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TÖTE!

TÖTE!

Ein Film von Avi Nesher

Töte! - was für ein Titel. Es bleibt nur die Frage, was der Imperativ eigentlich aussagen soll. Wer soll töten? Ich? Und Wen? Ganz egal? Und überhaupt: Warum? Könnte mir die DVD nicht viel sinnvollere Dinge befehlen, wie „Kauf mich!“ oder „Geh Futter holen, der Kater hat Hunger!“? Behalten wir diese Fragen einfach mal wie eine anständige Migräne im Hinterkopf, vielleicht ergibt sich die Antwort ja mit dem Film.

Bis dahin halten wir uns an den Originaltitel: Doppelganger. Darunter kann man sich nun eher etwas vorstellen, vor allem da wir gleich zu Beginn erfahren, dass die Protagonistin, Holly, tatsächlich eine Doppelgängerin hat. Die läuft ihr auf der Straße über den Weg, wobei das keine der beiden Damen wirklich zu wundern scheint. Eigentlich keine so unspannende Ausgangssituation, wie das wohl weitergeht... Schnitt, Sex, Was? Ohne wirkliche Überleitung hat Holly plötzlich mit einem freundlichen Brillenträger Geschlechtsverkehr. Eine seltsame, völlig deplatzierte Überblendung lässt darauf schließen, dass sie sich dabei wie eine im Wald rotierende Kamera fühlt. Zusätzlich hört sie noch eine Stimme, die ihr verschiedene Dinge befiehlt. „TÖTE!“ etwa? Nein, viel eher pseudo-erotischen Schweinskram wie „Lass dich fertig machen“ und „Los du kleine Hure“.

Ich muss zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits leicht irritiert war, kann dies aber nur auf Müdigkeit zurückführen – am Film wird
es doch wohl nicht liegen. Schnitt, eine Frau telefoniert, beschwert sich bei irgendjemandem über ein Verhältnis zwischen einem Jerry und Holly. Dann steht letztere plötzlich vor der Tür, klopft, zittert. Die Frau öffnet, fragt was denn los sei... und wird abgestochen. Vergesst, was ich über Müdigkeit gesagt habe.

Danach fliegt Holly nach Los Angeles und kommt als Untermieterin bei dem erfolglosen Schriftsteller Patrick unter. Diesen als stereotypen Nerd zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung, denn selbst Klischees haben ihre Grenzen: dürr, blass, keinerlei Mode-Geschmack, seltsame Frisur, Brille, Baseball-Kappe etc. etc. Kurz: Neben dem Typen wirkt der Rollenspiel-Geek von nebenan normal. Dennoch scheint Holly ganz zufrieden, auch wenn sie nur ein Zimmer hat und sich das Bad mit Patrick teilen muss.

TÖTE!TÖTE!TÖTE!

Was nun folgt, zählt zu den klassischen Fehlern des Genres: Spannungsaufbau um jeden Preis, aber ohne dass tatsächlich etwas passiert. Da wäre einerseits natürlich die omnipräsente unheimliche Musik, die an besonders dramatischen Stellen sogar noch vom Heulen von Hunden untermalt wird. Ebenso allgegenwärtig sind christliche Symbole, obwohl, soviel sei verraten, diese letztlich nichts mit den zentralen Mysterien des Filmes zu tun haben. Außerdem haben wir zahlreiche Großaufnahmen von einem Küchenmesser, mit dem nach einem dramatischen Schnitt auch Gemüse zerteilt wird – hat dieser Film etwa Evil Breed inspiriert?

Einige dieser „unheimlichen“ Sequenzen sind zumindest für die Herren der Schöpfung interessant(er): Von Zeit zu Zeit erleidet Holly seltsame Anfälle. Zu solchen Gelegenheiten zuckt sie ein wenig, ihre Hände sondern Schleim ab, und dann wird sie ganz ungehörig geil. Dementsprechend legt sie einen Tanz aufs Parkett, der in ländlichen Discos wohl als „sexy“ durchgehen würde, oder macht sich über den armen Patrick her. Im Kontext nackter Haut darf natürlich die obligatorische Dusch-Szene nicht fehlen. Persönlich ist Drew Barrymore ja gar nicht so mein Typ, aber der gute, alte Mr. Floppy (Unhappily Ever After) wäre begeistert.

Ja, es gibt natürlich auch weiterhin eine Handlung. Hollys Angst vor ihrer Doppelgängerin wächst, scheint diese doch ihr Leben ruinieren zu wollen. Die zu Beginn getötete Frau war die Mutter unserer Heldin, die Mörderin ihr grausamer Zwilling. Selbst jene Frau, mit der Patrick geschlafen hat, war scheinbar nicht Holly, sondern ihr Ebenbild. Trotz dieser seltsamen Vorfälle und ihren ständigen Nervenzusammenbrüchen, die ich als Zuschauer als äußerst nervig empfunden habe, will der Schriftsteller nun aber bis zum bitteren Ende zu ihr halten, hat er sich doch in die ge- ahm.. ver-störte Schöne verliebt.

Im weiteren Verlauf des Filmes werden jede Menge geheimnisvolle Charaktere eingeführt, die urplötzlich auftauchen und dann, sehr zur Verwirrung der ZuschauerInnen, bis zum überraschenden Ende nicht mehr erwähnt werden. „Überraschend“ klingt jetzt sehr positiv, beschreibt aber lediglich, dass der Schluss sehr, sehr wenig mit den vergangenen 80 Minuten zu tun hat. Umso länger ich darüber nachdenke, umso weniger Sinn macht das Finale, und umso verstörender (in einem vollkommen negativen Sinne) werden die vorangegangenen Ereignisse. Nur gut, dass schließlich ein deus ex machina das Ganze rasch zu Ende bringt.

TÖTE!TÖTE!TÖTE!

Die Idee, die hinter allem steckt, ist nicht neu. Doppelgänger gab und gibt es genug in Literatur, Film und sogar Videospielen. Dennoch übt die Thematik einen gewissen Reiz aus... und jene Passagen, in denen dieser Topos im Vordergrund steht, funktionieren sogar (fast). Teilweise kommt sogar ein wenig Spannung auf. Allerdings folgen meist besonders hirnrissige Einfälle, herausragend schlechte Leistungen der SchauspielerInnen oder eben eine klassische Pseudo-Schrecksequenz. Was schließlich noch zu retten wäre, das wird vom Ende förmlich zermalmt – solcher Schwachsinn ist wirklich selten.

TÖTE! Mhm... All jene, die für dieses Machwerk verantwortlich sind? Eigentlich bin ich ja Pazifist, aber ja, lieber Film, wenn du mir das befiehlst, dann werde ich das wohl tun müssen. Ich geh nur mal schnell die Axt holen...

Chill-Skills:

Billiger Sex: 6 (Vorhanden, hält sich aber in Maßen)
Splatter-Anteil: 2 (Zumindest im Finale wird ein wenig zerstückelt)
Gruselfaktor: 1 (Ich bin beim Ansehen eingeschlafen und hatte einen Alptraum, zählt das?)
Overacting-Bonus: 3 (Drew versucht verzweifelt schauzuspielen)
Filmfehler-Anteil: Viele (Ich weigere mich schlichtweg die alle zu zählen)

Eine Rezension von Peter L.
(20. Oktober 2009)
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Daten zum Film
TÖTE! USA 1993
(Doppelganger)
Regie Avi Nesher Drehbuch Avi Nesher
Produktion Donald P. Borchers
Darsteller Drew Barrymore, George Newbern, Dennis Christopher, Leslie Hope
Länge 1:32 min (geschnitten) 1:36 min (ungeschnitten) FSK ab 16 (geschnitten) ab 18 (ungeschnitten)
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