Here we go again, mit Operation Delta Force 2: Mayday (hui, vier Wörter, ein Doppelpunkt und eine Zahl im Titel, das sind mehr Zeichen als das Drehbuch des ersten Teils hatte), dem Nachfolger zu Nu Images Prestigeprojekt
Operation Delta Force, der ja auf so ziemlich ganzer Linie gescheitert ist. Das Cover wirft uns ein fröhliches "Twice The Action - Twice The Adventure - Twice The Excitement" entgegen, und der geneigte Rezensent, also ich, ahnt jetzt schon schlimmes. Ansonsten ist das Cover ja ganz ansprechend dynamisch gezeichnet, ein U-Boot, Apaches und ein großer Feuerball - Stock Footage, ick hör dir trapsen.
Ok, Handlung laut Klappentext: "The Delta Unit face a battle for their lives when on a mission to rescue two downed airmen during the Gulf War in this explosive all-action thriller." Hm, Golfkriegsszenario klingt ja interessant, explosive all-action thriller geht schon wieder in die Richtung einer Drohung. Aber man will ja nicht so sein, und legt die DVD trotzdem mal ein. Und *bäm*, Nu Image zeigt uns gleich mal wie man einen Film angemessen beginnt. Wir bekommen 12 Sekunden ein stummes Schwarzbild zu sehen, dann 12 Sekunden lang zwei verschiedene Nu Image Logos (wtf?) und anschließend ein "Nu Image presents", gefolgt von "A Nu World Services Production of" . Der Film läuft gerade 34 Sekunden, und das kann jetzt schon ein Spaß werden. Die Credits rollen durch und untermalen m
al wieder einen Hubschrauberflug, welchen unsere harten Jungs von der Delta Force gechartert haben. Die Delta Force soll also laut Klappentext und Gesprächen amerikanische Piloten aus irakischer Kriegsgefangenschaft befreien, ein Auftrag, der laut HQ kein Problem sein sollte. Die Gegend sieht für meinen Geschmack zwar deutlich zu bewalded aus für irakische Verhältnisse, aber ich war ja auch noch nie dort. Whatever, nach knappen 3 Minuten und 25 Sekunden Filmlaufzeit lösen unsere "Helden" den Alarm aus, und die Basis fährt einiges an Soldaten und Maschinen auf - das kann ja heiter werden, sowohl für die Delta Force, als auch für die Stirn des Zuschauers.
Nunja, was folgt ist ein pretty impressive Action Set Piece (hui, fünf Anglizismen), das doch einiges an Budget versprüht, zumindest stellenweise. Es gibt Panzer und BMPs zu sehen, Helis sind beteiligt, und auch der Bodycount wird ordentlich in die Höhe geschraubt. Natürlich gibts auch wieder die ziemlich bekloppten Szenen, die ja für viel Spaß sorgen können. Dass unsere Helden mit einem Schwung aus der Hüfte zielsicher 10 Soldaten auf einmal erledigen will ich ja gar nicht bemängeln, aber unser Hubschrauber hat irgendwelche Fässer dabei, die gerade so explodieren wie die Delta Force es braucht (?!), und auch der gegnerische Hubschrauber bekommt seinen großen Auftritt und Abgang. Der wird nämlich abgeschossen, und fällt - als offensichtliche Attrappe oder ausgeschlachtetes Modell - erkennbar aus ca. 2 Metern auf eine Hüte, ohne dass sich seine Rotoren auch nur ansatzweise drehen würden. Muss man gesehen haben, ums zu glauben. Ansonsten gibts einiges an Mayhem, Blutfluss natürlich eher nicht, nur einer unserer Jungs wird angeschossen. Captain Lang, der Dauerheld der Serie besteht noch darauf, den verletzten Kameraden zu retten, was der Helipilot verweigert, doch Lang bedroht in mit seiner Dienstwaffe und bringt somit alle seine Jungs heim. Wir rekapitulieren: ein angeschossener Delta Force Guy, hunderte tote Irakis (deren Uniform übrigens aus Schnauzbart, rot-weißem Kopftuch und Stahlhelm zu bestehen scheint), ein dem Boden gleichgemachtes Camp und ein komplett vernichteter Fuhrpark - da haben sich die Jungs im ersten Teil aber deutlich dümmer angestellt. Achja, diese Szene ist nach 15 Minuten und 36 Sekunden durch, und nun blätter bitte noch einmal hoch zum Klappentext, lieber Leser.
Also müssen wir die Laufzeit füllen. Nehmen wir eine abgehalfterte Fähre, äh, Kreuzfahrtschiff, unter dem Kommando von Kapitän Lang (ohoh, Plotpoint mit rotem Ausrufezeichen!), dessen Besatzung irgendwie aus äusserlich potentiell zwielichtigen Gestalten zu bestehen scheint. Schnitt auf die Brücke eines russischen Atom U-Bootes namens Kursk (Ironie der Geschichte), das ausgemustert werden soll, wobei Teile der Crew nicht sonderlich begeistert sind und grimmig dreinschauen. Erneuter Schnitt auf das obligatorische Kriegsgericht für unsere Jungs, die sich aber gegenseitig verteidigen. Doch keine Panik, bevor man eine spannende Gerichtsszene inszenieren muss, schneiden wir doch lieber wieder auf die Kursk, deren erster Offizier einen bösen Buben namens Lukosh aus einer Kammer holt, und zusammen übernimmt man das Schiff, indem man ca. 2 Matrosen umlegt, und die anderen ~6 einsperrt. Ok, ein russisches Atom U-Boot lässt sich also von ca. 10 Leuten steuern? Ich glaubs euch ja.
Nun gut, kommen wir so langsam mal zur Potte und raffen das Geschehen etwas.
Die Besatzung des Kreuzfahrtschiffes besteht natürlich aus bösen Buben, die dieses sogleich hijacken. Capt. Lang darf noch ein Mayday absetzen (müsste das bei Schiffen nicht SOS heissen?), und die Jungs auf der Kursk gehören natürlich zur selben Bande, welche das Schiff, namentlich die Northern Star als Schutzschild benutzen. Was möchten die Terroristen? So genau hab ich das auch nimmer in Erinnerung, jedenfalls möchten sie ein paar Städte sprengen, warum auch immer. Und wer darf die Misere mal wieder ausräumen? Natürlich unsere Delta Force! Ergo wird das Militärgericht abgeblasen, denn unsere Jungs vom Pentagon wissen auf einmal sofort was Sache ist, und wer dafür verantwortlich ist, also unser Lukosh. Woher die das wissen? I don't know. Egal, die aus dem ersten Teil bekannte Hercules-Stock-Footage zeigt uns den Start der taffen Recken, und schon erfahren wir, was wir schon böse vorausgeahnt haben: Lang und Lang sind Papa und Sohnemann, ausserdem reden sie nicht mehr miteinander. Oha, dramatisches kündigt sich an! Egal, wir brauchen mal wieder ein anständiges Action Set Piece, ergo seilen sich unsere Kämpfer über der Northern Star ab. Die Zeit rennt auch davon, da die Russen ein zweites U-Boot geschickt haben, dass die Kursk vernichten soll, auch wenn die Northern Star samt Passagieren dabei drauf gehen sollte (Nu Image will einen U-Boot Kampf inszenieren? You must be kiddin' me). Whatever, man seilt sich ab, bekämpft den einzigen Terroristen der auf Deck Wache schiebt (Hallo Terroristen: Schaut euch bitte mehr B-Filme an, die nicht von Nu Image sind. So bewacht man doch kein Schiff...), und relativ schnell und vor allem unspektakulär erobert man das Schiff. Obligatorisches Dummheitshighlight: Die Delta Force setzt zur Stürmung eines Raumes irgendwelche Gasgranaten ein, ohne jedoch selbst Gasmasken aufzusetzen.
Die Kursk kriegt das aber mit, und will die Northern Star versenken. Doch kein Problem, die Russen eilen zur Hilfe und feuern Torpedos ab. Das ist sogar technisch ganz kompetent gemacht, kein Wunder, verwendet man doch Footage aus Crimson Tide oder Jagd auf roter Oktober. Übrigens ist Capt. Lang inzwischen an Bord der Kursk, der wird nämlich benötigt, um das Gefecht auszufechten. Warum? Weil er früher U-Boot Kapitän war! Hm, so langsam gehen uns die Schauplätze aus, ergo befinden wir uns auf einmal in einem russischen Militärhafen, wo sich die Soldaten gegenseitig platt machen. Da scheint was im Busch mit der Kursk zu sein, immerhin sollen da Atomraketen verschrottet werden
Übrigens präsentiere ich nun mit voller Stolz die wohl sinnloseste Szene, die mir wahrscheinlich in meiner ganzen filmischen Erfahrung bisher untergekommen ist: Lukosh, Lang, und weiterer Bad Guy diskutieren darüber, ob sie die sichere lange Route zum Hafen nehmen sollen, oder aber die kürzere, bei der aber ihre Wärmesignatur aufgespürt werden kann. Lang schlägt die kürzere vor. Und dann ist die Szene aus. Und wird nie mehr aufgegriffen. Hallo Tischplatte, darf ich Stirn vorstellen?
Nun gut, die Russen können mal wieder keine Truppen hinschicken (wo haben die ganzen Staaten eigentlich ihre ganzen Armeen?), und nun ratet mal, wer die einzige Einheit ist, die den Hafen erobern kann? You get the point. Ergo startet mal wieder die Hercules, und wir haben so eben die 60 Minuten Marke hinter uns gelassen. Da kommt ja noch einiges auf uns zu. Man schleicht sich mit den obligatorischen Schnellbooten im Schatten eines Containerschiffes - was das im Militärhafen zu suchen hat, kann ich euch auch nicht beantworten - aber jedenfalls stößt man auf ein Unterwassernetz samt Minen. Flugs schneiden das zwei Delta Forcler durch, töten dabei drei Forschmänner durch Ringelpitz-mit-Anfassen-und-Messern, und werden übrigens unter Wasser zurückgelassen ohne jemals wieder im Film aufzutauchen. Whatever, man ballert sich durch das Hafengelände, entert die Kursk, wobei ein Delta Forcler angeschossen wird (immerhin der zweite Treffer seitens der Bösen). Highlight der Inkompetenz in der Hafen-Action-Szene: ein Baddie wird auf dem Flügel des U-Boots erschossen (also halt das Teil am Turm), stürzt runter, und dabei wippt der Flügel erkennbar wie ein Sprungbrett im Freibad nach. Ok, Zusammenfassung: Bisserl Action an Bord des Schiffs, der Bösewicht darf nochmal aufstehen, Lang snr. kennt russische Atom U-Boote und verhindert den Raketenabschuss, indem er aus einer Konsole die irgendwo rumsteht ein Stück Blech herausrupft. Logische Konsequenz: wenn die Konsole zerstört wird, kann auch wieder von der Kommandobrücke abgeschossen werden (fragt mich nicht).
However, bisserl Rumgehaue und Rumgeschieße, Lang jr. wird von Lukosh umgeschossen, dieser jedoch unbürokratisch von den restlichen Deltas über den Haufen geknallt. Nun gut, Lukosh steht nochmal auf, wird erneut recht unbürokratisch von Lang jr. zu Brei gehauen, und um die Handlung nochmal zu strecken und das teuer eingekauft U-Boot-Action-Footage nochmal zu verbraten, muss die Kursk erneut dem Beschuss eines russischen U-Bootes ausweichen. Gesagt getan, denn Lang snr. und der russische Kapitän der Kursk kennen sich noch aus Zeiten des Kalten Krieges (ja genau...), man schafft das, trinkt Vodka zusammen, Lang jr. und snr. reden wieder miteinander, und zu russischen Liedern (!) rollt der Abspann. Happy End.
Holla die Waldfee.
Nach Teil 1 durfte man ja so einiges erwarten, aber ich muss ganz ehrlich sagen: so übel ist der Film nicht.
Was gibts zu bemängeln? Nunja, es gibt ein paar technische Unzulänglichkeiten, aber diese halten sich in Grenzen, auch wenn der Heliabschuss zum brüllen ist. Ansonsten verzapft das Script wesentlich weniger Unfug als im ersten Teil, immerhin ist es wenigstens vorhanden. Die Action ist durchaus ansprechend gestaltet, am besten hat mir tatsächlich der Angriff auf den Hafen gefallen, der doch einiges an Schauwerten bietet. Der Einsatz von aufgekaufter Stock-Footage ist diesmal übrigens ziemlich gut gelungen, und gerade der erste U-Boot Kampf kann in Zusammenarbeit mit dem schönen Set durchaus überzeugen, wodurch sich nicht zuletzt die Footage-Szenen angemessen ins Geschehen einfügen. Den letzten Kampf hätte man sich zwar sparen können, aber dann hätte man ja nicht den Angle mit den beiden U-Boot Kapitänen einbauen können.
Ansonsten? Nunja, Yossi Wein, der beim ersten Teil noch die Kamera führte, kann durchaus angemessen inszenieren, auch wenn ihm keine großen Aha-Effekte gelingen. Die oben angesprochene Besprechung der Route verkackt er zwar komplett, aber da kann man die Schuld sicherlich auch auf das Drehbuch abwälzen. Bei den Darstellern ist mal wieder fröhliches Durchwechseln angesagt. Capt. Lang wird diesmal von Michael McGrady gespielt, der gegenüber Jeff Fahey zwar eine Verbesserung darstellt, aber das bedeutet ja mal gar nix. John Simon Jones spielte in etlichen weiteren Nu Image Filmen mit, der Rest der Delta Force ist absolut austauschbar und geht sowieso im Kugelhagel unter. J. Kenneth Campbell spielt Lukosh und wirkt mit Zahnstocher durchaus freudig bei der Sache, warum er aber reichlich aus klassischer Literatur zitiert, müsst ihr die Autoren fragen. Genauso zu seinem Hintergrund, von dem man gar nichts weiß: so baut man keine charismatische Bad Guy Figur auf. Mein persönlicher Liebling bei den Baddies ist aber Danny Keogh, der Tuck spielt, den Anführer der Terroristen auf der Northern Star. Der ist rein äusserlich schon interessant und hat ein paar nette Sätze zu sagen, die für ein bisschen Spaß sorgen. Der obligatorische A-Promi im Cast ist Dale Dye, eigentlich Militärberater beim Film. Aber er hatte auch schon viele Nebenrollen, unter anderem in fünf Oliver Stone Filmen,
Starship Troopers oder auch
Der Soldat James Ryan. Witzigerweise macht gerade er als Laie seine Sache am besten.
Und wer erwartet, dass Todd Jensen seine Rolle aus dem ersten Teil wiederholt: nein, der spielt einen anderen Kerl von der Delta Force. Ja, eine wirklich zusammenhängende Reihe ist das irgendwie nicht.
Die Scheibe stammt natürlich wieder von Hollywood DVD, ist ja auch in dem Pack drin, der in der Kritik zum ersten Teil beschrieben ist. Technisch ist die wieder sehr ordentlich, da könnten sich deutsche Grabbeltisch-Labels durchaus mal ein Vorbild nehmen.
Fazit: Operation Delta Force 2: Mayday ist eigentlich ein ganz netter kleiner Actionkracher, wenn man denn mit solchen Filmen etwas anfangen kann. Er leistet sich keine kompletten Scriptpatzer, sorgt mit ein paar technischen Schnitzern für Laune, und wird eigentlich auch selten wirklich langweilig, auch wenn man durchaus ein bisschen hätte kürzen müssen, denn 104 Minuten sind für einen Film dieser Bauart zu lange.
Nunja, kann man sich durchaus mal anschauen.
Things I've learned:
- ein russisches Atom U-Boot lässt sich auch von drei Leuten steuern, bzw. kennen sich alte amerikanische Kapitäne mit der Technik aus, und auch Delta Force Guys können so einen Kahn lenken
- Kreuzfahrtschiff kapern und nur einen Mann auf Deck Wache schieben lassen: nicht gut
- die Delta Force ist immun gegen ihr eigenes Gas
- es ist kein Problem einen wildfremden Terroristen an Bord eines U-Bootes zu schmuggeln
- KZ-Überlebende ordnen eine Geiselnahme auf einem Kreuzschiff unter "Not Again!" ab, und lassen sich freiwillig über den Haufen knallen, weil sie ein Buttermesser als Waffe benutzen wollen
Things to look out for:
- der nachwippende "Flügel" des U-Bootes
- natürlich der abstürzende Helikopter
- der Kommentar eines Deltas, als er den erschossenen KZ-Überlebenden (no pun intended) findet: "Bastards", die anderen Toten scheinen ihn nicht zu kümmern.
- russische Schiffsbesatzung scheinen alle ein Problem mit ihren Schweißdrüsen zu haben
Die restlichen Teile der Reihe (aka Actionfilme des Grauens):
Operation Delta Force
Operation Delta Force 3: Clear Target
Operation Delta Force 4: Deep Fault
Operation Delta Force 5: Random Fire