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Let the right one in - So finster die Nacht

Let the right one in - So finster die Nacht

Ein Film von Tomas Alfredson

Der 12-jährige Oskar hat die üblichen Probleme eines schwedischen Jungen: die Pubertät beginnt, die Eltern streiten sich und leben getrennt, und in der Schule wird er immer wieder von einer Gruppe von Halbstarken drangsaliert und geschlagen. Eines späten Abends gerät jedoch Bewegung in sein Leben, als in die Nachbarwohnung die gleichaltrige Eli mit einem älteren Herren einzieht. Das junge Mädchen verlässt die Wohnung nie bei Tageslicht, und auch die Fenster werden verrammelt. Schon bald sterben immer mehr Leute in der Stadt, denen jedesmal das Blut abgezapft wurde. Und so langsam bahnt sich eine zarte Freundschaft zwischen Oskar und Eli an...

Der 1969 geborene John Ajvide Lindqvist arbeitete zuerst als Zauberer und Stand-Up-Komiker, bevor er sich der Literatur widmete und 2004 seinen ersten Roman veröffentlichte: Let the right one in. In Schweden wurde das Buch ein großer Erfolg, und schließlich wurde es in andere Sprachen übersetzt, darunter auch ins Deutsche, wo es den neuen Titel "So finster die Nacht" bekam. Der Erfolg war letztlich so groß, dass man sich entschloss, das Buch zu verfilmen. Die Arbeit am Drehbuch übernahm John Ahvide Lindqvist höchstpersönlich, so dass man davon ausgehen kann, dass der Film vom Drehbuch her so ist, wie ihn der Autor sich selbst vorgestellt hat. Dass dieser die dafür nötige Kompetenz mitbrachte, lag nicht zuletzt daran, dass er auch schon vorher mehrere Drehbücher verfasste und unter anderem für die schwed
ische Serie "Kommissionen". Sein zweiter ins deutsche übertragene Roman, "So ruhet in Frieden", der im Original mit "Hanteringen av odöda" betitelt ist, wird angeblich auch in naher Zukunft verfilmt. Und bei dem Ergebnis der Verfilmung von Let the right one in darf man durchaus gespannt sein!

Let the right one in (ich kürze das jetzt mit LTROI ab) ist eine sehr seltsame Genremischung. Prinzipiell handelt es sich um eine Art Coming-of-Age-Drama. Oskar ist ein absolut durchschnittlicher Junge, der die üblichen Probleme seiner Altersgenossen hat. Vor allem durch die Schläger in der Schule muss er leiden, aber auch mit seinen getrennten Eltern kommt er nur schwer zurecht. So weit, so normal. Der geneigte Leser wird aber schon an der Inhaltsangabe gemerkt haben, dass da etwas eindeutig nicht stimmt. Ab jetzt folgen leichte Spoiler bezüglich der grundsätzlichen Hintergrundgeschichte des Films, wer also gar nichts wissen möchte, möge nun das Lesen beenden - vielen Dank. "Let the right one in" ist nicht nur fast eine Liedzeile der Band Morrisey (die Lieblingsband von Autor Lindqvist), sondern gleichzeitig auch noch ein zentraler Satz in der Vampirmythologie. Ein Vampir darf nämlich ein Haus nur betreten, wenn er hereingebeten wird bzw. die Erlaubnis bekommt. Und Eli ist nichts anderes: sie ist ein jahrhunderte altes Vampirmädchen. Und dieses Thema des Vampirismuses wird nicht als Gag in den Film eingebracht, sondern steht gleichberechtigt neben dem Jugenddrama und ist ein ernster Bestandteil des Films. Wer sich bei fantastischen Elementen also aufregt, sollte sich wohl eher einen anderen Film suchen.

Ein ähnlicher Film, der bei Betrachten von LTROI ins Gedächtnis kommt, ist dann der ebenfalls großartige Pans Labyrinth. Dabei schraubt LTROI die Effekte und die fantastischen Elemente jedoch deutlich zurück und konzentriert sich zu großen Teilen auf die Beziehung zwischen Oskar und Eli. Das ist dann auch eine wunderschöne Liebesgeschichte von zwei Kindern, die von Liebe jedoch noch gar keine Ahnung haben. Das mündest dann schließlich in eine Szene, als beide im Bett liegen, und Oskar dann Eli fragt, ob sie mit ihm gehen möchte. Dieser Dialog ist dann einerseits sehr witzig, andererseits auch so berührend, dass er die Protagonisten nicht der Lächerlichkeit preisgibt, sondern viel mehr ihre Kindlichkeit - vor allem bei Elis Charakter ist dies wichtig - unterstreicht. Dabei muss man aber auch noch eines sagen: der Film ist zu großen Teilen sehr sehr gemächlich. Ob dies nun ein Vorteil oder ein Nachteil ist, möge jeder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil konnte mich gut damit anfreunden, der Film ist auch weder langweilig, noch zieht er sich sonderlich. Allerdings wäre ab und zu ein höheres Tempo wünschenswert gewesen, auch wenn der Film in dieser meditativen Geschwindigkeit noch 5 Stunden hätte laufen können, einfach weil das alles so schön und gelungen ist.

Stellt sich letztendlich noch eine Frage: für wen ist der Film, wer ist sein Publikum? Was sich nach dem idealen Jugendfilm anhört, ist dann doch mit einiger Vorsicht zu genießen. Gerade jüngere Zuschauer können sich sicherlich gut mit Oskar und seinen Problemen identifizieren, auch weil das alles bei weitem nicht überdramatisiert wird und damit auch nicht als larger-than-life anzusehen ist. Doch spätestens wenn Eli und ihr väterlicher Begleiter Håkan die Bühne betritt ist Schluss mit lustig, und gleichaltrige Zuschauer wie Oskar könnten so einige Schwierigkeiten mit dem Film bekommen. Denn LTROI ist stellenweise sehr sehr blutig, und hat ein paar herbe Make-Up-Effekte. Aus Spoilergründen sei hier kein Name genannt, aber eine gewissen Person landet später im Krankenhaus - das Gesicht wurde von Säure zerfressen. Dabei bekommen wir eine sehr schwer anzusehende Maske zu sehen, die in dieser Grausamkeit sehr unerwartet kam. Ein größerer Kritikpunkt ist dann noch das Ende, das unnötig und angehängt wirkt, auch wenn es noch eine leicht schwarzhumorige Note für den Film bringt. Probleme hatte ich noch mit einer kurzen Kameraeinstellung, die sehr voyeuristisch wirkt, zwar etwas zum Vampirthema beiträgt, aber in meinen Augen nicht unbedingt nötig war. Aber das sind Kleinigkeiten bei diesem großartigen Film.

Die Schauspieler können allesamt überzeugen, auch wenn die beide Kinderdarsteller damit in ihrem ersten Film überhaupt spielten. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache auch sehr gut, aber bei den Filmographien finden sich fast ausschliesslich unbekannte schwedische Produktionen. Cast und Crew machen ihre Sache somit sehr gut, nur ein paar wenigen CGI-Katzen sieht man kurz ihre Herkunft an. Dafür sind die restlichen Effekte superb.

Fazit: "Let the right one in" ist ein echtes Highlight. Mit langsamen Tempo und angenehmer Zurückhaltung erzählt er eine wunderschöne Liebesgeschichte zweier Kinder, gleichzeitig jedoch aber auch eine der besten Vampirgeschichten der letzten Jahre. Man darf sich auf den Deutschlandstart am 23.12. auf jeden Fall freuen. Ein kleiner Geheimtipp, der hoffentlich auch hier Erfolg haben wird!

Eine Rezension von David Kugler
(11. Oktober 2008)
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Daten zum Film
Let the right one in - So finster die Nacht Schweden 2008
(Låt den rätte komma in)
Regie Tomas Alfredson Drehbuch John Ajvide Lindqvist
Produktion EFTI Kamera Hoyte Van Hoytema
Darsteller Kåre Hedebrant, Lina Leandersson
Länge 114 FSK
Filmmusik Johan Söderqvist
Nach dem Roman von John Ajvide Lindqvist.
Kommentare zu dieser Kritik
Bastian TEAM sagte am 12.10.2008 um 14:19 Uhr

"Let The Right One In" ist tatsächlich ein kleines Genre-Highlight: Atmosphärisch, tiefgründig, großartig gespielt und mit einer ordentlichen Ladung schwarzen Humors überzogen. Gerade der Humor sorgt dafür, dass der Film nicht zu einem rein deprimierenden Kinder-Drama verkommt, sondern die Gefühlswelt der jungen Charaktere gekonnt wiederspiegelt.

Man munkelt, dass das Hollywood-Remake schon in den Startlöchern steht. Wen wundert´s momentan?!...
travisbickle TEAM sagte am 30.04.2009 um 15:14 Uhr

...wobei ich bezweifle, dass ein mögliches Hollywood- Remake dem Original hier das Wasser reichen könnte. Manche Filme sollten einfach unangetastet bleiben!...
Micha Barbarez sagte am 02.09.2009 um 14:24 Uhr

Ein wunderbarer, origineller, romantisch, düster, tragischer Film, der es verdient gehabt hätte, auch in Deutschland grosse Erfolge zu feiern. Leider, scheint sich die Masse der Zuschauer, da lieber an 0815 Produktionen wie Harry Potter und dem Halbblutprinzen zu erfreuen.
Damocles TEAM sagte am 30.11.2009 um 08:12 Uhr

Ist bei amazon auf schlappe 8.97€ gefallen!
Flo TEAM sagte am 06.01.2010 um 17:16 Uhr

Jetzt auch gesehen: Großartiges und bisweilen zynisches Coming-of-Age-Drama mit wunderbaren Darstellern, das den Vampirtopos unglaublich sensibel entkleidet. Stephenie Meyer bitte einmal herschauen: So komponiert man eine zeitgemäße und sensible Vampirgeschichte ohne mormonisch-verklärten Kitsch!
Stefan R. TEAM sagte am 25.11.2010 um 20:02 Uhr

Free-TV-Premiere heute um 23.15 Uhr im WDR.
Rhakshas sagte am 02.09.2011 um 09:45 Uhr

Top ^^

Super Film, habe hier gerade mal nach hochklassigen fantasyfilmen gesucht und habe mich bei diesem Bild erinnert...

Okay, beim zweiten Mal gucken zog sich das wirklich ziemlich hin.
Aber trotzdem meiner Meinung nach einer der gelungensten Vampirfilme...

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