Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Erdbeben
von Mark Robson




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Thomas Bezucha > Die Familie Stone - Verloben verboten!
Die Familie Stone - Verloben verboten! RSS 1.0


Die Familie Stone - Verloben verboten!

Die Familie Stone - Verloben verboten!

Ein Film von Thomas Bezucha

„Isn't there anybody who loves me?“

Zwei Sachen haben Männer bei „Sex and the City“ – sofern sie es gesehen haben – gelernt. Zum einen, dass Schuhe auf Frauen eine mehr als anziehende Wirkung ausüben können. Zum anderen, dass Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw – angenommen, sie würde es in echt geben – vielleicht nicht gerade dazu beitrüge, des einen oder anderen Single-Leben von heute auf morgen zu beenden. Gut, diese Zeilen stammen nun einmal von einem Mann, zugegeben, aber seien wir doch mal ehrlich: war Carrie jemals richtig liebenswürdig?


Wie die Antwort auf diese Frage bei jedem von uns auch ausfallen mag – gewiss in zwei Lager gespalten, ich seh’s doch kommen! –, ganz egal, ob man nun Fan von SatC ist, war, bleibt, oder niemals sein wird – am Fest der Liebe wird die Familie Serienjunkie sicherlich wohlwollend über Unstimmigkeiten hinsichtlich der jeweiligen individuellen Sehgewohnheiten hinwegsehen. Weihnachten findet ja auch nur einmal statt, also warum streiten? Erfahrungsgemäß ticken in der Kinolandschaft Hollywoods die Uhren jedoch anders, werden bekannte Regeln und Gesetzmäßigkeiten gerne mal außer Kraft gesetzt. So auch in Thomas Bezuchas Weihnachtskomödie, um die es im folgenden gehen soll und die – zumindest in den ersten Minuten – vergessen zu haben scheint, dass sich an Weihnachten doch eigentlich alle lieb haben sollten.


Wie soll m
an sonst die Kälte erklären, derer sich die arme Meredith Morton (Sarah Jessica Parker) bei dem ersten Familienbesuch auf dem imposanten Anwesen der Eltern ihres Freundes Everett Stone (Dermot Mulroney) ausgesetzt sieht? Sichtlich unwillkommen sieht die New Yorker Karrierefrau sich mit den typischen Vorurteilen der eher ländlichen Familie Stone gegenüber Großstadt-Gewohnheiten konfrontiert. Während die jüngste der fünf Stone-Geschwister, die quirlige Amy (Rachel McAdams), den Weihnachtsbesuch bereits im Vorfeld als zukünftige Schwiegerkatastrophe respektive Schwägerin der besonders schlimmen Sorte angekündigt hat (Teenies können manchmal grausam sein!) und alle anderen außer Gehässigkeit nicht viel über haben für die arme Besucherin, ist es lediglich die Person des Vaters (Craig T. Nelson), die weder für die eine noch die andere Seite Partei ergreift. Selbst die sonst so angenehme Mutter Sybill (Diane Keaton), die erst spät offenbart, dass sie ein tragisches Schicksal mit sich führt, lässt kein gutes Haar an Meredith, weigert sich sogar beharrlich, ihrem Sohn den Ring ihrer Mutter zu überlassen, damit dieser der von ihm angebeteten Meredith einen Heiratsantrag machen kann. Völlig verzweifelt, aufgelöst und unverstanden sucht die Karrierefrau Trost bei ihrer lebenslustigen Schwester Julie (Claire Danes) und bestellt sie zu sich – nicht ahnend, dass dies den sowieso schon übervollen Topf der Gefühle vollends zum Überlaufen bringen soll...


Das ganze erinnert natürlich frappierend an eine wahnsinnig erfolgreiche Komödie mit Ben Stiller und Robert de Niro, wenngleich Bezucha sichtlich versucht, sich vom gnadenlos komischen „Vorbild“ zu distanzieren. Da wie dort gibt es wirklich komische Momente, doch nur in „DIE FAMILIE STONE - VERLOBEN VERBOTEN!“ treten noch dramatische Szenen hinzu. Die Person, die aufgrund ihrer Naivität Fettnäpfchen wie ein überlebensgroßer Magnet anzieht und damit einige richtig lustige Momente auf ihrem Konto verbuchen kann, schafft es nämlich überraschenderweise nicht, als Sympathieträger zu überzeugen. Dazu ist Meredith einfach zu überdreht, zu überzeichnet dargestellt. Hervorsticht vielmehr die tragische Figur der Sybill, die von einer gewohnt souveränen Diane Keaton verkörpert wird. Sie macht nicht viel, außer sich hier und da über Meredith auszulassen. Gehässigkeit, mag man meinen, pure Gehässigkeit. Allerdings schwebt etwas über Sybill, etwas Unausgesprochenes, etwas, das die resolute Mutter bestimmt. Man ahnt schon lange als Zuschauer, was es ist, wenngleich es niemals zur Sprache kommt. Und gerade dieses Wissen um die hieraus resultierende Tragik, die fortan Sybill auf ihrem weiteren Lebensweg begleitet, lässt vormals konstatierte oder unterstellte Gehässigkeit plötzlich zurücktreten, Platz machen für etwas viel Offensichtlicheres. Es ist nicht Gehässigkeit, die aus den vormals so harten Worten der Mutter spricht, sondern schlicht und ergreifend die Liebe zu ihrem Kind, ihrem Sohn, ihrem so sehr geliebten Sohn Everett. Das, was Weihnachten auszeichnet, ist plötzlich doch vorhanden, wenngleich es zu Beginn des Films gar nicht so sehr den Eindruck hatte. Eine tolle, bewegende Performance von Diane Keaton, die das wahre Glanzstück des Weihnachtsfilms darstellt.


Selbstverständlich, bei aller Liebe, findet Sybill letztlich doch noch den Zugang zu Meredith. Schließlich ist Weihnachten, und da hat man sich lieb. Leider überschattet gegen Ende ein tragischer, aber traurigerweise nicht abwendbarer Schicksalsschlag das ansonsten so glückliche Beisammensein. Fraglich, ob es dieses Schachzugs seitens des Drehbuchs wirklich bedurft hätte, um das zu vermitteln, was vermittelt werden sollte. Denn trotz der sentimentalen, allerletzten Einstellung vor dem Abspann überwiegt ein seltsames Gefühl irgendwo zwischen Glücklichsein und tiefer Betroffenheit, nur dass die Waage zu keiner der beiden Seiten sichtbar ausschlägt. Es scheint fast so, als wolle Thomas Bezucha uns allen vor Augen führen, dass trotz aller Tragik das Leben weitergeht, die Liebe letztlich alles besiegt. Auch die Trauer. Ernste Thematik für einen besinnlichen, soliden Weihnachtsfilm, zweifelsohne. Nichtsdestotrotz schließt sich nun passenderweise der Kreis zum Anfang. Denn Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit, es ist auch das Fest der Familie. So gehört die Familie Stone irgendwie auch dazu, wenngleich uns der ein oder andere Spross zunächst nicht sonderlich sympathisch erscheinen mag. Aber lassen wir die Gehässigkeit an Weihnachten doch bitte einfach mal außen vor.

Eine Rezension von Stefan Rackow
(06. Dezember 2007)
    Die Familie Stone - Verloben verboten! bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Die Familie Stone - Verloben verboten! USA 2005
(The Family Stone)
Regie Thomas Bezucha Drehbuch Thomas Bezucha
Produktion Khristina Kravas, Michael London, Mindy Marin, Jennifer Ogden Kamera Jonathan Brown
Darsteller Robert Dioguardi, Jamie Kaler, Savannah Stehlin, Paul Schneider, Elizabeth Reaser, Brian J. White, Tyrone Giordano, Luke Wilson, Sarah Jessica Parker, Craig T. Nelson, Dermot Mulroney, Rachel McAdams, Diane Keaton, Claire Danes, Carol Locatell
Länge 100 Minuten FSK ab 6 Jahren
http://www.fox.de/cinema/die-familie-stone-verloben-verboten/10877/
Filmmusik Michael Giacchino
Kommentare zu dieser Kritik
Stefan R. TEAM sagte am 01.12.2008 um 15:07 Uhr

Free-TV-Premiere am 4.12.2008 um 20:15 auf VOX

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum