Um ihren Freund Manni (Moritz Bleibtreu) aus der Klemme zu befreien, muss Lola (Franka Potente) innerhalb von 20 Minuten 100 000 Mark beschaffen. Doch die Zeit rennt ihr davon, und Lola tritt gegen diese mächtige Gegnerin an. Allerdings geht in dieser Stresssituation alles schief, und irgendwie (im Film wird das nicht näher erklärt) kommt es zu einer Zeitschleife, und Lola startet ihren Sprint von neuem. Dabei gibt es jedes Mal wenn Lola losrennt eine kurze Schlüsselszene auf dem Hausflur, bei der sie in jeder Episode anders reagiert. Diese kleine Handlung setzt Ereignisse in Gang, die für den Ausgang der jeweiligen Episode und alle Betroffenen unvorhergesehene und zum Teil verheerende Konsequenzen haben wird. So eskaliert in den ersten zwei Versionen die Situation und gerät vollkommen außer Kontrolle, während sich die letzte sehr absurd und grotesk gestaltet und ein so kitschiges Happy End aufweist, dass es schon wieder ironisch anmutet.
„Lola rennt“ ist ein Film, der schwer einzuordnen ist. Einerseits hat er sehr lustige und komische Einlagen (z.B. die Glasplatte), andererseits weist er aber auch Züge eine Thrillers (die Bank- und Raubüberfälle, die zu eskalieren drohen) und einige Schreckmomente (Todesszenen, Schüsse etc.) auf.
Schon der Beginn des Film, mit Hans Paetsch als Erzähler aus dem Off, lässt vermuten, dass es sich bei „Lola rennt“ um einen stilistisch sehr außergewöhnlichen und eigenwilligen Film handelt.
Ty
kwers Regiearbeit kommt nur selten zur Ruhe, und wirkt mit seinen Zeichentrickeinlagen, hektischen Kameraführungen, einfallsreichen Perspektiven, geteilten Bildern und einer atemberaubenden Geschwindigkeit oftmals wie ein Video-Clip. Die Zeitraffer, die immer wieder das Schicksal bestimmter Personen zeigen, verstärken diesen Eindruck, und der Soundtrack betont die Hektik und den Stress des Geschehens noch zusätzlich. Lediglich die wenigen Dialogszenen, die voller Ironie sind (siehe die Bettszenen mit Lola und Manni), verschaffen dem Zuseher kleine Verschnaufpausen.
Franka Potente, die sich für den Film einen sehnigen Körper antrainierte, spielt Lola überzeugend und lässt Moritz Bleibtreu geradezu verblassen. Vor allem in der Szene, in welcher sie die Bank überfällt, beweist sie ihre Qualitäten als erstklassige Schauspielerin.
Die Grundidee von „Lola rennt“, die offensichtlich auf der Theorie des Schmetterlingseffekt beruht, ist zwar heute nach „Final Destination“ und „Butterfly Effect“ nicht mehr neu, Tykwers Film ist aber vor diesen Hollywood Produktionen angelaufen und kann daher mit jenem originellen Konzept, in dem die Zukunft als etwas stets Wandelbares geschildert wird, punkten.