Eigentlich hab' ich ihn ja schon vier oder fünf Mal gesehen ... Hier etwas darüber zu schreiben, diente mir aber als gute Entschuldigung, ihn mir nochmals anzuschauen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Hauptgrund für die hohe Abnutzungs-Resistenz von CYPHER liegt wohl in Natalis Ästhetik, die mehr als alles andere für die konstant bedrückende, unterschwellig bedrohliche Stimmung der Films verantwortlich ist.
CYPHER ist erst der zweite Film des Kanadiers Vincenzo Natali, nach CUBE.
Der Look ist derselbe, die Atmosphäre ist dieselbe, der Film ist aber etwas ganz anderes. Und das ist für mich der Grund, Natali einen Wiedererkennungswert vom Niveau eines David Lynch oder Roman Polanski zuzusprechen.
Morgan Sullivan hat eine keifende Ehefrau, die ihn in der Firma seines Schwiegervaters unterbringen will.
Sullivan hat aber andere Pläne: Er wird Wirtschafts-Spion für Digicorp Technology, den direkten Konkurrenten von Sunways Systems.
Als Jack Thursby reist er kreuz und quer durch die Staaten, von einem Kongress zum nächsten, um diese direkt über ein Mikrophon in seinem Kugelschreiber an seine Auftraggeber zu übermitteln.
Alles geht gut, bis er auf Rita (Lucy Liu) trifft, die ihn jäh aus dem Kontext des frischgebackenen Spions reisst. Offenbar weiss sie, dass Jack Thursby eine Legende ist und eröffnet ihm zudem, dass selbst seine alte Identität als unterdrückter
Ehemann ebensowenig seine wirkliche war.
Sie verabreicht ihm ein Gegenmittel, das die Drogen hemmt, die ihm und den andern Kongressteilnehmern eingeflösst werden, um sie gefügig zu machen und das eigentliche Ziel dieser Kongresse zu erreichen: Das Kreieren von Wirtschafts-Spionen, die nicht wissen, dass sie welche sind. Der Stoff also, aus dem CIA-Träume geschmiedet sind.
Was der Protagonist daraufhin entdeckt, lässt ihn nur noch tiefer in seine Identitätskrise stürzen, und Rita, bzw. deren Boss, der sie auf ihn angesetzt hat, scheinen die einzigen Rettungsanker in dem Verwirrspiel zu sein.
Morgan Sullivan, alias Jack Thursby findet schliesslich seine wahre Identität, und Jeremy Northam spielt die Wandlung des Characters vom schüchternen Biedermann zum mysteriösen Drahtzieher im Hintergrund hervorragend.
Lucy Liu stach für mich nicht besonders hervor; ich fand sie in „Payback“ besser.
Vincenzo Natali hingegen hat zwei Dinge klar gestellt: Er dreht nur, was er auch gut findet, und er hat, zusammen mit seiner eingeschworenen Crew, das Zeug dazu, 7 Millionen Dollar wie 30 Millionen aussehen zu lassen.
Dieser Film ist für mich perfekt.