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Ausnahmesituation

Ausnahmesituation

Ein Film von Tom Vaughan

Zwei der drei Kinder von John (Brendan Fraser) und Aileen (Keri Russell) leiden unter Morbus Pompe, einem bislang nicht heilbaren Gendefekt, der Muskelschwund und Vergrößerung der Organe zur Folge hat. Ihre Lebenserwartung ist nicht sehr hoch, und als die kleine Megan (Meredith Droeger) eines Tages im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, beschließt der verzweifelte Vater, das Schicksal seiner Kinder selbst in die Hand zu nehmen. Zwar erholt sich Megan zunächst, die Ärzte machen den Eltern jedoch wenig Hoffnung, dass die Kinder noch lange durchhalten werden.
John wendet sich in seiner Not an Dr. Robert Stonehill (Harrison Ford), der eine bahnbrechende Theorie aufgestellt hat, die möglicherweise zu einem Medikament zur Therapie der Symptome von Morbus Pompe führen könnte. Doch um seine Theorie in ein anwendbares Medikament umzuwandeln, fehlt ihm das Geld. Da Forschungsbudgets rar gesät sind, gründet John kurzerhand eine Stiftung, die das nötige Geld auftreiben soll. Statt der versprochenen halben Million erkämpfen sie sich zunächst zwar nur knapp 100.000 Dollar, sein Kampfgeist beeindruckt Stonehill jedoch, so dass dieser beschließt, mit John als Partner eine eigene Firma zur Herstellung des Medikaments zu gründen. Die Zusammenarbeit mit dem etwas exzentrischen Forscher erweist sich als schwierig und die beiden Männer geraten mehr als einmal aneinander. Zudem müssen sie sich mit Investoren und Konkurrenten herumschlagen und einen Wettlauf gegen die Zeit bes
treiten, die ihnen langsam aber sicher davonläuft…

Drei Fragen, jede von ihnen in ihrer Bedeutung gleichermaßen gewichtet, bestimmen den Verlauf von Tom Vaughans "AUSNAHMESITUATION". Wie schafft man es, für ein todkrankes Kind da zu sein, wenn man selbst am Rande des Zusammenbruchs steht, ohne sich dabei selbst zu verlieren? Was kann ein Einzelner bewirken, wenn er genügend Willensstärke und Durchhaltevermögen beweist? Und wie weit darf man gehen, wie rücksichtslos darf man agieren, um einen geliebten Menschen zu retten? Fragen, die es sich zu stellen und zu diskutieren lohnt, auch wenn sie letztlich nur zum Teil beantwortet werden können. Immerhin können sie zum Nachdenken anregen, ebenso wie der Film an sich fast von selbst auf eine Reflexion seitens des Publikums zusteuert. Dabei wirkt vor allem der erstaunlich positive Grundtenor des Dramas nach, doch leider trüben einige strukturelle Aspekte der Erzählung während und nach dem Filmkonsum diese Stimmung etwas.

Die Dynamik des Film ist beispielsweise etwas seltsam. Einerseits versucht das Drehbuch, eine recht große Zeitspanne, innerhalb derer das Medikament entwickelt wird, in einen relativ eng gesteckten Rahmen von gerade Mal 101 Minuten Laufzeit zu packen. Zwischenzeitlich gewinnt man den Eindruck, eine Serie wäre als Format für eine so umfassende Geschichte geeigneter gewesen. So mancher Entwicklungssprung kommt da zu plötzlich daher, die Genese der Story ist eher holprig.
Anderseits zieht sich der Film trotzdem an manchen Stellen unerklärlich in die Länge. Dies liegt unter anderem daran, dass der Zuschauer nur schwer eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann. Die Kinder zum einen haben schlichtweg zu wenig Zeit auf der Leinwand, um sich ausreichend darstellen zu können, schaffen es aber trotzdem, sich Sympathie und Mitgefühl des Zuschauers zu sichern. Harrison Ford ("Krieg der Sterne", "Mosquito Coast") überzeugt erneut scheinbar mühelos, dieses Mal in der Rolle des Rockmusik-liebenden Biochemikers und gewinnt den Wettlauf um die Gunst des Publikums trotz des mitunter sehr grantigen Auftretens seiner Figur.

Das Ehepaar Crowley dagegen geht in der Geschichte manchmal fast verloren, obwohl Papa John der entscheidende Faktor im Vorantreiben der Handlung darstellt. Nicht, dass man Brendan Fraser ("Ein genialer Freak", "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde 3D") den Charakterdarsteller nicht zutrauen würde, vielmehr gibt ihm das Drehbuch gar nicht erst Gelegenheit dazu, sich als solcher zu beweisen. So bleibt der Action-erprobte Abenteurer eher blass, wird dabei aber wenigstens nicht von seiner gleichermaßen blassen Film-Ehefrau Keri Russell ("Felicity", "Mission: Impossible III") überflügelt. Das Skript sieht vor, dass die beiden vor allem vor ihren Kindern stets stark und zuversichtlich wirken, was jedoch den Effekt hat, dass gerade in den Szenen, in denen ihre Kinder gerade ein neues Tief in ihrem Krankheitsverlauf durchmachen, ihre Reaktion etwas flach ausfällt. Einige wenige Momente zeigen sie mitgenommen und am Rande der Verzweiflung, doch auch hier lässt ihnen der Film kaum Gelegenheit, das Spektrum ihrer Emotionen auszuloten. Zu schnell wird auf die nächste Szene umgestellt, zu oft der Fokus auf den wirtschaftlichen Aspekt des Kampfes gelegt. Crowley muss sich mehr mit Investoren, Aktionären, Vorstandsmitgliedern und wissenschaftlichen Beratern als mit seinen eigenen Kindern beschäftigen. Damit steuert der Film oftmals vom Familien- in Richtung Business-Drama.

Dass Vaughan ("Love Vegas") mit "AUSNAHMESITUATION" trotzdem ein recht unterhaltsamer Spielfilm gelungen ist, verwundert da fast ein wenig. Doch immerhin: wie bereits erwähnt weiß Harrison Ford zu überzeugen, und auch die Zielstrebigkeit, mit welcher die Protagonisten die Ereignisse vorantreiben, ist beeindruckend. Ob es nun Hoffnung ist oder der schlichte Unwille, eine Niederlage zu akzeptieren, ob man es Entschlossenheit oder Starrköpfigkeit nennen will – man muss bewundern, mit welchem Durchhaltevermögen das Duo Crowley-Stonehill, dessen Geschichte laut Infotext zu Beginn des Films auf einer wahren Begebenheit beruhen soll, seinen Kampf bestreitet, auch wenn die beiden dabei mitunter gegeneinander statt miteinander agieren.

Schließlich muss den Filmemachern außerdem hoch angerechnet werden, dass sie sich redlich bemühen, die Balance zwischen wissenschaftlicher Präzision und Unterhaltung zu finden. Es gibt ein deutliches Anliegen, den wissenschaftlichen Hintergrund zu erläutern und biochemische Zusammenhänge von den Film-Forschern erklären zu lassen, um der Geschichte als Ganzes mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Gleichzeitig werden diese Erläuterungen so einfach wie möglich gehalten, sodass der Zuschauer zu keiner Zeit in einem Chaos von Fach-Jargon untergeht. Die Vermittlung der Handlung bleibt stets im Vordergrund. Damit hält Vaughan, trotz einiger Abweichungen vom vorgesehenen Weg, zu guter Letzt ebenso den Kurs wie seine beiden Hauptfiguren.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(04. August 2010)
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Daten zum Film
Ausnahmesituation USA 2010
(Extraordinary Measures)
Regie Tom Vaughan Drehbuch Robert Nelson Jacobs
Produktion Carla Santos Shamberg, Harrison Ford, Nan Morales u.a. (CBS Films, Double Feature Films) Kamera Andrew Dunn
Darsteller Brendan Fraser, Harrison Ford, Keri Russell, Meredith Droeger, Diego Velazquez, Sam M. Hall, Jared Harris, Patrick Bauchau
Länge ca. 101 Min. FSK ohne Altersbeschränkung
http://extraordinarymeasuresthemovie.com/
Filmmusik Andrea Guerra

Rezensions-DVD freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Concorde Home Entertainment.

DVD-Start: 05.08.2010
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