Die Parodie ist tot. Von der Brillanz eines FRANKENSTEIN JUNIOR über die anarchische Persiflage DIE UNGLAUBLICHE REISE IN EINEM VERRÜCKTEN RAUMSCHIFF bis hin zum hochnotpeinlichen DATE MOVIE war es ein langer Weg, aber begriffen haben es manche Menschen immer noch nicht, daß das Genre bereits vor 15 Jahren schwere Ermüdungserscheinungen aufwies.
Was kam dem Witz in die Quere? Primär einmal sein größter Feind: Die Vorhersehbarkeit. Nüchtern betrachtet ist ein Witz die Enttäuschung einer Erwartungshaltung, der überraschende Bogen um das herum, womit wir gerechnet haben. Schon die Parodien der mittleren Neunziger wurden berechenbar: In MAFIA und HIGH SCHOOL HIGH verbringt man ja schon jede Szene nurmehr damit, auf die Brechung zu warten. Wer mit dem Witz rechnet, kann von ihm gar nicht mehr erwischt werden.
Auch die Selektion des persiflierten Materials wird immer ungeschickter: DATE MOVIE nimmt Filme aufs Korn, die sich selber keine Spur ernst nehmen. HIGH SCHOOL HIGH zielt größtenteils auf das Drama DANGEROUS MINDS, dessen Schwachpunkte so offensichtlich sind, daß eine Parodie auf selbige wie ein aufwandsloser Schülerstreich scheint. SCARY MOVIE vergeht sich an den SCREAM-Filmen, die ihrerseits viel subversivere und intelligentere Seitenhiebe auf die Myriaden von Slasher-Klonen austeilen.
Was haben wir angesichts dieser
allgemeinen Gedanken im Speziellen über DER WIXXER zu sagen, angeblich eine Parodie auf die Gesamtheit der Edgar-Wallace-Filme, aber in Wirklichkeit nur ein denselben Kontext zitierender Klamauk? Ganz offensichtlich schätzt Kalkofe die von Horst Wendlandt produzierte Krimireihe, aber die parodistischen Breitseiten, die er und sein Co-Autor und Co-Star Bastian Pastewka sich ausgeknobelt haben, gehen über die offensichtlichen Scherze nie hinaus, und funktionieren in ihrer Reihung auch größtenteils nicht auf Spielfilmlänge.
Nehmen wir einen der Schauplätze des Geschehens: Blackwhite Castle, wo die Welt noch Schwarzweiß aussieht. Eine reizvolle Idee und eine gute Gelegenheit, mit der Ästhetik der Urfilme zu spielen, wie es Mel Brooks in FRANKENSTEIN JUNIOR tat. Aber neben dem Ursprungsgedanken - in und um das Schloß herum verliert alles und jeder seine Farbe - wird keine dieser Möglichkeiten ausgelotet und stattdessen immer nur der Scherz in neuer Variation (der angebaute "Farbflügel") neu aufgewärmt.
Dabei ist DER WIXXER gar nicht mal unkomisch - zu manchen Gelegenheiten lassen Kalkofe & Co. das Absurde in den Vordergrund treten und halten sich mit ihrem übertrieben plakativen Spiel zurück. "Ich will noch nichts Definitives sagen, aber mir scheint, daß dies der Wagen ist, mit dem der Mönch überfahren wurde," mutmaßt der Pathologe angesichts des Lastwagens, an dessen Kühlerhaube eben dieser Mönch klebt. Für jede lustvolle Zelebrierung des Nonsens aber gibt es danach aufgewärmte Witze (der Witz mit der Blaskapelle ist direkt aus zwei Mel-Brooks-Filmen übernommen), Slapstick und peinliche Scherze unterhalb der Gürtellinie.
DER WIXXER hätte viel schlimmer werden können - aber er tänzelt in seiner Albernheit auch immer um die eigentlichen Möglichkeiten herum, die die Wallace-Filme als Angriffspunkte bieten. Genaugenommen hat DER WIXXER nicht viel mit den Wallace-Filmen zu tun, denn die meisten seiner Witze würden in jeder anderen Komödie auch funktionieren (oder eben nicht). Die Ankündigung der Fortsetzung für März 2007 wird nichts daran ändern: Die Parodie ist tot.