Anlässlich der WM und dem erneuten Scheitern der englischen Nationalmannschaft an Algerien, bietet sich doch folgendes an: man nehme ein knappes aber ausreichendes Budget, eine einfache Storyidee, einen etwas abgehalfterten „Star“, einige Ideen eines vergangenen Genrehits und setze dies um als gemeinsame Co-Produktion des Vereinigten Köngreiches und Südafrika – fertig ist der WM-Horror. Mit Fussball hat das ganze natürlich nichts zu tun (womit wir wieder bei England wären), aber als Abwechslung zu den drei täglichen Spielen eignet sich die DVD aus dem Hause Sunfilm, die uns diesen Film mit knapp einem Jahr Verspätung nun auch auf Deutsch präsentiert, sicherlich – und an dieser Stelle wie immer herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Die Handlung lässt sich einigermaßen schnell zusammenfassen: Seb Beazley und seine Crew begeben sich auf eine abgelegene philippinische Insel. Seb, das ist ein Abenteurer, Fernsehmoderator und auch Star der TV-Dokuserie „Surviving in the Wilderness“; Crew, das sind seine Regisseurin, ein Kameramann, eine Tonlady, sowie ein Übersetzer/Führer und eine...weitere...junge Hübsche, deren Funktion irgendwo zwischen Fachfrau und Praktikantin angelegt ist. Während crewintern vor allem Beziehungsprobleme für so manche Unstimmigkeit sorgen, werden schnell zwei Dinge deutlich: erstens verfolgt Übersetzer Joey eigene Ziele und ist wenig an der TV-Serie interessiert, und zweitens bekommen die
Überlebenstipps von Seb eine ganz neue Rolle zugewiesen. Die Crew muss alsbald nämlich wirklich ums Überleben kämpfen, denn scheinbar ist an der lokalen Legende der Aswang (Exposition darf an dieser Stelle der Film übernehmen) mehr dran, als so manch aufgeklärter und vermeintlich zivilisierter Mensch zuerst dachte...
„The Descent“ im Dschungel: so kurz und knapp könnte man in etwa die Idee von „Surviving Evil“ beschreiben. Nicht nur weil Natalie Mendoza in beiden Filmen mitspielt, auch sonst erinnert vieles an den Horror-Hit von Neil Marshall. Eine Gruppe junger Leute mit bestimmten Fähigkeiten (hier: Survival-Skills statt Klettern) begibt sich an einen abgelegenen Ort und muss schnell gegen eine tödliche Bedrohung kämpfen. Auch die Monster erinnern vom Design her stark an diejenigen aus dem britischen Höhlenhorror (das verrät auch die Packung, insofern kein Spoiler an dieser Stelle), so dass die Parallelen durchaus vorhanden sind. Von einer plumpen Kopie oder Rip-Off zu sprechen erscheint trotzdem nicht angemessen, da einerseits die Machart einfach ziemlich unterschiedlich ist, und andererseits die Ausgangsidee in beiden Filmen derart minimalistisch ist, dass man wohl kaum einen Film als Ausgangspunkt dieser Idee benennen kann. Natürlich ist „The Descent“ der ungleich bessere Film, aber als kleiner Genrehappen zwischendurch kann „Surviving Evil“ durchaus Spaß bereiten, was unter anderem am Drehbuch als auch an einer gesunden Härte liegt. Vom großen Wurf ist Terence Daws Film aber natürlich weit entfernt.
Die Charaktere sind nicht die üblichen Highschool-Schwachköpfe die von viel zu alten Darstellern gespielt werden, sondern erwachsene Menschen mit entsprechendem Äußeren (auch dies teilt er mit „The Descent“). Als Seb bekommt man Billy Zane (der abgehalfterte Star, siehe oben) geboten, der seine Sache aber durchaus gut macht, auch wenn er bei weitem nicht die Hauptfigur des Films ist, wie uns die Vermarktung vielleicht verkaufen will. Vielmehr sind die Charaktere über weite Strecken überraschend gleichberechtigt. Erst gegen Ende bzw. mit der voranschreitenden Exposition schält sich ein zentraler Charakter heraus, der an dieser Stelle allerdings natürlich nicht verraten wird. Insofern lassen sich hier zwei – für eine kleine Genreproduktion sicherlich bemerkenswerte – Fakten festhalten: erstens gewinnt der Film dadurch an Spannung, dass er quasi keinerlei nominellen Hauptcharakter hat, keinen Helden und kein Final Girl. Man kann also nur schwer abschätzen, ob und wer von der Crew den Film letztendlich überleben wird. Zweitens lässt sich Regisseur und Autor Daw alle Zeit der Welt den Bodycount zu starten, so dass dieser – wenn ich mich recht erinnere – erst nach einer Stunde anfängt. Trotzdem wird vorher nicht unbedingt langweilig (wenn auch manchmal etwas redundant), was einerseits an der schönen Kameraarbeit, andererseits aber auch an dem schnörkellosen aber nicht dummen Drehbuch und den damit verbundenen Charakteren liegt.
Dazu suppt der Film manchmal auch noch ordentlich rum, ohne jedoch in absolutes Splatter-Gewässer zu geraten. „Highlight“ dürfte dabei eine blutüberströmte und entstellte Säuglingsleiche sein, was man in Filmen mit dem blauen Siegel der FSK ab 16 sicherlich auch nicht häufig zu Gesicht bekommt. Ansonsten gibt es immer wieder kleinere Goreszenen, die allerdings manchmal etwas verwackelt sind; die Aswang dürfen dafür unter anderem an der Einwirkung einer Schrotflinte leiden, so dass die Freigabe ab 16 mit einem oder zwei zugekniffenen Augen abschließend noch in Ordnung geht. Abzüge in der B-Note gibt es aber auch: zum einen ist die Sache natürlich nicht besonders original. Es ist eben ein Monsterfilm im Dschungel, einigermaßen schnörkellos, aber auch nicht unbedingt kreativ. Zum zweiten ist die Inszenierung gerade im Mittelteil etwas redundant, wenn immer wieder kurze Blicke erhascht werden können, was aber den Film und die Spannung nicht wirklich vorantreibt. Auch versandet so mancher Nebenplot, etwa der wiederkehrende Traum eines Crewmitglieds ziemlich im Nirgendwo. Und zum dritten wirkt das Ende etwas gehetzt. Gerade weil sich der Film zu Beginn soviel Zeit lässt, muss er am Ende ganz schön Tempo machen, was zwar für wenig Langeweile sorgt, aber vor allem die zwei angehängten Enden etwas bemüht wirken lässt.
Zusammenfassend ist „Surviving Evil“ also ein kleiner aber feiner Monsterfetzer für Fans. Nicht spektakulär, aber auch nicht hanebüchen schlecht, so dass man auf diesen Reißer durchaus mal einen Blick werfen kann, sollte man ihn mal finden. Das, was er macht, macht er ganz gut, da sollte man sich auch nicht von der imdb-Durchschnittswertung abschrecken lassen. Die tut dem Film nämlich total Unrecht.