Manchmal schaut man sich einen Film an, ohne sich vorher über dessen Handlung informiert zu haben. Und manchmal wird man von einem Film dieser Art dermaßen umgehauen dass man letztendlich froh ist, dass man sich nicht im Vorfeld die positive Überraschung hat verderben lassen.
Diese Erfahrung hat der Schreiber dieses Textes mit „In The Bedroom“, dem Regiedebüt des ehemaligen Schauspielers Todd Field (
„Eyes Wide Shut“), gemacht. Und um auch selbst möglichst wenig von der Story vorwegzunehmen, soll diese Rezension auch äußerst knapp gehalten bleiben.
Die kleine Famile Fowler könnte einem Bilderbuch entstammen: Ruth Fowler (Sissy Spacek, „Carrie“,
„Badlands“) unterrichtet Musik an einer Schule während ihr Mann Matt (Tom Wilkinson, „Shakespeare In Love“, „Vergiss mein nicht“) eine Arztpraxis betreibt. Ihr gemeinsamer Sohn Frank (Nick Stahl, „Dich kriegen wir auch noch“,
„Sin City“) ist gerade mit der Schule fertig und soll bald ein Studium beginnen. Frank hat eine Beziehung mit der alleinerziehenden Mutter Natalie (Mar
isa Tomei, „Was Frauen wollen“, „Only You“), die sich von ihrem gewalttätigen Mann Richard (William Mapother, „The Grudge“, „World Trade Center“) getrennt hat. Natürlich sehen Franks Eltern diesen Umstand nicht mit besonders viel Wohlwollen, da Richard seine Frau zurückhaben will und ihm Frank natürlich ein Dorn im Auge ist. So ist er kürzlich bereits auf einer Grillfeier der Fowlers hereingeplatzt, doch Matt ist der Meinung dass sein Sohn mit dieser Situation selbst umgehen muss, schließlich ist er bereits ein junger Mann.
Schon der Titel „In The Bedroom“ ist tiefgründiger als man auf den ersten Blick vermuten könnte: In diesem Fall ist mit einem „Bedroom“ nämlich keinesfalls ein Schlafzimmer gemeint, sondern ein kleiner Käfig, welcher beim Hummerfang eingesetzt wird. Dies wird zu Beginn des Films erklärt, wenn Matt mit Frank und Natalies Sohn auf einem Boot zur See hinausfährt. Matt erklärt seinem kleinen Quasi-Enkel dass es besonders tückisch sei wenn sich drei Hummer in einem „Bedroom“ befänden, da sich dann zumindest zwei meist gegenseitig umbringen.
Wenn man um die tatsächliche Bedeutung des Filmtitels weiss, hat man schon eine starke Ahnung dass die Beziehung zwischen Frank und Natalie in Verbindung mit dem jähzornigen Richard kein sonderlich gutes Ende nehmen wird. Doch Todd Field geht mit „In The Bedroom“ ein ganzes Stück über das typische Kleinstadt/Familien-Drama hinweg und serviert dem Zuschauer einen harten Brocken, den man danach erst einmal wieder verdauen muss.
Der Film lebt in erster Linie von seinen perfekt miteinander harmonierenden Darstellern und der sich stetig weiterentwickelnden Geschichte. „In The Bedroom“ wurde nicht ohne Grund 2002 für fünf Oscars und eine Vielzahl weiterer Auszeichnungen nominiert; es handelt sich hierbei um ein wirklich zutiefst beeindruckendes Werk bei dem man eigentlich kaum glauben mag dass es sich um ein Regiedebüt handelt.
Dass Todd Field mit seinem Erstling allerdings nicht sein ganzes Pulver verschossen hat, hat er 2006 nachhaltig mit
„Little Children“ bewiesen…