Was hat Wes Craven denn da gemacht? Sicher bin ich nicht die einzige, die sich das, nachdem sie „Red Eye“ gesehen hat, kopfschüttelnd fragt.
Dabei schien die Idee ganz gut und der Film deshalb recht spannend zu werden, nicht zuletzt aufgrund des Filmplakats, das eine schwitzige, an einem Flugzeugfenster klebende Hand zeigt. ‚Aha’, denkt man sich da vielleicht, ‚eine thrillige Geschichte an Bord eines Flugzeugs: Das gab’s schon ein paar Mal, könnte aber trotzdem spannend werden. Vielleicht sollte ich mir den Film bis nach dem Urlaub aufheben.’ Ganz ehrlich: Das muss nicht sein, schaut euch den Film ruhig an, bevor ihr ein Flugzeug besteigt, ihr werdet beruhigt sein, da ihr nun gesehen habt, was alles nicht passieren wird, denn immerhin befindet ihr euch in der Wirklichkeit.
Die Story ist schnell erzählt: Hotelmanagerin Lisa (Rachel McAdams) befindet sich auf dem Flug von Dallas, wo sie auf der Beerdigung ihrer Omi war, nach Miami, wo sie in einem Luxushotel arbeitet. Neben Lisa sitzt ein Typ namens Jackson (Cillian Murphy), der sie zuvor schon angeflirtet hat und der jetzt ein ganz anderes Gesicht zeigt: Lisa soll einen Anruf tätigen, um einen wichtigen Geschäftsmann in ihrem Hotel in ein Zimmer verlegen zu lassen, auf das bequem vom Ozean aus ein Attentat verübt werden kann. Tut Lisa das nicht, wird ihr Vater sterben, den ein Kollege Jacksons observiert. Nach einigem Hin und Her tätigt Lisa schließlich diesen Anruf, der das
Leben ihres Vaters retten soll und fühlt sich hinterher ganz mies, weil sie erfährt, dass sie mit diesem Anruf nicht nur den Geschäftsmann selbst, sondern auch seine Frau und seine beiden Kinder in Lebensgefahr gebracht hat. Jetzt heißt es also vier Tote oder nur einer und Lisa nimmt die Beine in die Hand, um beide Parteien zu retten.
Was einem zuerst als positiv auffällt, sind die unverbrauchten, neuen Gesichter der Darsteller. Vor allem Cillian Murphy, den man vielleicht aus „The Wind that shakes the Barley“ kennt, glänzt hier mit seiner Wandlung vom charmanten Fluggast zum brutalen Auftragskiller.
Der Film braucht allerdings eine ganze Weile, bis er in Gang kommt und selbst dann wartet man ewig auf ein wenig Action. Nach etwa einer Stunde wird es dann endlich rasant: Jackson jagt Lisa übers Flughafengelände und folgt ihr bis zum Haus ihres Vaters, um sie umzubringen. Das, was man an Action sieht, ist toll – allerdings viel zu wenig, so dass man kaum seine Kinderportion Popcorn aufgegessen hat, bis der Film schon wieder zu Ende ist.
„Red Eye“ birgt leider eine Menge Blödsinn, oder, gelinde ausgedrückt, ein paar unglaubwürdige Geschehnisse, bei denen man sich stirnrunzelnd fragt, wie realitätsnah das jetzt noch ist. So bedroht Jackson Lisa in aller Seelenruhe, während vor den beiden, hinter ihnen und drum herum die ganzen anderen Flugzeugpassagiere sitzen und davon anscheinend überhaupt nichts mitbekommen. Jackson verpasst Lisa, da sie sich zu Beginn noch nicht so kooperativ zeigt, eine Kopfnuss, woraufhin sie kurz aufschreit und dann ohnmächtig in sich zusammen sackt – und wieder hat das keiner mitgekriegt.
Um ohne ihren Peiniger aus dem Flugzeug zu fliehen, rammt Lisa dem Auftragskiller einen Kuli in den Hals, woraufhin Jackson seine Stimme verliert und seinem Opfer nur noch Bedrohungen entgegenröcheln kann. Und das ist die Stelle, an der der Film komplett ins Lächerliche abrutscht. Jackson bewegt sich, guckt und redet wie ein Vollidiot, der keine Bedrohung mehr darstellt, sondern nur noch eine Witzfigur.
Wenn man in einem Kinosaal voller lachender Menschen sitzt und „American Pie 2“ guckt, ist das okay, aber nicht bei einem Film, der Nervenkitzel und atemlose Spannung auslösen soll. „Red Eye“ ist so unfreiwillig komisch, dass man sich fast fragt, ob das so gewollt ist, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Das Ganze wird noch getoppt, als sich Jackson am Ende aus mehreren Wunden blutend zuckend und zappelnd auf sein Opfer stürzen will.
Dieser Film macht sicherlich nur Angst, wenn man sehr schwache Nerven hat, sich nachts allein in einem großen Haus voll knarrender Dielen befindet und die Straße, in der man wohnt, regelmäßig von einem Serienkiller heimgesucht wird. Zusammen aber mit Freunden oder sogar im Kino erlebt man höchstens ein paar lustige Minuten… auch schön, denn zusammen lachen macht Spaß, deshalb bekommt der Film immerhin zwei Sternchen!