Experimentelle Kamerafahrten? Check. Grooviger Soundtrack irgendwo zwischen Flower Power Pop und indischer Psychedelia? Ja. Schlechte Dialoge ? Gelegentlich.
Zahlreiche Nacktszenen? Na klar. Trickreiche Suspense und doppelbödige Handlung? Vorhanden! Hippie- und Counterculture- Klischees? Immer gerne.
Tja, man kann wirklich mit Fug und Recht behaupten Regisseur Umberto Lenzi, berüchtigt für seine Amazonas - Schlachtplatten wie „Cannibal Ferox“ oder den Poliziescho-Reißer „Almost Human“, ist wirklich die komplette Checklist der typischen Elemente eines Early Seventies - Exploitationfilmes durchgegangen und hat all diese Elemente in „Oasis of Fear“ verwendet.
Der Streifen, der jetzt neu auf DVD beim britischen Genrefilm-Label Shameless Films erschienen ist und auch als „Dirty Pictures“ bekannt ist, zählt zu den unbekannteren Werken des Regisseurs und vereint sowohl (S)exploitation- als auch Giallo-artige Elemente und mischt diese mit einer teils kammerspielartigen Atmosphäre auf gekonnte Weise.
Der gute Lenzi war ja wirklich in jedem Genre mehr oder weniger zu Hause.
Das junge Hippiepärchen Dick und Ingrid(Ray Lovelock und Ornella Muti) schlägt sich in den frühen 70ern durchs Leben. Für den nötigen Zaster sorgen illegal verkaufte Nacktaufnahmen von Ingrid.
Dagegen hat jedoch die Staatsgewalt etwas, die die beiden wegen der Verbreitung illegaler Pornographie ins Kittchen bringen will.
Auf der Flucht vor dem Gesetz finden die Beiden Unterschlupf bei einer älteren Dame (Irene Papas, bekannt aus „Alexis Sorbas“), die die Zwei in ihrem Anwesen aufnimmt. Doch ahnen sie nicht, dass die Dame nur äußerlich nett wirkt und eigentlich ein perfides Spiel mit ihnen treibt....
Nach dem flotten Beginn, flaut die Handlung zwar merklich ab, doch wenn sich die scheinbare friedliche Oase der Zuflucht für die Hippies in einen allzu realen Alptraum verwandelt , sitzt man als Zuschauer sprichwörtlich „on the edge of the seat“.
Die Giallo- Suspense Elemente tauchen nach und nach im Film auf und mit fortschreitender Spieldauer versteht der Zuschauer auch, weshalb Lenzi den Mittelteil seines Streifens (scheinbar) etwas behäbig gestaltet hat.
Überhaupt fällt auf, dass der Regisseur diesmal sehr zurückhaltend inszeniert und weitestgehend auf Blut oder gar Gore - Spielereien verzichtet - der Lenzi-Kenner reibt sich da schon verwundert die Augen.
Doch solcherlei vordergründige Effekthascherei braucht der Film eh nicht.
Es gelingt zwar nicht den Spannungsbogen über die ganze Spieldauer auszudehnen, doch gerade die letzte halbe Stunde entschädigt für so manches.
Der Film liegt nach Jahren in der Versenkung nun in der längsten erhältlichen DVD - Fassung vor, die aus unterschiedlichem Source - Material zusammengesetzt wurde, was sich natürlich in einigen Qualitätssprüngen bemerkbar macht, die jedoch für das Alter des Films mehr als in Ordnung gehen.
Wer Thriller aus Italien mag, bekommt mit „Oasis Of Fear“ einen obskuren aber sehr sehenswerten Film, der vielleicht nicht zu Lenzis Besten zählt, den Genrefreund jedoch gut unterhält.
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Shameless Screen Entertainment