Holly (Sissy Spacek) ist fünfzehn und lebt mit ihrem Vater alleine in Fort Dupree, Texas. Ihre Mutter ist bereits vor einigen Jahren gestorben und da ihr Vater nicht weiß, wie er mit dem jungen, ihm immer fremder werdenden Mädchen umgehen soll, ist Holly die meiste mit sich und ihren Gedanken allein. Bis sie eines Tages den zehn Jahre älteren Kit (Martin Sheen) trifft. Kit ist ein Herumstreuner, der seinen Platz in der Gesellschaft noch nicht gefunden hat. Am liebsten sieht er sich in der Rolle des Rebellen, wie James Dean, dem Kit zum Verwechseln ähnlich sieht.
Holly fühlt sich von Kit verstanden und wird seine Freundin, obwohl ihr Vater ihr den Umgang mit Kit, der nur bei der Müllabfuhr arbeitet, verbietet. Aber Kit ist eben doch ein richtiger Rebell, der sich von niemandem etwas verbieten lässt und so bricht er eines Abends in Hollys Elternhaus ein, erschießt ihren Vater und flieht mit Holly in den Wald.
Dort verstecken sie sich für einige Wochen in einem selbst-gebauten Baumhaus, wie Tarzan und Jane oder Adam und Eva. Verträumt, spielerisch leben sie in der Natur, bis sie gefunden werden, Kit wieder morden muss und sie erneut auf der Flucht sind.
Ihre Flucht, auf der Kit mehr und mehr Verfolger, Widersacher und Freunde mit einem Wimpernschlag erschießt, führt sie mehrere Wochen durchs Land, bis in die kargen Badlands von South Dakota.
Die gesamte Zeit folgt Holly Kit ohne zu zögern oder sein Handeln in Frage zu
stellen. Sie scheint sich in einem tranceartigen, halb träumenden Zustand zu befinden, aus dem heraus sie den Zuschauer an ihren Gedanken teilhaben lässt. So beiläufig und intuitiv wie Kit dazu bereit ist zu töten führt uns Hollys Stimme durch die eigentlich grausame Handlung des Films, die durch ihre Augen betrachtet jedoch fast jegliche Abscheulichkeit verliert.
Erst am Schluss, in den Badlands von South Dakota, von einen auf den anderen Moment, fühlt sich Holly dem Outlaw-Leben nicht mehr gewachsen und beschließt sich von Kit zu trennen und sich der Polizei zu stellen. Kit nimmt ihren Entschluss wie selbstverständlich hin und lässt sich kurz darauf, voller Gnade und Anmut, wie ein Rockstar, von einem Heer von Polizisten gefangen nehmen.
Badlands, das ist eigentlich ein simples Road-Movies, das die Flucht eines Serienkillers und dessen minderjähriger Freundin erzählt. Tatsächlich beruht der Film jedoch auf einer wahren Begebenheit. Im Februar 1958 erschoss der 19-jährige Charles Starkweather, der ein großer James Dean Fan war, die Eltern seiner Freundin Caril Ann Fugate und erdrosselte ihre zweijährige Schwester. Starkweather floh mit Caril und erschoss auf der Flucht weitere sieben Menschen, ehe er von einem riesigen Polizeiaufgebot gefasst und schließlich auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Der Starkweather Fall löste im Amerika der 1950er Jahre eine wahre Medienhysterie und Welle der Empörung aus, die auch im Film widergespiegelt wird.
Glücklicherweise nimmt Malick jedoch Abstand von einem allzu einfachen moralisch, empörten Standpunkt, wie er sich allzu häufig in den Medien wieder findet. Seine Erzählung ist, durch den traumartig-traumatisierten Bericht Hollys, eher zu einer philosophischen Interpretation des Geschehens geworden. Durch die lakonische Erzählung Hollys, die eher dem Standpunkt eines passiv, distanzierten Beobachters gleicht, versucht Malick erst gar nicht Erklärungen oder moralische Bewertungen für Kits Verhalten zu finden.
Dennoch wird deutlich, dass das Morden für Kit zu einem identitätsstiftenden Akt wird. Kit, der sich selbst als Außenseiter und James-Dean-Kopie versteht, wird erst durch die Morde zum wahren Rebellen, zu einem Jemand, über den die Zeitungen berichten und vor dem die Leute Respekt haben.
Gleichzeitig hat Malick mit Kit einen neuen Typus des Antihelden geschaffen, der ebenso sinn- wie wahllos mordet und dies in einer bis dahin einzigartigen Endgültigkeit fortführt.
Dennoch unterscheidet sich Badlands deutlich von jenen laut-brutal, glorifizierenden Serienkiller Darstellungen des postmodernen Kinos, wie sie z.B. in Natural Born Killers zu finden sind.
Der Film ist nämlich gleichzeitig eine meditative Skizze des Menschen und der Natur. Dies wird insbesondere in jenen trügerisch, idyllischen Bildern deutlich, die Kit und Holly in ihrem selbst-geschaffenen Paradies im Wald zeigen. In diesem Moment wirkt der Film wie eine idyllische Collage aus wunderschönen, friedlichen Naturaufnahmen, die organisch mit der Filmmusik Carl Orffs verbunden sind. Zwar scheint die Handlung in diesen Szenen völlig in den Hintergrund zu treten, jedoch wird gleichzeitig, durch Hollys beiläufig wirkenden Kommentar, deutlich, dass ihre Existenz in diesem kleinen Paradies mit einer ebensolchen schlichten Leere erfüllt ist wie die Morde selbst. Eine moralische Wertung der Taten bleibt damit aus, denn es sind gerade solch endgültige Zuordnungen, denen sich der Film entziehen möchte.
So ist es überhaupt ist sehr schwer eine definitive Beschreibung von Badlands zu finden. Alles an Badlands ist stimmig, einzigartig, brillant und gleichzeitig nur schwer greifbar - die Bilder, die Darsteller, die Musik, die Story, das Drehbuch.
Badlands war Terence Malicks Regiedebüt. Zuvor war Malick Dozent für Philosophie und Journalist. Fünf Jahre später drehte er Days of Heaven und kehrte dann erst 20 Jahre später mit The Thin Red Line (1998) auf den Regiestuhl zurück, 2005 folgte The New World.