Nachdem der deutsche Regisseur Roland Emmerich mit einem lang erarbeiteten filmischen Projekt 1994 in amerikanischen Kinos Erfolge gefeiert hatte, wurde die Entscheidung gefällt, aus dem Konzept „Stargate“ eine Serie zu machen - eine Aufgabe, die Jonathan Glassner und Brad Wright in die Hände fiel, die beide unter anderem an „Outer Limits“ mitgearbeitet hatten.
So greift die Serie „Stargate“ die Handlung des Originalfilms wieder auf und führt sie weiter. In den Cheyenne Mountains in den Verinigten Staaten befindet sich ein unterirdischer, streng geheimer Militärstützpunkt, der ein noch geheimeres, tausende von Jahren altes Artefakt beherbergt: das Stargate, mit dessen Hilfe Wurmlöcher zwischen verschiedenen Planeten etabliert werden können und das intergalaktische Reisen ermöglicht. Die Erforschung fremder Welten und anderer menschlicher sowie außerirdischer Kulturen ist Aufgabe vieler „SG“-Teams, allen voran das erstgegründete Team „SG1“ unter der Führung von Colonel Jack O’Neill (Richard Dean Anderson) mit Astrophysikerin Samantha Carter (Amanda Tapping), Archäologe Daniel Jackson (Michael Shanks) und dem der außerirdischen Rasse der Jaffa angehörigen Teal’C (Chris Judge). Die 40minütigen Folgen der Serie drehen sich um diese vier verschiedenen Charaktere und ihre Abenteuer im Stargate-Programm.
Die komplexe Geschichte bot genug Potential, um die Serie 10 Jahre mit immer wieder neuen Folgen laufen zu lassen, wobei
es meistens in jeder Folge eine in sich abgeschlossene Handlung gibt. Zusätzlich aber gibt es auch noch eine Rahmenhandlung, die sich von Staffel 1 bis 8 um die Bekämpfung der größten Feinde der Erde, der Goa’uld, und die Kontaktaufnahme zu möglichen Verbündeten auf fremden Planeten dreht. Dies ändert sich in Staffel 9, als nach dem Sieg über die Goa’uld neue Feinde, die Ori, auftauchen und zahlreiche Planeten bedrohen. Hier wandelt sich das Genre ein wenig mehr in die Richtung des Fantasy-Bereichs, wenngleich die Basis jedoch Science-Fiction bleibt. Grob betrachtet kommen die letzten beiden Staffeln an Spannung sicher nicht mehr an ihre acht Vorgänger heran, sind aber trotzdem sehr komplex durchdacht und fantasievoll erzählt.
In der Serie werden in manchen Folgen gern Handlungsstränge aus früheren Episoden wieder aufgegriffen und weiterverarbeitet. Hierbei unterstützen Rückblicke zu entscheidenden Szenen vor Beginn der Folge das Erinnerungsvermögen des Zuschauers, sodass dieser wieder weiß, was vor einigen Folgen oder sogar Staffeln passierte und erfährt, worauf die neue Folge aufbaut. Somit kann der treue „Stargate“-Gucker das komplexe Handlungsmuster nachvollziehen und wird durch viele neue Ideen und Erweiterungen gefesselt.
Bei einer über Jahre andauernden Serie mit zahlreichen Episoden ist es als positiv anzumerken, wenn die Besetzung der Hauptcharaktere größtenteils gleich bleibt und nicht allzu häufige Änderungen erfährt. Nur Michael Shanks, der die Rolle des Daniel Jackson spielt, setzt für die sechste Staffel aus, und Richard Dean Anderson für die letzten beiden. Jedoch spielen alle vier Hauptcharaktere sowie drei weitere dauerhafte Nebenrollen zumindest in Gastrollen in jeder der zehn Staffeln mit.
Bekannte Gesichter unter den Darstellern sind außer Richard Dean Anderson, der durch „MacGyver“ berühmt wurde, eher in den Nebenrollen zu finden. So haben beispielsweise Carmen Argenziano (bekannt unter anderem aus „Operation Swordfish“ und „Identität“) und Don S. Davis (der William Scully aus „Akte X“ oder auch bekannt aus Filmen wie „The 6th Day“ und „Con Air“) zahlreiche Auftritte in „Stargate“.
Vor allem die Charaktere bilden immer wieder Grundlage für den Humor, der sich wie ein auflockernder Faden durch die gesamte Serie zieht.
SG1-Anführer Jack ist schon von Grund auf ein sarkastischer Mensch, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und auch angesichts seiner Feinde den Schwanz nicht einzieht, sondern sich viel lieber über diese lustig macht (was ihn manchmal leider teuer zu stehen kommt). Eine weitere liebenswert-komische Eigenart von ihm ist es, Dingen und Personen mit schwierig auszusprechenden Namen kurzerhand Spitznamen zu geben. So wird die kleine, außerirdische Handfeuerwaffe „Zat’n’ktel“ von Jack kurzerhand in „Zat-Kanone“ umbenannt und Verbündeter „Martouf“ heißt fortan „Marty“, sowie „Teal’C“ einfach nur noch „T“.
Dieser zeichnet sich durch seine schweigsame, in sich gekehrte Art aus, aufgrund derer er dann und wann von seinen Kollegen auf die Schippe genommen wird.
Die hochintelligente Sam hält gern mal ellenlange Vorträge über physikalischen Theorien und wird dann entweder entnervt unterbrochen, oder aber kriegt, falls sie doch weiterreden darf, vor lauter Enthusiasmus gar nicht mit, wie sich ihre Umstehenden fragende Blicke zuwerfen (und somit dem durchschnittlichen Zuschauer mit einem IQ unter 200 aus der Seele sprechen).
Archäologe und Küken der Truppe Daniel erheitert mit seiner niedlich-trotteligen Art, die sich mit seinem enormen Wissen und seiner Intelligenz beißt.
So erwarten den Zuschauer viele Wortwitze und flotte Dialoge, die Schwung in die Handlung bringen. Humor entsteht in besonderen Folgen auch durch die selbstironische Art der Serie, die sich und ihre typischen Serienfehler zeitweilig gern selbst aufs Korn nimmt. So lachen auch die Macher von „Stargate“ darüber, dass es nun mal kleine Makel gibt, die unvermeidbar sind. So zum Beispiel können alle Bewohner fremder Planeten perfektes Englisch (wenngleich sich hierbei auch britische sowie amerikanische und andere Dialekte die Klinke in die Hand geben) und Menschen, die aufgrund einer Phasenverschiebung durch Wände hindurchgehen können, versinken nicht im Boden. Als Zuschauer nimmt man diese Unlogiken aber kaum wahr und sieht – wenn doch – getrost und mit Humor darüber hinweg.
Ab Staffel 9 werden altbekannte Grundmuster der Serie ein wenig durchgerüttelt und ersetzt. So zum Beispiel ist neben dem Themenwandel von altägyptischen und germanischen Göttern, welche sich in den Goa’uld wieder finden, hin zu altenglischen fantastischen Sagen rund um Merlin auch eine teilweise neue Besetzung zu verzeichnen.
Als Anführer der SG1-Truppe fungiert nun Cameron Mitchell (gespielt von Ben Browder), der Publikumsliebling Richard Dean Anderson zwar nicht ersetzt, aber dennoch als toller Schauspieler eine liebenswerte Figur verkörpert, die einem schnell sympathisch wird. Auch Mitchell ist sehr ironisch, im Ganzen aber etwas entspannter als sein Vorgänger, wodurch er seine Truppe etwas mehr auflockert und eher der Kumpel als der Chef ist.
Weiterhin gibt es einen neuen General, der das Kommando leitet. General Landry (Beau Bridges) ist wie zuvor General Hammond (Don S. Davis) etwas kauzig, aber dafür mit eigenen anderen Macken und nicht ganz so liebenswert.
Wehmutstropfen der Neubesetzung ist die Ärztin Dr. Lam (Lexa Doig, die Ehefrau von Michael Shanks), die sehr arrogant und distanziert wirkt (vor allem in der unsynchronisierten Originalfassung), wodurch sich der Zuschauer nicht wirklich mit ihr anfreundet und der verstorbenen Dr. Janet Fraiser (Teryl Rothery) nachtrauert.
Das Konzept von „Stargate“ scheint zu wirken; immerhin hat die Serie bisher zahlreiche Auszeichnungen gewonnen, darunter Gemini Awards für die beste Ausstattung einer dramatischen Serie, bester Sound, beste visuelle Effekte und bestes Make-up für bestimmte Folgen. Außerdem steht “Stargate” im „Guinnes Book of World Records“ von 2006 als “Longest Consecutive Running Sci-Fi TV Show”, da die Serie ohne Pause jedes Jahr seit ihrem Start am 27. Juli 1997 bis zu ihrer finalen Episode am 13. März 2007 im TV lief: Wow!
Der Erfolg der Serie gründet sich wahrscheinlich auf mehreren Gesichtspunkten: So ist sie neben der originellen Grundidee und dem Vorerfolg des Films von Roland Emmerich geprägt von abwechslungsreichen, spannenden Geschichten, toller effektreicher Nachbearbeitung, sehr guten Schauspielern und liebevoll erarbeiteten Figuren und Beziehungen. Klar gibt es in dem Meer aus 213 Episoden auch mal die ein oder andere Folge, die weniger fesselnd ist, was aber keinesfalls eine Auswirkung auf das überdurchschnittlich positive Gesamtbild der Serie hat.
Auch für nicht-Sci-Fi-Fans ist „Stargate“ unbedingt sehenswert, denn die Geschichten rund um das „Tor zu einer anderen Welt“ verbinden gekonnt Spannung, Action, Humor, Anspruch und einen Hauch Gefühl und Romantik mit hin und wieder auftauchenden zarten Botschaften an die Menschlichkeit und Verarbeitung von kritischen Fragen im Bereich der Politik und Diplomatie. „Stargate“ lässt den Zuschauer wirklich in eine fremde Welt eintauchen und für eine Weile vergessen, dass er auf dem gemütlichen Wohnzimmersofa vor der Mattscheibe sitzt und nicht selbst Teil einer grandiosen, fesselnden Geschichte ist.