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Brennender Tod

Brennender Tod

Ein Film von Terence Fisher

Ganz England erlebt einen kalten Winter. Ganz England? Nein, eine kleine Insel verzeichnet hochsommerliche Temperaturen, und die Hitze nimmt immer mehr zu. Gleichzeitig häufen sich mysteriöse Vorfälle auf dem Eiland, und auch so mancher Bewohner muss sein Leben lassen. Ein Schriftsteller und Besitzer einer Herberge geht zusammen mit seiner Frau und so manchem seltsamen Gast des Wirtshauses der Sache auf den Grund und stößt auf ein grauenerregendes Geheimnis. Doch auch die zwischenmenschlichen Beziehung erschweren die Recherchen, denn die Ex-Geliebte lässt ihm keine Ruhe...

Teil 3 der DVD-Reihe "Der phantastische Film" von e-m-s ist diesmal etwas komplett anderes. Wo Der Dämon mit den blutigen Händen und Asylum - Irrgarten des Schreckens doch eher klassische Grusler waren, steht uns mit dem vorliegenden Film ein Sci-Fi-Streifen ins Haus, der sich an den traditionellen Motiven amerikanischer B-Filme orientiert. Doch dazu bekommen wir auch noch eine gute Portion zwischenmenschlicher Beziehungen geliefert, so dass der Film kein platter Invasionsflick ist, sondern sich auch für die Charaktere interessiert. Produziert hat den Film diesmal Planet Films Productions, über die es im Internet eigentlich gar nix zu finden gibt, zumindest nicht unter diesem Namen. Allerdings hat diese Firma laut imdb.com auc
h nur zwei Filme produziert, nämlich noch Island of Terror, der wohl so eine Art Zwilling des Filmes darstellt, mit vielen Parallelen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von John Lymington aus dem Jahre 1959, das ich persönlich nicht kenne. Anhand der Inhaltsangabe, wage ich aber die Prognose aufzustellen, dass der Film plotmäßig ziemlich viel abändert, ob zum Guten oder Schlechten sei mal dahingestellt. Denn "Brennender Tod" aka "Night of the big Heat" ist dann doch eher ein objektiv gesehen misslungener Streifen, jedoch mit nicht abzusprechendem, hohen Unterhaltungswert.
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Um gleich zu Beginn die größte Schwäche des Films beim Namen zu nennen, werfe ich das Wort "Drehbuch" in den Raum, bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Sicherlich, die Regie von Terence Fisher - eigentlich ein Veteran und fast schon legendärer Horrorregisseur - ist alles andere als schwungvoll, aber jeder greift mal daneben. Allerdings muss man ihm zugute halten, dass das Drehbuch auch wenig Chancen bietet, etwas daraus zu machen. Zum einen wäre da der Mysterypart der die erste Hälfte des Films bestimmt. Dieser ist eigentlich fast schon ein Lehrbuchstück, wie man sowas nicht aufbaut. Wir bekommen fast 45 Minuten lang, immer wieder das selbe zu sehen: helles Sirren auf der Tonspur, skeptische Blicke der Darsteller, dann das Grauen im Gesicht, fade-to-white, neue Szene. Das mag ein- bis zweimal ja gut funktionieren, aber man bekommt keinen einzigen Hinweis, um was es sich handelt. Nach gut 45 Minuten liefert uns dann Christopher Lee die knappe Erklärung, ohne dass man als Zuschauer auch nur die Chance hatte, sich etwas zusammenzureimen, so dass dieser Mysterypart eigentlich gar nicht funktioniert. Auch die menschlichen Dramen zwischen dem Schriftsteller, seiner Frau und der Geliebten funktionieren nur unwesentlich besser, da die Ehefrau sehr naiv ist und das Geschehen eher langweilig inszeniert ist sowie den eigentlichen Plot stört, aber die Darsteller machen ihre Sache hier ganz gut. Patrick Allen und Sarah Lawson waren tatsächlich verheiratet, und Jane Marrow versprüht eine gute Portion Sex.

Gegen Ende bricht das Drehbuch dann völlig ein, und präsentiert uns eine Auflösung der Handlung und Rettung der (meisten) Protagonisten, die den Begriff Deus Ex Machina eigentlich neu definiert. Ein dreisteres Happy End habe ich selten gesehen, die Rettung kommt aus heiterem Himmel (no pun intended) und verärgert den Zuschauer. Darüber hinaus krankt der Film an etlichen Regiefehlern/Drehbuchlücken/Continuityproblemen. Am schönsten sind natürlich die zahlreichen misslungenen Day-for-night-Shots, die dazu führen, dass der Film vor allem gegen Ende munter zwischen Tageslicht, Dämmerung und Nacht hin- und herwechselt, was in geselliger Runde fast schon drinking-game-Qualitäten annimmt. Da laufen die Darsteller bei Nacht los, weil sie etwas auf einem Hügel gesehen haben, und kommen bei Tageslicht erst an. Auch Personen selbst verhalten sich stellenweise irre dämlich, beste Szene ist eigentlich die Verfolgung des Fast-Vergewaltigers. Patrick Allen zimmert ihm eine, sagt dann etwas in die Richtung "Ok, lass uns zurück zum Pub gehen" und wird von hinten von dem Vergewaltiger niedergeknüppelt. Auch das Verhalten seiner Geliebten ist proportional zur Filmlänge immer weniger nachvollziehbar. Minor spoilers ahead: das Design der Aliens schlägt dann dem Fass eigentlich den Boden aus, und sorgt zusammen mit der irren und absurden Erklärung der Invasion für viel Gelächter.

Das mag jetzt alles fürchterlich und grauenerregend schlecht klingen, aber dem ist dann doch nicht so. Denn "Brennender Tod" ist dabei fast schon ein erstklassiges Trash-Spektakel, was ihm dann auch seine 3 Sterne rettet. Sicherlich, die Inszenierung ist langweilig, das Drehbuch ziemlich vergessenswürdig, aber spaßig ist dieses Machwerk auf alle Fälle. Denn mit all den Tag/Nacht-Wechseln, der lachhaften Auflösung und den stellenweise fantastisch-dämlichen Dialogen sorgt das doch für einen abseitigen Filmspaß, wenn man mit Trash etwas anfangen kann. Denn "Brennender Tod" ist sicherlich Trash, aber dafür ziemlich gut. Bemerkenswert ist auch die Einstiegsszene, die völlig ohne Zusammenhang steht, aber nach gut 70 Minuten plötzlich im Film wiederholt wird, und diesmal sogar in die Handlung passt - soweit man das sagen kann. Fans von Trash sollten also in geselliger Runde zu dem Film greifen, denn unter diesem Gesichtspunkt macht er wirklich einiges an Freude. Denn wenn Mr. Hanson erzählt, er wäre besser geeignet für die Suche, Mrs. Callum ihm zustimmt, man sich als Zuschauer denkt "Warum sollte er so gut geeignet sein?", und die Schauspieler mit riesigen Schweißflecken das Geschehen bierernst nehmen, dann ist das doch wunderbar zum anschauen. Und erst recht, wenn dann ein Auto vor Hitze fast schmilzt, das Funkgerät daneben aber noch funktioniert!
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Und obwohl der Film doch eher "suboptimal" gelungen ist, ist er doch gut besetzt. Hauptdarsteller Patrick Allen wirkt zwar alles andere als ein Schriftsteller, macht aber seine Sache ganz gut, mit 102 Einträgen in seiner Filmographie hat der Mann ja auch einiges an Erfahrung. In Nebenrollen sind Peter Cushing (der einen Arzt spielt, der den ganzen Tag im Pub sitzt) und der immer wieder großartige Christopher Lee zu sehen. Lee, Jahrgang 1922, hat in der imdb 261 Einträge als Schauspieler (!), spielte in unzähligen Horrorklassikern mit, war Bond-Bösewicht in "Der Mann mit dem goldenen Colt" und ist auch heute noch groß im Geschäft, nicht zuletzt dank "Star Wars" und "Herr der Ringe". Trotzdem muss man sagen, dass die beiden ziemlich verheizt werden, und gerade Peter Cushing hat eigentlich wenig zu tun, seine Rolle war wohl eher ein Freundschaftsdienst an Kumpel Terence Fisher. Jane Marrow, die die Geliebte von Hauptdarsteller Patrick Allen spielt, sorgt für eine ordentliche Portion Sex, was seinen Höhepunkt in einer Szene findet, in der sie sich mit Eiswürfeln den Ausschnitt bestreicht (obwohl kurz vorher noch gesagt wurde, dass das Eis sofort schmilzt, haha). In Frankreich wurden wohl weitere Erotikszenen nachgedreht (evtl. sogar Hardcore), um den Film besser vermarkten zu können - auch eine Idee.

Dieses Vergnügen für Trashfans hat es jetzt auch auf eine deutsche DVD geschafft, natürlich bei e-m-s. Der Film ist Teil 3 der (erneut und immer wieder) wunderbaren und unterstützenswerten Reihe "Der phantastische Film". Die DVD ist diesmal nicht ganz so phantastisch wie bei Asylum - Irrgarten des Schreckens, aber trotzdem empfehlenswert. Das Bild krankt deutlich am Alter des Films, was aber dem Spaß eigentlich keinen Abbruch tut. Auch der deutsche Ton ist hörbar gealtert, erfüllt aber seinen Zweck. Extras gibt es wieder in Form von Trailern und einer Bildergallerie, dafür steckt der Film erneut in einem wunderbaren Pappschuber und ist natürlich auch wieder für wenig Geld zu haben. Günstig zu haben, "interessanter" Film, und absolut liebevolle Aufmachung? Kaufen und unterstützen, auf das diese Reihe weiter fortgesetzt wird! Erneut vielen Dank an e-m-s für ein Rezensionsexemplar!

Fazit: "Brennender Tod" ist mal etwas ganz anderes in der bisherigen Reihe "Der phantastische Film". Objektiv gesehen ist der Film natürlich ein Schnarcher vor dem Herrn, mit kaputtem Drehbuch und wenig Spannung. Aber wenn man auf sowas steht, kann man viel Spaß mit dem Film haben. Daher bekommt der Film dann doch eine Empfehlung an Trashfans!

P.S.: Im Vergleich zu diesem Film ist Der Dämon mit den blutigen Händen natürlich objektiv deutlich besser, so dass dieser eigentlich vier Sterne bekommen müsste. Da mich der vorliegende Film aber auch sehr gut unterhalten hat, bleibt es bei der gleichen Wertung.

Eine Rezension von David Kugler
(01. April 2008)
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Daten zum Film
Brennender Tod Großbritannien 1967
(Night of the big Heat)
Regie Terence Fisher Drehbuch Ronald Liles, John Lymington
Produktion Planet Film Productions Kamera Reginald H. Wyer
Darsteller Peter Cushing, Christopher Lee, Patrick Allen, Jane Merrow, Sarah Lawson
Länge 90:21 FSK 16
Filmmusik Malcolm Lockyer
3. Teil aus der DVD-Reihe "Der phantastische Film" von e-m-s.
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