Berlinale 2009: Eröffnungsfilm war
The International. Regisseur Tom Tykwer bewegte sich bei diesem Projekt auf internationalem Parkett: Alles ist hier eine Nummer größer als bei deutschen Kinofilmen. Der Cast, die Locations, die Schießereien. Für die Mädels gibt es Clive Owen (
Sin City), für die Jungs Naomi Watts (
King Kong). Schon mal ein dicker Pluspunkt. Aber auch abgesehen vom Cast ist der Film gut gelungen. Absolut zu vergleichen mit teuren Thrillern, die aus Hollywood über den Atlantik schwappen, aber ein Stück besser.
Der Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) arbeitet seit Jahren an einem heiklen und gefährlichen Fall. Zusammen mit Eleanor Whitman (Naomi Watts) von der Staatsanwaltschaft New York steht er kurz vor dem Durchbruch seiner Ermittlungen: die Bankenwelt aufzumischen und ihre korrupten Geschäfte zu stoppen. Hier geht es um den Handel mit Raketen und Kleinwaffen, um Drogendeals und um Millionen-Summen. Zu ärgerlich, dass sämtliche aussagewilligen Insider umgebracht werden. Mal sind Salinger und Whitman hinter dem Auftragskiller her, mal hinter den kriminellen Bossen der Finanzbranche. Die Zeit läuft, denn ihre Vorgesetzten wollen endlich Ergebnisse auf dem Tisch. Salinger und Whitman fassen den Bank-Berater Wilhelm Wexler (Armin Mueller-Stahl), einen alten Stasi-Mann. Dieser erkl
ärt, dass Salinger niemals das kriminelle Bankenwesen ändern kann. Alle Länder dieser Welt hängen in diesem System mit drin und sorgen deshalb dafür, dass der Lauf ihrer Machenschaften niemals endet. Doch Wexler ist kommunistischer Ideologe und schließt sich deshalb dem Kampf gegen die Finanzwelt an. Mit seiner Hilfe gelingt es Salinger fast, den Chef der Bank zu überführen, doch pfuschen dessen rachegesteuerten Gegner dazwischen. Salingers Kampf war von Anfang an aussichtslos.
Die Message des Films ist erstens: “Es geht nur ums Geschäft”. Und zweitens:”Die Welt ist und bleibt schlecht”. Für Zuschauer, die Happy Ends bevorzugen, eine verdammt düstere Angelegenheit.
The International ist kein reißerischer Actionfilm, sondern legt Wert auf die Handlung und ihre Umsetzung. Dass dabei ein paar Schießereien und Verfolgungen nicht fehlen dürfen, ist klar. Die Story ist zwar nicht tiefsinnig, aber komplex genug, um das Interesse des Zuschauers und die Spannung durchgehend zu halten. Beim Zusammenspiel der Hauptrollen hat der Drehbuchautor eine sehr gute Entscheidung getroffen. Die Story kommt ohne Liebesschnulze aus. Endlich einmal läuft es nicht nach dem Schema ab: Frau und Mann beschimpfen sich anfangs und fallen sich zum Schluss doch liebend in die Arme. Whitman hat Mann und Kind. Salinger ist besessen von seinem Job und hat kein Privatleben. Ihr Verhältnis ist freundschaftlich-kollegial. Um Whitman und ihre Familie zu schützen, überzeugt Salinger sie davon, sich rechtzeitig von den Ermittlungen zurückzuziehen.
Angenehm sind Kameraführung (von Tykwers Stamm-Kameramann Frank Griebe) und Schnitt. Kein hektisches Rumgewackle, bei dem der Zuschauer Kopfweh bekommt und zudem nicht mitkriegt, was gerade passiert. Die Bilder in
The International sind ruhig und intensiv. Der Look des Films ist erwartungsgemäß sehr hochwertig. Farblich sind die Bilder kühl gehalten, was zwar ein bisschen dem Klischee der kalten Finanz- und Geschäftswelt entspricht, aber letztendlich auch passt. Ein bisschen zu dick aufgetragen hat Tykwer allerdings beim Musikeinsatz. Bei jeder Verfolgung klingen bedrohliche Töne, dabei würden die Bilder allein ausreichen. Spannung ist ja gegeben, warum also mit dem Holzhammer nachhelfen.
Tom Tykwer, unser Vorzeige-Regisseur: Erst
Lola rennt, sein Durchbruch und dann gleich auf internationaler Ebene. Danach ein paar Filme, von denen Keiner mehr spricht und dann endlich die Süskind-Verfilmung
Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders mit Superstars Dustin Hoffman und Alan Rickman. Was man Tykwer zugute halten muss, ist die Berücksichtigung deutscher Elemente, vor allem deutscher Schauspieler und Drehorte. Zwar werden in
The International nur die Besten auserwählt, neben Armin Mueller-Stahl (
Buddenbrooks) auch Axel Milberg in einer kleinen Nebenrolle, aber immerhin. Und neben New York, Mailand und Istanbul spielt sich die Story in Berlin ab. Als Eröffnungsfilm der Berlinale also eine gute Wahl.