Ein abgelegenes Mädcheninternat: in den Ferien befinden sich nur sechs Schülerinnen in der Schule, dazu kommt das Personal und neue Lehrer - und ein Killer! Denn mit Ankunft der neuen Lehrkräfte beginnt eine unheimliche Mordserie unter den Schülerinnen, Motiv und Täter bleiben völlig unklar. Die Mädchen um die vorlaute Jill beginnen selbst zu ermitteln, und auch die Polizei ist dem Killer mit den schwarzen Handschuhen auf den Versen. Doch ihnen rennt die zeit davon, denn der Mörder verfolgt einen teuflischen Plan...
"Sieben Jungfrauen für den Teufel" ist ja schonmal ein Krachertitel vor dem Herren, und weckt Erinnerungen an den italienischen Originaltitel von
Blutige Seide. Das Programm des Films scheint klar abgesteckt, und auch der italienische Titel ist nicht weniger reißerisch: Nude... si muore, was man wohl in etwa mit "Nackt stirbt man" oder "Nackt und tot" übersetzen kann, dem Italienischen mächtige Leser können mich hier gerne korrigieren oder ergänzen. Und auch sonst erinnert der Film doch an das Frühwerk von Mario Bava, und weniger an die späteren Filme eines Dario Argento. Nicht zuletzt, weil der Film immerhin schon 1968 entstanden ist, also kurz nach eben jenem Urknall
Blutige Seide und noch Jahre vor Argentos
The Bird with the crystal plumage. W
ir haben es also mit einem waschechten Frühgiallo zu tun, der aber immerhin die Genregrenzen ziemlich gut einhält, dabei jedoch ein paar spezielle Aspekte seines Alters aufzeigt, ohne jedoch bieder oder langweilig zu wirken. Inszeniert hat das Geschehen der allseits gern gesehene Vielfilmer Antonio Margheriti, ein inzwischen verstorbener Regisseur, der ähnlich wie Sergio Martino als Handwerker in zahlreichen Genres wilderte, dabei jedoch eigentlich fast immer gute Unterhaltungskost ablieferte.
Entsprechend dem Alter des Films wirkt er doch manchmal schon wie eine klassische Edgar Wallace Verfilmung, ist aber kein Teil der Reihe (passenderweise befindet sich auf der DVD eine alte deutsche Kinofassung in Schwarz-Weiß). Was ja sicherlich kein Nachteil sein muss - aber natürlich sein kann. Denn mal ehrlich: ein Giallo mit einem Mörder im Mädcheninternat? Das birgt doch eigentlich enormes Potenzial für Blut noch noch mehr Brüste! Doch Sieben Jungfrauen für den Teufel bleibt hier ausgesprochen und fast schon verwunderlich zahm. Die Morde finden fast immer durch Würgen statt, und selbst das wird nicht ausgewalzt und ist meistens in ein paar Sekunden abgefrühstückt - fast wirkt es so, als ob der Mörder einen speziellen Griff kann, denn so schnell wie die Opfer zusammen sacken können sie kaum erstickt sein. Viele der Darstellerinnen machen sich dann zwar zumindest kurz und partiell nackig, aber die Kamera fängt hier nichts ein, was über den Rücken oder den Aufblitzer einer Brust hinausgeht. Und da die meisten Mädels sehr knackig sind, ist das schade. Durch das Alter verliert der Film also bei der Sleaze-Wertung ein paar Punkte gegenüber anderen Genrevertretern, punktet dadurch aber gleichzeitig wieder. Denn das herrliche 60er-Jahre Flair mit diesen Klamotten, diesen Frisuren und vor allem (!) diesen Tapeten sorgt für viel Freude beim Zuschauer.
Während dann spätere Gialli und vor allem Argentos Werke häufig sehr brutale und düstere Angelegenheiten sind, bleibt die Atmosphäre des Films immer relativ leicht und goutierbar. Und obwohl wir gleich zu Beginn Zeuge der Ermordung einer nackten Frau in der Badewanne sind, fügt Margheriti gleich im Anschluss eine extrem gelungene Montage ein, als wir den Weg der Leiche in einem Koffer verfolgen können. Extrem schwarzhumorig und sehr unterhaltsam! Auch ansonsten gibt es gerade beim Zickenterror der Mädels ein bisschen was zu schmunzeln, und auch die Lehrer sorgen mit so manchem Spruch für ein Grinsen. Besonders nervig ist hierbei jedoch Jill, die mit ihrem extrem nervigen Charakter und ihrem hemmungslosen Overacting an eine Art Uschi Glas auf Speed erinnert - furchtbar, und man wünscht ihr wirklich, das nächste Opfer des Würgers zu sein. Gegen Ende gibt sich dann Margheriti kurz hemmungslosem Blödsinn hin, was aber nicht negativ auffällt, sondern die lockere und entspannte 60er Jahre Atmosphäre des Films gelungen abrundet. Doch auch leiseren Witz wie den alten Insektenwissenschaftler, der immer warten muss, kann Margheriti in den Film einbauen. Wunderbar ins Bild fügt sich dann auch noch die hervorragende Fotografie von Fausto Zuccoli ein, der den Film in warme und strahlende Farben taucht, die das sommerliche Flair ganz entschieden unterstützen.
Selbst die Handlung ist für Genrefreunde relativ interessant und sogar logisch nachvollziehbar (ich habe den Film mit dem Wissen um den Täter gesehen). Es gibt zwar genug Hinweise (und einen recht dicken technischen "Patzer", den ich aber nicht Margheriti ankreide), die schon bald in eine Richtung lenken, doch gerade gegen Ende schlägt die Handlung ein paar superbe Haken, und mit den wunderbar eingestreuten Roten Heringen bleibt das Geschehen und das Miträtseln für den Zuschauer immer interessant. Was man hier jedoch eventuell ankreiden kann ist, dass der Täterkreis schon zu Beginn eigentlich recht klar abgesteckt wird. Ebenso bekommen wir das Motiv schon recht bald in einem beiläufigen Satz präsentiert, und die abschließende Erklärung des Kommissars ist dann zwar unelegant, aber zeitgemäß. Allerdings hat der Film drehbuchmäßig aber auch einen recht großen Nachteil: es fehlt eine Identifikationsfigur oder eine echte Hauptperson. Eigentlich gibt es nur zwei Schülerinnen, die größere Parts haben. Eine davon ist eben jene nervige Jill, die andere ist möglicherweise das eigentliche Ziel des Mörders, sorgt aber mit ihrer Lehreraffäre (inkl. dämlichen Märchenmetaphern) auch nicht für übermäßig Sympathie. Und der Rest des Casts ist eigentlich entweder verdächtig (Lehrer und sonstiges Personal) oder tot (Schülerinnen). Oder sie arbeiten bei der Polizei, und die sind ja nie die Mörder.
Mark Damon, der den Reitlehrer Richard spielt, war in vielen vielen Filmen zu sehen, aber ist heute vor allem als Produzent tätig, unter anderem bei Monster und 11:14. Die hübsche Eleonora Brown, hier als Lucille zu sehen, spielte auch in dem wunderbaren Italo-Western Django - Unbarmherzig wie die Sonne, und war im vorliegenden Film in ihrer letzten Rolle zu sehen - warum auch immer, sie war gerade mal 20. Sally Smith (die Uschi auf Drogen) war größtenteils in TV-Serien zu sehen, und führt komischerweise einen einzigen Make-Up Credit bei Sacred Flesh in ihrer Filmographie. Und Sacred Flesh ist wohl ein Semi-Porno mit Nonnen aus dem Jahr 2000, also Nunsploitation die am Pornobereich entlang schrammelt. Ich würde ja wirklich gerne wissen, was dahinter steckt. Patrizia Valturri war an der Seite von Tomas Milian in Töte, Django zu sehen. Luciano Pigozzi hat hier eine Nebenrolle und seine Filmographie ist der Ultra-Hammer! Die kultigen Filme aufzuzählen wäre mühsam, daher ein Link: http://german.imdb.com/name/nm0683119/
Michael Rennie, der hier den ermittelnden Inspektor gibt, war immerhin als Klaatu in Der Tag, an dem die Erde stillstand zu sehen. Erwähnenswert ist sicherlich noch, dass der große Mario Bava laut imdb auch an der Story geschrieben hat!
Basis dieser Rezension war die deutsche DVD von X-Rated, Teil 8 der Giallo-Reihe aus eben jenem Haus. Endlich kann sie auch mal überzeugen, das Bild ist wirklich toll, auch der Ton ist gut verständlich. Als netten Bonus gibt es noch eine Fassung in Schwarz-weiß. Und das Covermotiv ist auch ganz besonders schön in meinen Augen!
Fazit: "Sieben Jungfrauen für den Teufel" ist ein wirklich unterhaltsamer Giallo, der mit leichtfüßiger Atmosphäre und tollen Bildern punkten kann. Auch die Geschichte taugt, leider nerven jedoch manche Anflüge von Humor. Eine Sternchenwertung scheint schwierig, ich geb irgendwas zwischen 4 und 5 Sternen.