Wer hätte gedacht, das Sarah Palin einmal die Welt retten würde, die wegen Apple fast untergegangen wäre? Und wer damit gerechnet, dass auf der dunklen Seite des Mondes nicht nur verdrogte Musiker oder abgehalfterte Business-Fritzen zu finden sind - zumal in metaphorischer und literarischer Hinsicht (siehe die Werke von Pink Floyd und Martin Suter)?
Unterdessen hat sich bewahrheitet, was wir alle längst befürchtet haben: Die Nazis sind gar nicht tot. Sie sind 1945 ausgewandert und kommen wieder. Als "motherfucking space nazis from the dark side of the moon". Und das schon in fünf Jahren.
Wir schreiben anno 2018. Auf der dunklen Seite des Mondes geht alles seinen gewohnten Gang, bis - völlig überraschend - die Amerikaner eine als Wahlkampf-Gag getarnte Mission starten. Sie sind auf der Suche nach Helium-3, das die Energieprobleme des Landes lösen soll, und stoßen dabei auf eine verräterisch geformte Festung.
Einziger amerikanischer Überlebender der Begegnung ist James Washington (Christopher Kirby), der seinen Ergreifern gleich in mehrlei Hinsicht Rätsel aufgibt. Hat doch nicht nur die flotte Renate Richter (Julia Dietze), ihres Zeichens Verlobte des nächsten Führers Klaus Adler (Götz Otto), in ihrem Leben noch nie einen Schwarzen gesehen.
Washington beeilt sich zwar zu versichern, es handle sich bei seiner Mission lediglich um eine PR-Aktion zur Wiederwahl der Präsidentin der Vereinigten Staaten, diese Ausrede lässt Mond-Führer Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) aber nicht gelten. Er sieht stattdessen die Zeit gekommen, die Erde zurückzuerobern und das Vierte Reich zu gründen.
Oberwissenschaftler Doktor Richter (Tilo Prückner), Renates Vater, müht sich indes ab, James Washington zu albinisieren - und beschallt ihn dazu unter anderem fleißig mit Propaganda. Gleichzeitig soll er noch die "Götterdämmerung" zum Laufen bringen: das größte Kriegsraumschiff aller Zeiten, bei dem der Saft allerdings höchstens zum Starten reicht - bis Richter Washingtons Smartphone entdeckt.
Renate und ihr Verlobter landen zusammen mit einem erfolgreich albinisierten Washington als Vorhut auf der Erde und führen kurzerhand die Wahlkampagne der US-Präsidentin an. Das kann Führer Kortzfleisch nicht auf sich sitzen lassen und es kommt, wie es kommen muss: Die Weltraum-Nazis setzen zur Eroberung der Welt an - die freilich im Big Apple zu beginnen hat. Ist es doch auch ein der Wahlkampfmanagerin Vivian Wagner (Peta Sergeant) geflauchtes putziges kleines Tablet, dass die wuchtige "Götterdämmerung" antreiben soll. Es folgt ein Meteor-Blitzkrieg mit Zeppelinen, bei dem es letztlich nicht mehr so ganz darum geht, die bösen Mondnazis zu stoppen.
Iron Sky ist gespickt mit allerlei gut gemachten Gags: Die (namenlose) US-Präsidentin sieht nicht nur exakt so aus wie Sarah Palin, auch Habitus und Sprache sind ähnlich. Wissenschaftler Richter wirkt wie eine Kreuzung aus Albert Einstein und Christopher Lloyd als Emmet "Doc" Brown in "Zurück in die Zukunft". Charlie Chaplins "
Der große Diktator" wird zum reichsverherrlichenden Kurzfilm degradiert, und natürlich braucht es auch ein bisschen Romeo und Julia.
Erfrischenderweise sind diesmal nicht "Die Deutschen" die Bösen. Deutschland und Österreich kommen gar nicht erst zur Sprache. Einzig die Uniformen von "Palins" Wahlkampftruppe ziert ein Emblem, das an die österreichische Flagge erinnert, aber genauso gut auf die Streifen der US-Flagge verweisen könnte.
Aber darum geht es auch gar nicht in diesem herrlich absurden Streifen. Entstanden ist er gemeinsam mit einer Community, die auch noch während der Dreharbeiten Vorschläge machen konnte. Vorgegeben war lediglich ein Handlungsgerüst. Vermutlich hierin gründet auch der leichte Wehmutstropfen von Iron Sky, den jeder nachvollziehen kann, der schon einmal zu zweit oder mehreren eine Seminararbeit schreiben musste.
Es hapert zum Teil an der Stringenz der Geschichte, sie wirkt nicht wie aus einem Guss. Die Macher lassen zudem so einige todsichere Gags ungenutzt. Beispielsweise aus dem Zusammenprall zwischen frisch auf der Erde gelandeten Space-Nazis und New Yorker Bevölkerung ließe sich mit Sicherheit mehr herausholen.
Alles in allem ist Iron Sky aber gut gemachter Trash, der mit einer Fülle von Verweisen auf Film Literatur aufwartet. Unter anderem versteht er sich als Hommage an Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben". Zu recht.