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Hänsel und Gretel: Hexenjäger

Hänsel und Gretel: Hexenjäger

Ein Film von Tommy Wirkola


Don't eat the fucking candy.


Ein Blick in die Zeitung genügt zumeist, dass sich unsereins im Grunde über rein gar nichts mehr wundert. Von daher sagen wir in dieser Rezension auch direkt, was Sache ist: In Tommy Wirkolas filmgewordener Walpurgisnacht „HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER“ bekämpfen die beiden titelgebenden Märchenfiguren (wie könnte es bei diesem Titel auch anders sein?) unzählige Hexenwesen. Richtig gelesen. Und wir fragen: Macht diese kurze Synopse irgendwie Sinn? Antwort: Nicht im Geringsten. Ist die Schlachtplatte immerhin unterhaltsam? Oh ja. Denn so verschroben-abstrus die Grundidee des in den Filmstudios Babelsberg gedrehten Fantasy-Streifens anfangs auch noch erscheinen mag, so ehrlich-sympathisch kommt der im besten Sinne altmodisch inszenierte Trash-Spaß am Ende daher.


„HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER“ erzählt uns keinerlei Märchen, sondern im Gegenteil genau das, was man bei einem Titel dieser Art erwartet. Und so war es einmal das Geschwisterpärchen Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton), das sich nach der damaligen erfolgreichen Flucht aus dem Pfefferkuchenhaus als Hexenjäger-Duo einen Namen gemacht hat. Keine Hexe war fortan vor ihnen sicher, weshalb auch der neueste Auftrag, der sie ereilt, zunächst wie ein Routine-Job erscheint. Mehrere Kinder sind verschwunden, und natürlich kann niemand anderes als eine Hexe dahinterstecken. Doch was u
nser bis an die Zähne bewaffnetes Helden-Duo auf seiner Jagd schließlich in den Augsburger Wäldern vorfindet, ist die bisher wohl größte Herausforderung der beiden, die ungewollt alte traumatische Wunde der Vergangenheit aufreißt...


Keine Sorge: Auch wenn die Auflösung des Falls sowohl Hänsel als auch Gretel mit den Dämonen ihrer jeweiligen Vergangenheit konfrontiert, tangiert das die trashig-amüsante Grundausrichtung des Films, die man nun einmal erwartet, zum Glück nur wenig. Denn Selbstzweifel und Traumata haben im märchenhaften Wald Augsburgs – zumindest in der Version von „Dead Snow“-Regisseur Tommy Wirkola – nicht einmal annähernd das Sagen. Vielmehr zelebriert Wirkola eine Vorlesestunde der etwas anderen Art, in der der bekannte Märchenklassiker einmal gehörig durch den Fleischwolf gedreht wird. Da platzen ungezieferverseuchte Menschen, werden feinfühlig Köpfe plattgetreten und Hexen mittels Drahtseilen fein säuberlich in ihre Einzelteile zerlegt – ja, wenn die herrlich gegen jedweden Anspruch dahinmetzelnden Jäger sich dem Kampf mit der Oberhexe (boshaft: Famke Janssen) nähern, welche einen ach so perfiden Plan verfolgt, geht es gehörig zur Sache. Sehr zur Freude des anspruchsvollen Splatterfans, da sich trotz eines stattlichen Budgets von 60 Millionen US-Dollar die Computertricks niemals in den Vordergrund drängen, sondern viel Handarbeit, gerade in den unzähligen Masken, die eigentümliche Szenerie bestimmt.


Eine Szenerie, die nicht nur von einem energischen Bürgermeister (markant: Peter Stormare, „Unzertrennlich - Inseparable“ [2011]), illustren Hexen (wer kennt sie nicht, die doppelköpfige Samurai-Hexe?) und pompösen, köpfematschenden Trollen bevölkert wird, sondern eben auch von zwei Individuen, die es notgedrungen mit alledem aufnehmen müssen. Wie gut, dass uns der Film zwei toughe Hauptpersonen präsentiert, denen all dies nichts auszumachen scheint: Jeremy Renner, zuletzt mit „Das Bourne Vermächtnis“ [2012] im Kino, gibt einen wortkargen, agilen und zuckerkranken (!) Kämpfer, der einen knackigen Oneliner immer noch der ausschweifenden Konversation vorzieht. Erst schießen und das Nachfragen lieber gleich sein lassen, da die nächste Hexe garantiert schon an der nächsten Ecke lauert, lautet seine Devise. Wenig zimperlich geht auch seine in schwarze Lederkluft gehüllte Filmschwester Gemma Arterton („Kampf der Titanen (2010)“) vor, die wenn schon mit Worten zumindest nicht mit optischen Reizen geizt, während sie Hexen vermöbelt. Keine Frage: Die versiert inszenierte Action sitzt, gnadenlos unterhämmert vom abermals Hans Zimmer-produzierten Score.


Herauskommt kommt ein bei aller Absurdität äußerst charmantes Fantasy-Späßchen für zwischendurch, das sich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd ernst nimmt und mit dieser an den Tag gelegten Ehrlichkeit letztendlich gehörig zu punkten weiß. Sicher ist die Geschichte simpelst, die Dramaturgie nicht der Rede wert und die Schauspielleistung, so benötigt, im Rahmen des Möglichen und allenfalls solide. Doch wen schert’s, wenn diese filmgewordene Warnung vor zu viel Süßkram völlig unbekümmert und mit dem Feingefühl eines handelsüblichen Hexenschredders im Grimm’schen Märchenwald wildert, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre? Eben. Abgesehen davon liegt nun endlich der langerwartete Beweis vor, dass nicht nur Messer, Gabel, Schere, Licht, sondern ebenfalls die Märchen in ihrer ursprünglichsten Form eher ungeeignet für Kinder sind. Was damit im Speziellen auch für „HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER“ gilt. Eine letzten Endes doch recht schöne Moral von der Geschicht’, oder?



Eine Rezension von Stefan Rackow
(25. August 2013)
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Daten zum Film
Hänsel und Gretel: Hexenjäger Deutschland, USA 2012 / 2013
(Hansel & Gretel: Witch Hunters)
Regie Tommy Wirkola Drehbuch Tommy Wirkola
Produktion Paramount Pictures / Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) / Metro-Goldwyn-Mayer Pictures / Gary Sanchez / Siebzehnte Babelsberg Film / Deutscher Filmförderfonds Kamera Michael Bonvillain
Darsteller Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Peter Stormare, Pihla Viitala, Derek Mears, Thomas Mann (II), Bjørn Sundquist, Ingrid Bolsø Berdal, Joanna Kulig, Rainer Bock, Cedric Eich, Alea Sophia Boudodimos, Monique Ganderton, u.a.
Länge 82 Minuten FSK ab 16 Jahren
http://www.hanselandgretelmovie.com/
Filmmusik Atli Örvarsson (Original music by), Dave Fleming (additional music by)
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