Der Interpol-Inspektor Mike Whittier jagt ein Phantom: auf der ganzen Welt gibt es Mordanschläge, die immer gelingen und ziemlich perfekt sind. Hinter dem scheint ein ganz besonderer Auftragskiller zu stecken. Der Hitman mit dem Codenamen 47 ist der Gesuchte, doch hat dieser selbst genug Probleme am Hals. Nicht nur, dass er scheinbar ein Attentat vermasselt, obwohl er sich sicher ist, getroffen zu haben, dazu kommt noch eine unliebsame Zeugin des Ganzen. Und als würde das nicht schon reichen, werden auf einmal auf ihn selbst Killer angesetzt. 47 bleibt nur eine Möglichkeit: er muss überleben und herausfinden, was hinter allem steckt, gejagt von Interpol, Killern und den russischen Autoritäten...
"Hitman" basiert auf dem gleichnamigen Videospiel, das inzwischen vier Teile umfasst: Hitman, Hitman 2 - Silent Assassin, Hitman: Bloodmoney und Hitman: Contracts. Als Hitman Ende 2000 erschien, schaffte der Hersteller IO Interactive einen kleinen Überraschungshit und das Spiel verkaufte sich mehr als 600.000 mal - der Nachfolger, Hitman 2, sogar 3.000.000 mal! Die Spielreihe um den titelgebenden Hitman ist natürlich Jugendschützern ein Dorn im Auge: der Spieler schlüpft in die Rolle eines namenlosen Auftragkillers, der nicht aus höheren Motiven oder Moral tötet, sondern aus dem ganz profanen Grund des Geldes. Natürlich sind die Ziele der einzelnen Hits eigentlich immer Kriminelle, aber es gibt auch reichlich Gelegenheit, harmlose Zivilisten zu töten oder f
ür seine Zwecke zu gebrauchen - oder auch beides. Sicherlich hat das Spiel so seine Probleme, z.B. das häufig auftauchende Trial&Error-Prinzip, aber wenn der perfekte Hit gelingt, macht es unglaublich Spass. Das ganze soll aber ja keine Videospielkritik sein. Trotzdem setzt das Spiel einige Ikonen und Meilensteine, die die Filmvorlage tunlichst nicht verpassen sollte: der schwarze Anzug mit roter Krawatte des glatzköpfigen Killers ist eben so markant, wie die mit religiösen Symbolen, Posen und Untertönen angereicherte Geschichte und Inszenierung, ohne jedoch dabei einen übercoolen Killer für Teenager zu präsentieren. Das Spiel ist für eine erwachsene Zielgruppe gemacht. Und hier muss man sagen: Hitman, also der Film, hat das verstanden!
Was cineastisch natürlich ganz hervorragend umsetzbar ist, sind die Actionelemente des Spieles. Und hier muss man sagen, dass der Film richtig zulangt. Endlich gibt es wieder harte Schiessereien zu sehen, es wird durchaus blutig gestorben, und so manches Mal ergötzt man sich in der Ästhetik eines frühen John Woos, ohne jedoch den Boden der Tatsachen ganz zu verlassen. Nachdem es im Vorfeld viele Gerüchte um eine Zensur des Filmes gab, da er wohl auf ein PG13 Rating geschnitten werden sollte, kann man Entwarnung geben: der Hitman macht keine Gefangenen, seine Gegner sterben blutig, und er springt absolut erbarmungslos und eiskalt mit ihnen um. Da wird schonmal ein Gegner gezielt kampfunfähig geschossen, um an Informationen zu kommen. Hier muss man dem Film zugute halten, dass er den Hitman nicht romantisierend verklärt. Trotz aller Sympathie für die Figur, stellt der Film immer wieder eindrucksvoll klar, dass er ein eiskalter Killer ist, der für seine Ziele über Leichen geht und auch nicht vor Folter zurückschreckt. Das mag nach selbstzweckhafter Zelebrierung von Gewalt klingen, aber der Film richtet sich wie das Spiel ganz klar an ein erwachsenes Publikum. Der größte Pluspunkt der Inszenierung der Actionsequenzen ist aber sicherlich, dass die Action übersichtlich bleibt und nicht durch eine "innovative" Wackelkamera kaputt gemacht wird. Endlich kann man wieder den Überblick bei all dem Geschehen behalten!
Allerdings gibt es hier auch einen Nachteil, der jedoch eher eisernen Fans des Spiels sauer aufstoßen dürfte. Der Film ist stellenweise recht actionlastig, und zwar nicht so wie das Spiel, sondern mehr im, nunja, filmischen Stil. Zu deutsch ausgedrückt bedeutet das, dass es recht wenig echte Hits und eben Schleichszenen gibt, die das Spiel so besonders ausmachen. Es gibt zwar durchaus die ganz speziellen Sequenzen, in denen der Hitman sein Opfer wie der Killer in der Spielvorlage ausschaltet, aber meistens geht er doch mit brachialer Waffengewalt vor. Aber wie gesagt, die ist so gut inszeniert, dass man den Negativpunkt fast schon vergisst. Darüberhinaus ist der Hitman halt lange Zeit des Films auf der Flucht, so dass die eigentlichen Möglichkeiten zu echten Hits leider recht beschränkt sind. Was aber ganz und gar kein Nachteil ist, wie man vorher vielleicht befürchtet hat, ist der Einbau einer Liebesgeschichte. Ja richtig gelesen, in Hitman gibt es zwischen dem namensgebenden Killer und einer jungen Dame tatsächlich eine Romanze!
Und diese funktioniert ebenfalls ganz hervorragend! Ich hatte schlimmste Erwartungen, aber Regisseur Gens und Autor Woods schaffen es, die Romanze so in den Film einzubauen, dass sie eigentlich überhaupt nicht stört, sondern für ein paar ganz gut Lacher sorgt, ohne ins Lächerliche abzudriften. Das liegt zum einen daran, dass der Hitman-Charakter hier in seiner Rolle bleibt. Er schafft es nicht, eine Liebesbeziehung zu einer Person aufzubauen, hätte er dies nun problemlos meistern können, wäre das sehr dämlich. Aber im Film wirkt der eiskalte Killer auf einmal absolut unsicher und kann sich auch nicht korrekt gegenüber seinen Gefühlen verhalten. Dies ist auch der zweite Grund, warum die Romanze funktioniert: dieser Nebenaspekt erweitert die Figur von 47 um ein vielfaches und mach sie um so glaubwürdiger, da er nicht mehr dieser überhöhte, perfekte Killer ist, sondern eine "runde" Figur, auch mit Schwächen. In ihrer unkitschigen Präsentation bereichert die Romanze den Film, und wirkt nicht wie ein Fremdkörper, sondern wie eine gerechtfertigte Entscheidung, die dem Film eine größere inhaltliche und emotionale Tiefe verleiht.
Nebenbei merkt man dem Film an, dass die Macher das Spiel tatsächlich mal gespielt haben, was ja nicht jede Videospielverfilmung von sich behaupten kann. Wie oben bereits angedeutet, sieht der Film stellenweise tatsächlich wie das Spiel aus. 47 trägt einen schwarzen Anzug mit roter Krawatte, hat einen BAR-Code auf der Glatze eintätowiert, und benutzt die typische Ausrüstung. Auch gibt es genug Posen und eben jene religiöse Ikonografie, die das Spiel zu dem ganz Besonderen machen. In einzelnen Sequenzen nehmen die Macher dann sogar in ihrer Inszenierung konkret Bezug auf das Spiel, wenn der Hitman mit leicht geneigtem Kopf durch einen Gang läuft, die Kamera sich hinter ihm befindet, und das ganze Geschehen wie 1:1 aus dem Spiel übernommen aussieht. Großartig! Nebenbei hat das Spiel sogar einen klitzekleinen Gastauftritt, der das Kinopublikum begeistern konnte. Natürlich könnten jetzt die Hardcore-Fans sagen, dass der Film trotzdem zu weit weg vom Spiel ist, aber meiner Meinung nach geht es bei Verfilmungen nicht darum, das Spiel möglichst originalgetreu abzufilmen, sondern das Medium Videospiel auf das Medium Film zu übertragen - mit allen nötigen Einschränkungen, Änderungen und Erweiterungen.
Hauptdarsteller ist der junge fast-schon-Shootingstar Timothy Olyphant. Zuletzt war er als Schurke in "Stirb Langsam 4.0" zu sehen, während er hier die Rolle des Anti-Helden spielt. Im Vorfeld war das Gerede groß, und gerade nach Veröffentlichung erster Bilder und des Trailers der Aufschrei gigantisch. Olyphant wirke zu bubenhaft, habe ein Milchgesicht und passe so gar nicht in die Rolle der Hitmans, daher sei der ganze Film schon scheiße. Nunja. Olyphant ist in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert. Schauspielerisch meistert er die Rolle mit Bravur, er kommt in den brutalen Szenen eiskalt rüber, er passt rein staturmäßig gut in die Rolle, und auch in den dramatischeren Szenen kann er überzeugen. Den Kritikpunkt, dass er zu milchbubihaft wäre, kann ich so halb unterschreiben. Olyphant wirkt tatsächlich etwas zu jung, aber nur im Vergleich mit der kantigeren Vorlage. Aber wenn man nicht ständig daran denkt, stört das Aussehen überhaupt nicht. Die weibliche Hauptrolle wird von Olga Kurylenko gespielt, die nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch schauspielern kann! Außerdem sorgt sie für eine gute Portion Sex, und wirkt dabei doch angenehm natürlich und unkompliziert. In weiteren Rollen ist als Interpol-Inspektor Dougray Scott aus "Mission Impossible 2", Robert Knepper aus "Hostage" und "Prison Break", sowie Ulrich Thomsen aus "Die Welt ist nicht genug" zu sehen.
Grundlage für diese Kritik war eine englischsprachige Fassung die in München als Pressevorführung lief. Zur Freigabe konnte mir die nette Pressedame von Fox nichts sagen, aber ich denke, man kann getrost von einem ab18-Siegel ausgehen.
Fazit: Mit "Hitman" steht uns eine wirklich gelungene Videospielverfilmung bevor. Nachdem mit "Silent Hill" Christophe Gans gezeigt hat, wie sowas auszusehen hat, beweist sein Landsmann Gens, dass das kein Zufall war. Der Film entfernt sich angenehm weit von der Vorlage, atmet jedoch immer ihren Geist und kann auch Nicht-Kenner sicherlich begeistern - vorausgesetzt, man kann mit harten aber intelligenten Action-Thrillern etwas anfangen. Ich freue mich auf weitere Aufträge von 47!