„Three balls, two sticks, one corked nose. Snowman? No. Much, much more. I am the Wizard of Blizzard! Hahahahahaha! Now run, you little mountain goats!”
Das Bauen eines Schneemannes gehört für viele einfach zum Winter dazu. Während Mama und Papa versuchen, das Haus vor der drohenden Familieninvasion herzurichten, vergnügen sich kleine und große Schneehasen in der weißen Pracht, und nicht selten steht am nächsten Tag auch schon ein mannshoher Schneekamerad mit dem Lieblings-Hut des Vaters auf dem kalten Kopf im heimischen Vorgarten. Ja, Weihnachten scheint nahe, und alles könnte toll sein. Könnte.
Der kleine Charlie Frost (Joseph Cross) würde bestimmt gerne glücklich und zufrieden sein, doch ein schwerer Schicksalsschlag nahm ihm vor einem Jahr seinen Vater, den Musiker Jack Frost (Michael Keaton). Der aufstrebende Künstler stand kurz vor dem musikalischen Durchbruch, nahm dafür aber auch die Vernachlässigung seiner Frau Gabby (Kelly Preston) und seines Sohnes in Kauf. Während Gabby sich schon lange mit dieser Tatsache abgefunden hatte und nichtsdestotrotz ihren Musiker abgöttisch liebte, wurde es für Charlie immer schwerer. Versprechen, die gegeben wurden, konnten mehrere Male nicht von Jack eingehalten werden, so dass sich eine immer größer werdende Kluft zwischen den beiden auftat. Umso tragischer, dass Jack gerade in der Weihnachtsnacht eine Eingebung hatte, erkannte, dass die Familie doch über al
lem steht, und sich mit dem Auto auf den Nachhauseweg machte, um seine Familie zu überraschen.
Er sollte nie zu Hause ankommen.
Alles, was Charlie letztlich von seinem Vater geblieben ist, ist neben der Erinnerung eine Mundharmonika, die Jack immer scherzhaft als
Zauber-Mundharmonika bezeichnete. Eines Tages, in einem Anflug von tiefer Trauer, spielt Charlie auf ihr, denn – so sein Vater damals: Wo auch immer er (Charlie) auf ihr spiele, Jack würde die Töne hören. Dieses Mal ist es allerdings nur der zuvor gebaute Schneemann im Vorgarten, der lauschen könnte – und, oh Wunder: unbeobachtet von Charlie erwacht der vormals stumme Kamerad plötzlich zum Leben. Jack Frosts Geist ist kurzerhand zurückgekehrt und hat sich im Schneemann manifestiert, welcher sich fortan sogar bewegen kann. Selbstverständlich hat man es heutzutage als sprechender und gestikulierender Schneemann in der Gesellschaft mehr als nur schwer; vor allem birgt der Umstand, dass Charlie ja irgendwie davon erfahren muss, dass sein Vater nun buchstäblich der coole Dad ist, den dieser sich immer gewünscht hat, einige Hürden und Schwierigkeiten. Also macht sich Jack „Schneemann“ Frost daran, in seiner neuen Gestalt alles besser zu machen, vor allem aber, seinen Sohn wieder für sich zu gewinnen. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht, denn selbst der kälteste Winter wird irgendwann einmal weichen müssen.
Grundsätzlich ist an der Grundidee dieser Weihnachtskomödie rein gar nichts auszusetzen, vereint sie doch all jene Aspekte unter einem Hut, die unsereins mit Weihnachten verbindet: Familie, Zusammenhalt, Besinnlichkeit, Vergnügen. Der schneemanngewordene, tragische Hauptdarsteller
Michael Keaton, den man selbst in seinem animierten Pendant zu erkennen vermag, findet an Weihnachten endlich Einsicht, indem er Arbeit und Erfolg hinter seiner Familie in die Reihe einreiht. Späte Einsicht, mag man meinen, aber selbst Charles Dickens’ Ebenezer Scrooge in der weltberühmten „Weihnachtsgeschichte“ gehörte dereinst schon nicht gerade zu der sonderlich schnellen Sorte, weshalb sich hier das Motto „Besser spät als nie“ durchaus als ultima ratio verwenden lässt. So weit, so gut. Leider macht die Weihnachtsmär nach der Verwandlung Jacks einen großen Fehler: sie verlässt sich einfach zu sehr auf seinen animierten Charakter, der trotz recht pfiffiger Tricktechnik einfach nicht
der geeignete Sympathieträger für eine Geschichte um Vaterliebe und späte Einsicht ist. Denn sehr zum Unmut der älteren Zuschauer, auf die der Film in seiner vereinfachenden Inszenierung bestimmt nicht zugeschnitten ist, wirft der frostige Kugelmann neben Schneebällen auch noch mit einigen unpassenden Zoten um sich, die garantiert nicht für zarte Kinderohren bestimmt sind. Zwar wurden einige Frotzeleien durch die ansonsten recht solide Übersetzung „entschärft“, nichtsdestotrotz muss man sich fragen, ob in einer familienfreundlichen Weihnachtskomödie derartiges nicht am besten von vornherein hätte ausgespart werden sollen.
Stichwort „familienfreundlich“: man merkt, dass die vier Drehbuchautoren viel erzählen und vermitteln wollten. Allerdings folgen komischen Passagen willkürlich fast schon zu traurige, ernste Momente, dass man mitunter vor der Frage steht, ob man hier eine Komödie oder ein Drama sieht. Prinzipiell ist natürlich nichts gegen ein gesundes Gleichgewicht zwischen diesen Elementen einzuwenden – vorausgesetzt, die Inszenierung derselben folgt einem roten Faden. Diesen sucht man hinsichtlich des zu Vermittelnden leider vergeblich, während man hingegen etwas Rot in der klischeebeladenen Regie erkennen kann, wenn man denn so will. Denn abgesehen vom wahrhaft kühlen Hauptcharakter bietet der Film wenig Neues oder sonderlich Mitreißendes, klappert er doch brav altbekannte, altgediente Schemen ab.
So ist
„JACK FROST - DER COOLSTE DAD DER WELT“ zwar durchaus nette und teilweise auch anrührende Familienunterhaltung. Zum Schmelzen bringt er den Zuschauer aber leider nicht. Wie gesagt: Schneemänner – vor allem animierte – haben es heutzutage wirklich nicht leicht.