Wunderhübsches Model aus gutem Hause, Tochter eines Schauspielers und eines Models bricht mit der Glamourwelt und wird Kopfgeldjägerin. Aus dieser auch noch wahren Geschichte hätte man ja so manches machen können. Ein Drama über ein extremes Leben zwischen High-Society und Unterwelt etwa. Oder noch besser - ein Gangsterpanorama a la "Goodfellas" über die Welt der Kopfgeldjäger. Wäre alles drin gewesen.
Jetzt war aber Domino Harvey halt mit Tony Scott befreundet und deshalb kriegen wir das hier – einen ADHS Anfall von einem Film, in dem Keira Knightley das toughe Chick gibt und Mickey Rourke mit großen Knarren durch die Gegend läuft und sich über Pornos beschwert, die die Cumshots nicht zeigen. Wahrscheinlich ist es ja Scotts größte Leistung, dass man beim Schauen nicht eine Sekunde über etwaige vergebene Chancen nachdenkt.
Kurz der völlige unwichtige Plot. Eben erwähntes Mädchen namens Domino Harvey (Keira Knightley) will mit der künstlichen Welt ihrer Familie nichts mehr zu tun haben und schließt sich den Kopfgeldjägern Ed (Mickey Rourke), der väterliche Freund und Choco (Edgar Ramirez), der Love-Interest, an. Die drei sind ein Mordsgespann und Domino entpuppt sich als sehr fähige, harte und furchtlose Frau, die schon mal spontan einen Lap-Dance abzieht, um nicht abgeknallt zu werden.
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Dann gibt es da noch den Auftraggeber, den Delroy Lindo spielt, der die Truppe mit Arbeit versorgt und dessen Freundin irgendwie Mist baut, wodurch zum einen ein Casinoboss aus Las Vegas um 10 Millionen Dollar erleichtert und zum anderen der Mafia der Überfall in die Schuhe geschoben wird. Beide Seiten sind ungehalten über diese Vorgänge, Dominos Truppe wird beauftragt das alles zu richten und gerät zwischen die Fronten. Die Kopfgeldjäger werden außerdem von einem Kamerateam begleitet, weil sie Teil einer Realityshow sind.
Tony Scott verkompliziert die ganze Sache künstlich, indem er die Geschichte in Rückblenden erzählt, verpackt in Dominos Aussage beim FBI, bei der sie auch noch versucht die Agentin (und damit auch den Zuschauer) auf die falsche Fährte zu locken. Außerdem werden Textkarten verwendet, zahlreiche Charaktere mit Namenseinblendung eingeführt und Fotos mit Linien verbunden, die Komplexität vortäuschen und das Verständnis von Zusammenhängen erleichtern sollen, die völlig egal sind. Am Ende geht es darum, dass alle das Geld wollen und sich zum Schluss der Las Vegas Mob, die Mafia, das FBI und die Kopfgeldjäger in einem Penthouse über den Haufen schießen (Übrigens eine schöne Reminiszenz ans Scotts "True Romance").
Keira Knightley in der Titelrolle ist eine etwas eigenartige Wahl (obwohl die Entscheidung klarer wird, wenn man Fotos der echten Domino Harvey im Bonusmaterial sieht). Sie bemüht sich redlich und zeigt Dinge, die man von ihr nicht erwartet und ihr auch nicht zugetraut hätte. Es ist klar, warum sie sich diese Rolle ausgesucht hat. Domino Harvey macht ihr sichtlich Spaß und sie hängt sich auch ordentlich rein. Dennoch hat man das Gefühl, hier einer guten Schauspielerin zuzusehen, die zeigt was sie kann und nicht einer jungen Frau die Kopfgeldjägerin wird. Mal abgesehen davon, dass sie sich sehr anstrengen muss, um von ihren beiden Kollegen präsenzmäßig nicht in den Schatten gestellt zu werden. Edgar Ramirez’ leicht psychotischer Choco ist einfach die interessantere und coolere Figur und Mickey Rourke nimmt sich zwar sichtlich zurück, nur ist er halt Mickey Rourke. Dieses ihm mittlerweile innewohnende Gewicht bringt er mit seinem ganzen Talent nicht weg.
In Nebenrollen tauchen dann noch Christopher Walken als TV-Produzent, Mena Suvari als dessen Assistentin und die "Beverly Hills, 90210" Veteranen Ian Ziering und Brian Austin Green auf, die sich quasi selbst spielen, sowie Tom Waits als etwas angeschrägter Priester, der einem seiner Lieder entsprungen sein könnte.
Ansonsten schneidet Scott wie immer sehr, sehr schnell, läßt die Bilder wackeln, verwendet Jumpcuts, Zeitlupen, Zeitraffer, diverse Verfremdungseffekte (nicht nur beim obligatorischen Drogentrip in der Wüste), Farbfilter, und alles was der Geier sonst noch so an visuellen Spielereien hergibt. Kurz gesagt – er haut zwei Stunden lang voll auf die zwölf. "Domino" ist kurzweilig und ein intensiver, zappeliger Film, der wohl Domino Harveys Innenleben widerspiegeln oder auch einfach nur rocken soll. Wenn er am Ende versucht dir etwas über Freundschaft zwischen den Kopfgeldjägern zu erzählen und dass Domino das alles nur für das Leben eines kleinen Kindes gemacht hat, ist er selber schuld. "Domino" macht Spaß. Auch ein zweites Mal.