„Reden über Liebe ist wie Tanzen über Architektur.“
Wohl kein Thema ist öfters in Filmen behandelt und als Aufhänger für Geschichten jedweder Art benutzt worden als die Liebe. Manchmal sehr oberflächig, zum Teil sehr lustig, teils traurig erzählt, spiegelt diese unterschiedliche Herangehensweise der Filmemacher gerade das wider, was der Liebe seit jeher anhaftet: Vielschichtigkeit. Nichts ist liebestechnisch gesehen einfach nur
einfach, und wenn es doch einmal halbwegs glatt läuft, tauchen mitunter nach und nach diverse Unwägbarkeiten und gewaltige Hürden auf, die es im folgenden zu meistern gilt.
Einen beeindruckenden Film, der sich ausschließlich den einzelnen Facetten der Liebe widmet, ohne jedoch auf humoristische und unterhaltsame Einlagen zu verzichten, legt
Willard Carroll mit seinem 1998 entstandenen Ensemble-Werk
„LEBEN UND LIEBEN IN L.A.“ vor. Die Geschichte ist hierbei ganz im Stile eines Episodenfilms aufgebaut, indem verschiedenste Einzelschicksale gezeigt werden, nur um nachher miteinander in Verbindung gebracht zu werden.
Vorliegend handelt es sich um Episoden aus dem Leben von elf Menschen in Los Angeles. So lernen wir schon recht schnell Hannah (Gena Rowlands, „
The Mighty - Gemeinsam sind sie stark“ [1998]) und Paul (Sean Connery, „
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ [1989], „
The Rock“ [1996]) kennen, ein seit nunmehr schon 40 Jahren miteinander verheiratetes Pärchen. Hannah führt eine erfolgreiche Kochshow, ist aber nicht mehr sonderlich glücklich. Vor allem nicht, als sie erfährt, dass ihr Mann zum einen an einem Hirntumor leidet und Hannah zum anderen vor 25 Jahren mit einer Jüngeren betrogen hat. Die Vergangenheit zerrt sehr an den Nerven der resoluten Frau und stürzt sie mehr und mehr in eine Krise.
Als mindestens ebenso nachdenklich erweist sich das Leben der Theaterregisseurin Meredith (Gillian Anderson, „
Akte X - Der Film“ [1998]). Die junge Frau beharrt steif und fest auf der Überzeugung, sie brauche keinen Mann, gerät aber in eine echte Zwickmühle, als sie den attraktiven Architekten Trent (Jon Stewart, „
Faculty“ [1998]) kennenlernt, welcher sie schnurstracks zu einem Rendezvous bittet. Die liebe Liebe...
Selbige macht auch vor der flippigen Joan (Angelina Jolie, „
Mr. & Mrs. Smith“ [2005]) nicht Halt, die in einer weiteren Episode versucht, den eher scheuen, dennoch charismatischen Keenan (Ryan Phillippe, „
Eiskalte Engel“ [1999]) für sich zu begeistern. Währenddessen muss Mildred (Ellen Burstyn, „
Wicker Man“ [2006]) an das Krankenbett ihres – wie sie dann herausfindet – todkranken Sohnes Mark (Jay Mohr, „
Sex oder stirb“ [2000]) eilen. Dieser offenbart ihr schließlich noch ein Geheimnis, das er bisher für sich behalten hat, im Zeitpunkt seines nahenden Todes aber nun doch an seine ihn liebende Mutter weitergeben möchte.
Gracie (Madeline Stowe) und Roger (Anthony Edwards, „
Die Vergessenen“ [2004]) schließlich lassen ihre Beziehung fast ausschließlich im Bett stattfinden, und Hugh (Dennis Quaid, „
Cold Creek Manor“ [2003]) – geplagt vom durch ihn verursachten Unfalltod seiner Frau – erzählt den Menschen nachts in der Kneipe seine Lebens- und Leidensgeschichte – allerdings jedes Mal eine andere.
Willard Carroll beweist mit
„LEBEN UND LIEBEN IN L.A.“ eindrucksvoll, dass ein Liebesfilm nicht zwangsläufig kitschig und/oder an den Haaren herbeigezogen sein muss, und präsentiert mit einem gut aufgelegten, toll agierenden Schauspielerensemble eine überaus unterhaltsame, rührende, jedoch auch lustige Parabel über die schönste Sache der Welt. Während die meisten Vertreter des Genres schon von Anfang an unaufhaltsam auf das Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End zusteuern, werden in diesem zwar märchenhaft anmutenden Film jedoch keine Wunder geschehen. Das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert. So gibt es auch ein, zwei Momente im Film, die einen ob ihrer traurigen Wahrheit und intensiven Inszenierung fast zu Tränen rühren. Er wollte einen Film drehen, der zeigt, wie man Liebe auf unterschiedlichste Weise erleben kann, sagte Regisseur Carroll einst in einem Interview. So ist es auch verständlich, dass der Film nicht auf festgefahrenen, einfallslosen Schienen verläuft, sondern über die gesamte Laufzeit ein buntes Potpourri gleich einer Wundertüte serviert und hiermit eine gehörige Portion Anspruch transportiert. Die Botschaft, dass Liebe trotz aller dazugehörender Hindernisse und Hürden überall zu finden ist, das Leben mitunter erst dadurch lebens- und (sagen wir es ruhig!)
liebenswert wird, hat der Zuschauer spätestens am Schluss bei der Zusammenführung der Charaktere schon selbst für sich gefunden, so dass ein moralisierender Zeigefinger völlig überflüssig ist. Das Ende dieses kleinen Meisterwerks lässt uns dann auch rundum zufrieden zurück, wenngleich wir auch wissen, dass das Leben nicht immer leicht ist. Hier ist es wie mit der Liebe: es gibt, der Vielseitigkeit Rechnung tragend, immer mindestens zwei Seiten, auf die die geworfene Schicksalsmedaille fallen kann.