„Augenleuchten“ erzählt die Geschichte des elfjährigen Wastel (Dominik Leeb), der sich nach dem Tod seiner Mutter in eine Phantasiewelt flüchtet und keinerlei Interesse an Außenkontakten mehr zu haben scheint. So zieht er sich tagelang in den Wald zurück, um dort mit den Tieren alleine zu sein. Sein Vater (Andreas Puehringer) ist damit vollkommen überfordert, da es ihm nicht gelingen will zu seinem Sohn durchzudringen.
Eines Tages lernt Wastel die 16 Jährige Franziska (Nadja Vogel) kennen, die in dem kleinen oberösterreichischen Dorf selbst eine Außenseiterin ist und sich bei ihren konservativen, kleinbürgerlichen Adoptiveltern ganz und gar nicht wohl fühlt. Diese zwingen sie zudem eine Lehre in der Gastronomie zu machen, obwohl Franziska viel lieber eine Tanzausbildung absolvieren würde. Auf diese Weise schließen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere zusammen, werden Freunde und bilden eine perfekte Symbiose. Franziska schenkt Wastel jene mütterliche Liebe, die dieser so dringend braucht, er selbst verschafft ihr dafür das Kleingeld, welches sie für ihre Ausbildung benötigt.
Der Film, der eine kleine österreichische Produktion ist, die überwiegend in Oberösterreich und Salzburg gedreht wurde, erzählt diese melancholische und zugleich komische Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft und Liebe. Der Regisseur Wolfram Paulus inszeniert ein sensibles Drama über zwei Außenseiter, die sich in einem engen, starren
und provinzialen Umfeld behaupten müssen, und nur durch den jeweils anderen ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen. Dabei entsteht eine eigenartige Beziehung, in der Wastel und Franziska eine Art Seelenverwandtschaft entwickeln, und der frühreife Knabe darüber hinaus seine ersten erotischen Gefühle zum anderen Geschlecht entdeckt. Dass diese Beziehung auf Dauer nicht gut geht ist einleuchtend, weshalb es auch kein kitschiges Happy End gibt
Die Bilder erinnern zwar hin und wieder an einen Fernsehfilm, dank der zwei hervorragenden Jungschauspieler Leeb und Vogel taucht der Zuseher aber schnell in die Handlung des Films ein. Der einzige Wehmutstropfen ist die manchmal zu plakative und einseitige Darstellung des Lebens in einer kleinen Ortschaft. Paulus stellt dem Zuseher eine kleine, starre Welt vor, in der man sich entweder anpasst, vollkommen ausklinkt (indem man in eine größere Stadt wegzieht, wie das Franziska tut) oder untergeht. So gab er in einem Zeitungsinterview folgendes Statement:
„Die Provinz ist allemal gut genug, schillernde Persönlichkeiten hervorzubringen: jene, die sich dem Dorf als unbequeme Gestalten präsentieren, die polarisierend wirken und sämtliche Geister scheiden, die aber ihr Außenseitertum total bewusst, ja sogar mit Stolz und elitärem Gehabe zur Schau tragen".
Hier hätte ich mir eine etwas differenziertere Umsetzung gewünscht, denn nicht alle Menschen auf dem Land sind unglücklich und angepasst, und nicht alles ist dort schlecht.
Im Großen und Ganzen ist „Augenleuchten“ aber eine sehenswerte österreichische Produktion, ein Film der wie das Leben ist: fröhlich, heiter und dann doch wieder traurig.