Zhang Yimou ist neben Ang Lee und John Woo der wohl mit Abstand bekannteste Regisseur Chinas. Anfänglich nur in der Fachpresse bekannt, wurde sein Name durch viel geglückte und wunderbare Filme, die dementsprechend haufenweise Preise gewannen, mehr und mehr publik.
Den Durchbruch in der westlichen Welt erlangte er mit dem Mammutprojekt „Hero“, welches seiner Zeit die teuerste Chinaproduktion aller Zeiten war. Nach dem nicht minder imposanten „House of Flying Daggers“, kommt nun seine dritte Mainstreamproduktion ins Kino.
Die Story von „Der Fluch der goldenen Blume“ ist überraschend europäisch und Vergleiche zu Shakespeare liegen recht nahe. Denn bei Intrigen im Königshaus, muss man schon fast unweigerlich an die alte europäische Literatur denken. Auch wirkt der ganze Film, wie ein typisch klassisches Drama, welches in Akte eingeteilt ist und natürlich tragisch endet.
Die Geschichte trägt sich zu der Zeit der Tang -Dynastie zu. Das Land wird von Kaiser Ping mit eiserner Hand regiert, er befindet sich gerade mit seinem zweitgeborenen Sohne, Prinz Jai auf einen Feldzug, kommt aber überraschend wieder. Während der Abwesenheit des Kaisers hat die Kaiserin ihren Stiefsohn verführt, welcher auch die Rolle des Kronprinzen eingenommen hat. Der jüngst Prinz muss die schwere Bürde tragen, dass Nesthäkchen, der Familie zu sein und so nicht wirklich ernst genommen zu werden. Mit der Rückkehr des Kaisers beginnt ein mächtiger Kam
pf um die Macht des Landes, denn jeder von der Kaiserfamilie will was vom Kuchen ab haben, aber nur einer kann ihn bekommen.
Ein komplexes Netzt aus Beziehungen und Intrigen hat Zhang hier gesponnen, jedes Familienmitglied steht in irgendeiner Weise im Clinch zum Kaiser. Er ist der Dreh und Angelpunkt des ganzen Geschehens. Weil nun Kaiser Ping die Zentralefigur ist wird klar, dass seine Präsenz alleine richtig angsteinflößend sein muss, und dass man für ihn daher einen starken Schauspieler benötigt. Mit Chow Yun Fat hat man sich für die ideale Besetzung entschieden, eisern und ohne mit der Wimper zu zucken regiert er das Land, er steht über alles und jeden und sein Wort ist Gesetz. Doch im Laufe des Filmes bekommt seine goldene und fast undurchdringliche Rüstung leichte Risse. Es wird verdeutlicht, dass er nun mal nur ein Mensch ist, der mit allen Mitteln versucht, die Fassade des übermächtigen Kaisers aufrecht zu halten.
Die direkte Gegenspielerin zu ihm, ist die Kaiserin, die von Gong Lie besetzt wurde.
Im Vergleich zum Kaiser ist sie der schwächere Charakter, sie hat schon von Beginn an ihre Macken, und ebenso muss sie mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Nichtsdestotrotz ist sie nicht hilflos, denn besonders durch die Hilfe ihres leiblichen ersten Sohnes, will sie dem Kaiser die Stirn bieten. Arrogant, mächtig aber dennoch verletzlich bringt Gong Lie die Kaiserin gekonnt rüber.
Der restliche Cast ist durchaus solide, verblasst aber neben diesen beiden Naturgewalten und setzt sich nicht wirklich im Gedächtnis fest. Die durchschnittliche Leistung der Prinzen liegt auch hauptsächlich daran, dass ihnen fast gar kein Spielraum gelassen wurde, sie dienen lediglich um den Plot voran zu treiben. Ein bisschen mehr Charakterentwicklung, hätte dem Film noch um einiges mehr Substanz gegeben. Ebenfalls negativ anzumerken ist, dass es keinen wirklichen Sympathieträger gibt. Denn gerade weil der Kaiser und die Kaiserin so arrogant durch den Film schreiten, fällt es schwer sich auf irgendeine Seite zu schlagen.
Die Frage, welche man sich bei Yimous neuem Werk stellt ist natürlich, wie es bei den diversen Kampfeinlagen ausschaut. Hier sei gesagt, dass die Kämpfe im Vergleich zu seinen Vorgängern um einiges reduziert wurden. Auch hat man auf die Ästhetik des Erstlingswerks und die emotionale Bindung von „House of Flying Daggers“ weitgehend verzichtet. Die Kämpfe bieten aber immer noch einiges an Schauwert, was hauptsächlich an der Kulisse liegt, die das Auge verwöhnt.
Durch die intensiven Farben, wirkt die Kaiserstadt fast wie ein Gemälde. Man muss aber zugeben, dass an ein paar Stellen weniger vielleicht mehr gewesen währe, denn so schön des „Kaisers Kleider“ auch sein mögen, so penetrant bekommt man manchmal die verschiedensten Farbmischungen unter die Nase gerieben.
Bei den Kämpfen hat sich Zhang von die bewerten Mann gegen Mann Fights sehr distanziert. Er hat es bevorzugt, mit dem „Hollywoodstrom“ zu schwimmen und so auf fulminante Massenszenen gesetzt. Auch wenn da der ein oder andere billige CGI Effekt vorhanden ist und die geworfenen Speere wie Zahnstocher aussehen, wird man dennoch sehr gut unterhalten, was hauptsächlich an der guten Choreographie liegt.
Ebenso geht er um einiges blutrünstiger vor, als bei seinen Vorgängern, denn während bei „House of Flying Daggers“ gerade mal ein paar Bluttropfen den Schnee geküsst haben, gibt es besonders gegen Ende hin, die ein oder andere blutige Szene.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Der Fluch der goldenen Blume“ vielleicht der schwächste Teil von Zhang Yimous Wuxia Trilogie ist, aber dennoch bietet der Film so viel Positives, dass man ruhigen Gewissen von einem würdigen Abschluss sprechen kann.