Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Silbersattel
von Lucio Fulci




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Ti West > The House Of The Devil
The House Of The Devil RSS 1.0


The House Of The Devil

The House Of The Devil

Ein Film von Ti West

In den 70ern und 80ern sind die besten Horrorfilme entstanden!

So zumindest sehen das nicht gerade wenige Genre-Freunde, die dem modernen Schock-Stil mit ohrenbetäubenden Soundeffekten und MTV-artiger Schnitttechnik wenig abgewinnen können.

Auch Ti West, der Regisseur des vorliegenden Streifens, gehört offensichtlich eher zu den old-school-orientierten Fans und hat „The House Of The Devil“ einen sehr authentischen Retro-Look verpasst, der die Unterscheidung zu den tatsächlich alten Vertretern für das Publikum schwierig macht.

So ist nicht nur darauf geachtet worden, dass die Story nicht etwa – wie heute üblich – hektisch nur von einer Schrecksequenz zur nächsten springt, sondern auch, dass die gesamte Ausstattung nur Gegenstände aus der betreffenden Zeit beinhaltet.
The House Of The DevilThe House Of The DevilThe House Of The Devil
Das fängt z.B. bei alten Coke-Pappbechern an und setzt sich bis zum Walkman mit passender Beschallung bis zu strengster Handy-Abstinenz fort. Selbst der Vorspann mit den typischen gelben Lettern und die Haarfrisuren lassen keinen Verdacht auf eine aktuelle Produktion aufkommen.

Anders als dies Quentin Tarantino und Robert Rodriguez bei ihrem grandiosen „Grindhouse“-Projekt getan haben, spielt West in seinem Werk jedoch nicht ironisch mit früheren Versatzstücken, sondern setzt sein Vorhaben, einen waschechten Horrorschocker der 80er nachzustellen, recht ernsthaft in die Tat um.

Aus diesem Grund dient dann auch eine geradezu klassische Gruselgeschichte als Grundlage für das schleichende Grauen, das sich Stück für Stück in Form von knarrenden Dielen und verschlossenen Türen seinen Weg zu der College-Studentin Samantha (authentisch natürlich verkörpert von Jocelin Donahue, „The Burrowers“) bahnt.

Diese möchte so schnell wie möglich ihr Zimmer, das sie sich mit einer nervigen Kommilitonin teilen muss, aufgeben und in ihr eigenes, kleines Apartment umziehen.
Für die erste Monatsmiete benötigt sie allerdings 300$ - und was bietet sich da zum schnellen Stopfen der finanziellen Lücke wohl besser an, als sich einen Job als Babysitterin zu angeln?!

Am schwarzen Brett entdeckt sie auch gleich eine Anzeige, die wie geschaffen für ihre missliche Lage erscheint.
Jedoch wirkt der Auftraggeber, Mr. Ulman (brillant: Tom Noonan, „Manhunter“), am Telefon ein wenig aufdringlich und Samantha entscheidet sich, zunächst gemeinsam mit ihrer Freundin Megan (Greta Gerwig) zu dem abgelegenen Anwesen zu fahren und die Stelle erst anzutreten, wenn sich der Unbekannte nicht als zwielichtige Gestalt entpuppt.

Tatsächlich jedoch erklärt ihr dort der freundliche Mann mit sachlicher Stimme, dass die Situation doch ein wenig anders sei, als er sie in der betreffenden Anzeige beschrieben hat: In Wirklichkeit gäbe es nämlich gar kein Kind, auf das die junge Frau aufpassen könnte. Ihre Anwesenheit diene eher einem psychologischen Zweck für Ulmans senile Schwiegermutter, die in einem der oberen Zimmer schlafen soll.
The House Of The DevilThe House Of The DevilThe House Of The Devil
Zunächst will die skeptische Samantha nach der überraschenden Bekanntgabe das Angebot ablehnen – bis ihr sichtlich verzweifeltes Gegenüber den Lohn für die eine Nacht auf stattliche 400$ erhöht.
Da sie das Geld dringend benötigt und sich trotz anbahnender Mondfinsternis nicht in einem Horrorfilm wähnt, schlägt sie ein.

In völliger Einsamkeit beginnt sie nun eigenartige Geräusche vom oberen Stockwerk zu vernehmen und selbst der Pizzabote (AJ Bowen, „The Signal“) erscheint ihr nicht ganz geheuer.
Anstatt auf ihren Instinkt zu vertrauen und das Haus schnellstens zu verlassen, beginnt sie schließlich, die finsteren Räume und Flure zu erkunden…

Kritiker werden „The House Of The Devil“ vorwerfen, dass der Film, abgesehen von seinem geschickt umgesetzten 80’s-Flair und einer fesselnden, aber arg altbackenen, Story nicht viel zu bieten habe.
Fans allerdings werden erwidern, dass genau das der Trick des auf 16mm gedrehten Streifens ist - dass er nur genau auf diesem konventionellen Weg das vermisste Horrorfeeling in der heutigen Zeit nahezu perfekt reproduzieren kann.

Und da der Rezensent sich selbst auch zu den großen Freunden des Genres zählt, möchte er auch eher Letzteren zustimmen:
Ti West, der sich zuvor unter anderem für den Fledermaus-Splatter „The Roost“ (2005) verantwortlicht gezeichnet hat, erzeugt in seinem neuen Werk eine Spannung, die zumindest Zuschauern älteren Semesters ein wohliges Schaudern entlocken sollte, während Kids, die bereits der flinken Reboot-Generation angehören, vermutlich kaum das Ende des Ganzen im wachen Zustand erleben werden.
„The House Of The Devil“ ist Geschmackssache, definitiv.

Wer schon mit dem Vorhaben an den Film herantritt, ihn anschließend in Grund und Boden zu kritisieren, wird in der – wie schon erwähnt – wenig originellen Geschichte einige Angriffspunkte finden.
Ignoriert werden darf aber keineswegs, dass Samanthas unheimliche Hauserkundung trotz relativ vorhersehbarer Auflösung mit einem enormen Fingerspitzengefühl von Seiten des Regisseurs in Szene gesetzt worden ist.

West besitzt einfach den richtigen Riecher dafür, wann welche Kameraeinstellung besonders stimmungsvoll wirkt und wie man in einer solchen, eher schleichenden Story die Terrormomente perfekt dosiert.

Ähnlich wie in Klassikern wie „Hexensabbat“ (1977) oder Peter Medaks „Das Grauen“ (1980) spielt der Regisseur lange mit der dichten Atmosphäre, bevor er den Horror auf der Leinwand präsentiert.
The House Of The DevilThe House Of The DevilThe House Of The Devil
Fazit: Zuschauer, die gerne ältere Spukhaus- oder Okkult-Schocker sehen, werden mit ziemlicher Sicherheit ihre helle Freude an „The House Of The Devil“ haben...vorausgesetzt, sie meiden die wirklich fürchterliche deutsche Synchronisation!

Eine Rezension von Bastian G.
(13. Juli 2010)
The House Of The Devil bei Amazon.de kaufen    The House Of The Devil bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
The House Of The Devil USA 2009
(The House Of The Devil)
Regie Ti West Drehbuch Ti West
Produktion MPI Media Group, Constructovision, Glass Eye Pix, RingTheJing Entertainment Kamera Eliot Rockett
Darsteller Jocelin Donahue, Tom Noonan, Mary Woronov, Greta Gerwig, AJ Bowen, Dee Wallace-Stone, Heather Robb, Darryl Nau, Brenda Cooney, Danielle Noe, Mary B. McCann, John Speredakos, Lena Dunham, Christina Sciongay, Kamen Velkovsky
Länge 95 min. FSK ab 16 Jahren
http://www.houseofthedevilmovie.com/
Filmmusik Jeff Grace
Der Film wurde im Rahmen des "Fantasy-Filmfests 2009" in der englischen OV vorgeführt! Die deutsche DVD und Blu-Ray sind ab dem 29.01.2010 im Handel erhältlich.
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum