Exakt bei 30 Minuten und 30 Sekunden sehen wir Demi Moores Brüste in einem Wonderbra. Drumherum gibt es eine Geschichte um Macht und sexuelle Belästigung, um einen Verschwörungsplan und um eine sagenhafte Virtual-Reality-Technologie, aber genaugenommen geht es eigentlich nur um Demi Moores Brüste.
ENTHÜLLUNG, nach einem Roman des Vielschreibers Michael Crichton, gibt vor, eine provokative Betrachtung des (immer noch aktuellen) Themas der sexuellen Belästigung zu bieten: Er erzählt die Geschichte des Computertechnikers Tom Sanders (Michael Douglas), der als Projektleiter in einer Seattler Firma arbeitet. Eine erwartete Beförderung zieht an ihm vorüber; statt seiner wird seine ehemalige Geliebte Meredith Johnson (Demi Moore) die neue Chefin. Noch am gleichen Abend bestellt Meredith Tom in ihr Büro, flirtet ein wenig mit ihm und wird dann schwer zudringlich. Tom ringt ein wenig mit Meredith und mit sich selber - lange genug, um dem Zuseher auch genug heiße Erotik zu bieten - wehrt sich dann aber erfolgreich. Am nächsten Morgen heißt es, er habe seine Chefin sexuell belästigt.
Nun stellt sich die Frage, was exakt uns Michael Crichton - dessen Geschichten gerne um Technologie und Männerabenteuer kreisen - über das Thema "sexuelle Belästigung" sagen möchte. Die (im Hinblick auf befürchtete reaktionäre Gedanken) beruhigende Antwort la
utet: Gar nichts. Bei der Verführung und der anschließenden Belästigungsklage geht es nämlich eigentlich nur um ein Machtspiel, bei dem Tom aus der Firma herausbugsiert werden soll. Besagte Firma steht nämlich kurz vor einem gewinnbringenden Zusammenschluß; Meredith plant durch die Klage und durch Sabotage von Toms Arbeit selbigen beiseite zu schaffen.
Oberflächlich gesehen funktioniert der Film als Thriller auch ganz gut: Michael Douglas, der Filmstoffe über metaphorische Kastrationsängste ja schon gewohnt ist, spielt sehr glaubwürdig, Demi Moore ist mit ihrer rauchigen Stimme und dem obenerwähnten Wonderbra hinreißend bzw. hinreichend sexy. Barry Levinson inszeniert mit kontrolliertem Tempo, Ennio Morricones Score ist ominös und paßt rhythmisch wunderbar zum Film. Visuell bevorzugt Levinson weite, oftmals leere Räume mit vielen Glaswänden, was einen schönen Gegenpunkt zur mangelnden Transparenz der Geschehnisse bietet. Und der Plot - Verschwörungen, anonyme Hilfestellungen, rätselhafte Allianzen und häusliches Drama: Was will man mehr?
Nun ja, eine Geschichte, die Sinn macht, wäre ganz nett. Daß Computerdarstellungen im Film stets hanebüchen und idiotisch sind, ist geradezu Usus geworden, aber handlungsintern dürfen auch Computer Sinn machen: Warum kann man alle geheimen Dokumente im Prototyp einer Vorführsoftware durchlesen? Welchen Sinn und Zusammenhang haben die Virtual-Reality-Vorführungen prinzipiell im Hinblick auf den Plot? Auch sonst darf man nicht allzuviel über die Glaubwürdigkeit der Geschichte nachdenken: Die Identität des geheimen Helfers ist völlig konstruiert und sinnfrei (was kann diese Person über die einzelnen Handlungselemente wissen?), aber die Hinweise sind noch nicht einmal wirklich hilfreich - obwohl rückblickend kein Grund bestanden hätte, in den anonymen eMails nicht einfach die komplette Verschwörung aufzudecken, anstatt heitere Ratespiele zu inszenieren. Besagte Verschwörung ist überhaupt einigermaßen undurchsichtig, und scheint von den Drahtziehern einerseits mit wahrsagerischen Fähigkeiten (hinsichtlich der einzelnen Reaktionen und Geschehnisse), andererseits mit wenig Hausverstand (hinsichtlich des dadurch gefährdeten und komplett davon unabhängigen Zusammenschlusses) geplant worden zu sein.
Natürlich könnten wir noch eine Zeitlang die Geschichte auseinandernehmen, bis nichts mehr überbleibt. Nichts außer der Szene, wo wir Demi Moores Brüste im schwarzen Wonderbra sehen. Um die geht es in dem Film. Um nichts sonst.