"Es war einmal…", das kleine Mädchen Dorothy Gayle (Judy Garland) lebt im öden, farblosen (d.h. schwarz-weißen) Kansas auf einer Farm. Eines Tages gerät sie jedoch in einen Wirbelsturm und landet, mitsamt ihrem Hund Toto und ihrem Haus, in dem farbenfrohen (d.h. Technicolor), zauberhaften Land hinter dem Regenbogen.
Anfangs hat Dorothy Angst, doch schnell findet sie neue Freunde und erkennt, dass ihr dieses merkwürdige Land doch irgendwie vertraut ist. Dorothy macht sich also auf die Reise durch dieses seltsame Märchenland und macht dabei allerhand seltsame Begegnungen. Sie trifft die zwergenhaften Munchkins (für die MGM vermutlich alle damals in Hollywood lebenden Kleinwüchsigen engagierte), die sie zur Nationsheldin ausrufen, da ihr herunterstürzendes Haus die Böse Hexe des Ostens getötet hat. Dummerweise hat die Hexe noch eine Schwester, die böse Hexe des Westens (Margaret Hamilton), die Dorothy daraufhin verfolgt.
Also macht sich Dorothy auf die abenteuerreiche Suche nach dem geheimnisvollen Zauberer von Oz (Frank Morgan), der ihr Helfen soll wieder zurück nach Kansas zu kommen. Auf ihrem Weg in die Hauptstadt, entlang der 'yellow brick road', begleiten sie ihre neuen Freunde, eine Vogelscheuche (Ray Bolger) ohne Verstand, ein Mann aus Blech ohne Herz (Jack Haley) und ein ängstlicher Löwe (Bert Lahr). Leider kann Dorothy von ihren Freunden keine tatkräftige Hilfe erwarten, da diese selbst ihre Hilfe brauchen.
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schauer wird dabei deutlich gemacht, dass es sich bei Dorothys Reise in das Land hinter dem Regenbogen nur um einen Traum handelt - ähnlich wie bei Alices Sturz durch das Kaninchenloch. Dies wird deutlich, da Dorothy viele der Figuren, die sie im Land hinter dem Regenbogen in verzauberter Form trifft, bereits in Kansas getroffen hat, wie z.B. den Zauberer von Oz, der dort ein Professor war, oder die Vogelscheuche, den Löwen und den Blechmann, die ihr als Farmarbeiter begegnet sind.
Auf ihren gefährlichen Weg erlebt Dorothy jede Menge Abenteuer. Sie wird von fliegenden Affen gejagt, trifft bunte Ponys, die gute Hexe des Nordens und natürlich allerlei singende Fabelwesen, wie sich das für ein ordentliches Hollywood-Musical gehört.
Endlich beim Zauberer angekommen, schickt dieser sie auf ein weiteres Abenteuer. Sie muss erst der bösen Hexe des Westens den Besen stehlen, bevor er Dorothy zurück nach Kansas schicken kann. Doch selbst nachdem Dorothy auch dieses Abenteuer überstanden und die wahre Identität des Zauberers entlarvt hat, wartet noch eine weitere überraschende Erkenntnis auf sie. Ihr muss erst bewusst werden, wie sehr sie ihre Familie vermisst, dass Kansas doch kein so schlechter und langweiliger Ort ist und das es 'nirgends ist es so schön wie zu Hause ist'. Erst dann kann sie ihre roten, glitzer Schuhe zusammenschlagen und sich nach Hause zurücksehen.
Zurück in Kansas ist dann auch nicht mehr alles beim alten, denn nicht nur Dorothy hat sich von einem einsamen, ängstlichen in ein lebensfrohes und abenteuerlustiges Mädchen verwandelt, auch die Farbe ist aus ihrem Traum in die Realität mit zurückgekehrt.
Der Zauberer von Oz basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von L. Frank Baum, das jedoch bei weitem nicht so erfolgreich war wie der Film. Dieser ist längst zu einem Klassiker des amerikanischen Kinos geworden. Nur leider ist der Film in Deutschland nicht ganz so bekannt und beliebt wie im englischsprachigen Raum, wo fast jeder in seiner Kindheit Bekanntschaft mit den Munchkins und der bösen Hexe des Westens macht.
Sicherlich ist Der Zauberer von Oz auch deshalb so erfolgreich geworden, weil er die archetypischen Ängste eines jeden Kindes anspricht. Da ist einmal die Angst das sichere Zuhause zu verlieren, das für Kinder noch das Zentrum der Welt bedeutet, mag es auch noch so langweilig und öde sein. Das Land hinter dem Regenbogen verkörpert dagegen die große, weite, fremde Welt, die auf Kinder ebenso faszinierend und aufregend, wie erschreckend und gefährlich wirkt. Auch spielt der Film, durch die Figuren der Vogelscheuche, des Löwen und des Blechmannes mit den Ängsten, dass man möglicherweise nicht gut genug oder nicht echt genug ist, dass man zu hässlich oder nicht tapfer genug ist. Dadurch das Dorothy jedoch ihren Freunden hilft diese Ängste zu überwinden, überwindet sie auch ihre eigenen Ängste.
Des weiteren wurde der Film, durch seine aufwendige Ausstattung, die Spezialeffekte, die eingängliche Musik, die Kostüme und natürlich die Darsteller (insbesondere Judy Garland) so berühmt. Für die damalige Zeit, in der die meisten Filme noch in Schwarz-Weiß gedreht wurden, war insbesondere der Wechsel von Schwarz-Weiß auf Farbe ein spektakulärer Effekt. MGM's reagierte damit auch auf den ungeheuren Erfolg von Disneys Farbtrikfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937).
Zwar zeugt der Film damit von den hohen Produktionsstandards Hollywoods dieser Zeit, jedoch wird oftmals bemängelt das er keine individuelle Handschrift tragen würde, da insgesamt vier verschiedenen Regisseure mit den Dreharbeiten betreut waren. Anfangs hatte Richard Thorpe die Regie übernommen, wurde aber nach 12 Tagen gefeuert. Für ganze drei Tage wurde dieser dann von George Gukor ersetzt, dem Viktor Flemming folgte. Als dieser jedoch zu den Dreharbeiten von Vom Winde verweht wechselte übernahm für die letzten Drehtage King Vidor die Regie.
Der Zauberer von Oz ist eines der aufwendigsten Hollywood-Musicals aller Zeiten und ist, selbst wenn der Film heutzutage etwas veraltet und kitschig wirken mag, für Kinderaugen immer noch so spannend und zauberhaft wie eh und je.