum. Doch gerade in der Szene mit zwei Lesben (ihr könnt euch denken, dass das nix mit dem eigentlichen Plot zu tun hat), gewähren uns die Damen in der Tat äußerst tiefe Einblicke – was aber mit Erotik absolut gar nicht zusammenhängt, gerade weil auch eine Dame in der 69er Stellung gerade mit der Polizei telefoniert, da sie so der Spanner nicht dabei erwischt und von der Polizei geschnappt werden kann; oder so ungefähr jedenfalls. Selbstverständlich läuft dabei dann auch dieser typische Soundtrack, der übrigens eigentlich nie zu den gezeigten Szenen passt – das ist schon spektakulär, wie die Macher da jedes mal daneben greifen. Der Film wird zwar als unzensiert beworben (und ist er in diesem Sinne wohl auch), allerdings scheint es eine Vollbildversion zu geben, die oben und unten etwas mehr zeigt, was man gerade in den Erotikszenen wohl manchmal merkt – aber das nur am Rande.
Ansonsten ergeht sich „Der Schlächter“ gerade in den Szenen mit den beiden Polizisten Ed und Bob vor allem in Dialogen, die sich ständig im Kreis drehen: die Kriminellen sind alles Abschaum, der Rechtsstaat ein schlechter Witz, und die Täter haben mehr Rechte als ihre Opfer – ausräuchern sollte man sie alle! Und dies in quasi endlosen Wiederholungen. Dass das ganze besonders fragmentarisch wirkt, kann man wunderbar an dem kriminellen Zahnstochertypen feststellen (der wie Elvis aussieht), da er mehrere Male auftritt oder Erwähnung findet; nur bringt das alles den Film halt wie gesagt nicht die Bohne weiter. Als Buddy-Cop-Movie wäre der Film vor allem dann interessanter, wenn die beiden Figuren so etwas wie Chemie entwickeln würden. Aber der etwas creepige Bob bekommt auch nicht mehr Hintergrund verliehen, als der eigentliche Hauptdarsteller Ed, dessen Beziehung zu seiner Frau aber genauso ins Leere läuft wie der geplante Angelausflug zu dritt. Komödiantisches Potential bieten die beiden allerdings durch ihre Vorgehensweise; „Ihr seid doch die dümmsten Bullen die wir je gesehen haben!“, so oder so ähnlich lautet das Urteil einer Bande Autoknacker, die von den beiden erwischt werden – ganz Unrecht haben sie damit nicht Aber dieses Potential wird eben auch nicht ausgeschöpft und ergibt sich erst bei näherem Hinsehen, wenn man etwa die Erfolgsquote ihrer Einsätze betrachtet.
Aber was beschwer ich mich eigentlich? Es bleibt nur wieder zu sagen, dass „Der Schlächter“ sicherlich meilenweit davon entfernt ist, ein guter Film zu sein. Aber mit seiner dicken Portion Wahnsinn, der unfassbaren Synchronisation und dem
enormen Sleazefaktor sorgt er bei dem geneigten Zuschauer auf alle Fälle für Unterhaltung.
Sicherlich: Wünschenswert wäre es gewesen, wenn sich der Film beispielsweise auf die Handlung um den Killer konzentriert, und dabei auch ein bisschen Mehr Blut zum bereits vorhandenen Sexfaktor beimischt. Aber hey: für eine Grindhousewertung von vier Sternen reicht das auf jeden Fall.
Denn wer schon immer mal einen Film mit einem Killer sehen wollte, der sich als Frau verkleidet, aber dabei
derart offensichtlich wie ein Mann aussieht, der sollte sich das Ding reinziehen. Und – Überraschung – unsere beiden Lieblingscops halten den dann natürlich sowieso auch für eine Frau!