Hape Kerkeling ist das größte deutsche Humortalent neben Michael Bully Herbig. Intelligent, vielseitig und vor allem eins: charmant. Er nimmt die Menschen zwar gehörig auf die Schippe, doch er führt sie nicht vor, sein Humor ist nicht fies. Er kann Dialekte nachmachen wie kein Anderer und in die unmöglichsten Rollen schlüpfen. Besonders die weiblichen sind umwerfend. Für seine Fernsehsendung
Total normal Ende der 80er Jahre wurde er mehrfach ausgezeichnet und auch in seinem aktuellen Film
Horst-Schlämmer – Isch kandidiere! lassen sich die Hauptelemente dieses Erfolgsformats wiederfinden. Wer Hape Kerkeling nicht aus dem Fernsehen und Kino kennt, der hat vielleicht sein Buch gelesen.
Ich bin dann mal weg kam im Jahr 2006 in den Handel und hüpfte sofort auf Platz Eins der Bestseller-Liste.
Horst Schlämmer ist stellvertretender Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts. Als er seinen Chef unbeabsichtigt vergiftet, übernimmt er dessen Aufgabe, Politiker zum anstehenden Wahlkampf zu befragen. Schlämmer knallhart und direkt. Er kommt am Ende zu dem Schluss: die kochen alle nur mit Wasser. Schlämmer möchte mehr vom Leben. Er möchte Bundeskanzler werden. Denn was die anderen Politiker nicht können, das kann er auch! Er holt sich deshalb Rat bei CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und zieht eine professionelle Wahlkampagne auf. Dazu gehören die aussichtslosesten Versprechungen aller Art, das Redenschwingen auf Parteiveranstaltungen und die Teilnahme an Talkshows und am TV-Kanzlerduell mit Angela Merkel (von Kerkeling persönlich gespielt). Um die Jugend einzufangen, spielt er mit dem Rapper Bushido einen Song über die “HSP Horst-Schlämmer-Partei” ein. Hey, yo, HSP, HSP. Er druckt Plakate und wedelt mit dem Fähnchen. Am Ende schafft er es zwar nicht zum Bundeskanzler, überlebt aber immerhin die Aufregung bei der Verkündung des Wahlergebnisses.
Ähnlich wie Sacha Baron Cohen mit
"Borat!" hat Hape Kerkeling die Figur des Horst Schlämmer aus seinen erfolgreichen Sendungen herausgelöst und einen eigenständigen Film drumherum konzipiert. Und das auf innovative Weise, die es im deutschen Kino nur selten gibt. Umso erstaunlicher ist es, dass der Film in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen ZDF entstanden ist.
Horst Schlämmer – Isch kandidiere! lässt sich nicht einordnen in gängige Genres. Hier sieht man keine Dokumentation, denn das Drehbuch ist Fiktion. Ein richtiger Spielfilm ist es aber auch nicht, denn die Politiker spielen sich selbst und auch authentische Bürger werden interviewt.
Der Film lebt von den vielen A-, B- und C-Prominenten, die sich zum Teil schön selbst durch den Kakao ziehen (z.B. Alexandra Kamp) oder sich zumindest den Spaß eines kurzen Star-Auftritts gegönnt haben (Senta Berger, Iris Berben, Bully, und und und). Politiker aller Parteien versuchen locker und bürgernah rüberzukommen. Und auch der normale Wähler darf mal in die Kamera winken und “HSP” aufsagen. Politiker, die Hape Kerkeling nicht für seinen Film gewinnen konnte oder wollte, spielt er kurzerhand selbst. Und auch Schlämmers Freundin Gisela aus der Stammkneipe und den Schlager-Star Uschi Blum. Kerkeling singt, spielt und verarscht. Das ist sein Rezept. Und es funktioniert wunderbar.