„Schock Labyrinth 3D“ heisst das neue Werk des japanischen Genre-Regisseurs Takashi Shimizu. Und dieses ist nicht wirklich gut.
Im Prinzip könnte man mit diesen zwei Sätzen die Rezension fast abschließen: Der Titel des zu rezensierenden Films impliziert schonmal, dass die Geschichte a) schocken soll, b) in einem Labyrinth angesiedelt ist und c) im aktuell wieder angesagten 3D-Verfahren präsentiert wird.
Die drei wichtigsten Informationen zu Intention, Inhalt und Form sind damit gegeben – wenn der Rezensent es in den folgenden Zeilen noch schafft, seine negative Meinung zu dem Schauerstück vernünftig in Worte zu fassen, können wir doch diesmal theoretisch auf die Zusammenfassung der „Story“ verzichten, oder?
Na gut, na gut – fangen wir ganz leger von vorne an und dezimieren unsere grauen Zellen mit einer Inhaltsangabe. Vorsicht,
Spoiler sind in Anbetracht des kruden Werks unbeabsichtigt möglich.
In „Shock Labyrinth“ geht es also um eine Gruppe Jugendlicher, die von dem Geist einer seit der Kindheit verschollen geglaubten Freundin heimgesucht werden. Diese Freundin heisst Yuki - und der Autor dieser Zeilen kann ihren Namen auch nur mit Sicherheit nennen, weil er sich während der Vorführung ständig eingeredet hat, dass er sich zumindest diesen für die Rezension dringend merken muss. Damit wäre schon einmal unterschwellig angedeutet, dass die Charaktere – Achtung, Euphemismus – keineswegs
so gut gezeichnet sind, als dass man sich im Rückblick an mehr als die Farbe ihrer Kleidung erinnern kann...
Zumindest lockt Yuki ihre alten Gefährten mit einem geschickten Schachzug in ein verlassenes Krankenhaus. Dass dieses eben verlassen – oder zumindest offensichtlich
nicht in Betrieb – ist, wäre wohlmöglich sogar Homer Simpson nach einem Blick in die Küche aufgefallen.
Da es sich hier aber um einen Vertreter des
J-Horrors handelt, warten wir mit unseren jungen Helden an einer menschenleeren und heruntergekommenen Rezeption entweder auf einen Angestellten oder einen böse grummelnden Geist mit langen, schwarzen Haaren, der endlich mal etwas dem Titel entsprechendes tut.
Aber Pustekuchen – stattdessen fliegt ein weisser Plüschhase gelegentlich geisterhaft durch Wände und jagt den Protagonisten eine Heidenangst ein. Dem Rezensenten leider weniger.
Irgendwann wird dann die Gruppe sehr unvorteilhaft in den dunklen Gemäuern voneinander getrennt und es werden jede Menge milchige Rückblenden aus der Kindheit gezeigt, die – man wäre ja fast selbst darauf gekommen – tatsächlich den Schlüssel zu dem ganzen Spuk bereit halten.
Wenn wir jetzt mal ganz fair sind, gibt es doch ein oder zwei Einstellungen in „Schock Labyrinth“, die so etwas wie Grusel verbreiten: Kleine Mädchen, die lachend schwindelerregende Wendeltreppen hochlaufen gehören ja zum Beispiel in diese Kategorie. Zumindest ab dem dritten Mal hintereinander.
Sehr schön anzusehen ist außerdem eine Szene gewesen, in der eine Frau in Rückenansicht einen dunklen Korridor hinunterläuft, während sich ihr Kopf und die Extremitäten nacheinander umdrehen, und sie wieder auf die Zuschauer zukommt. In 3D macht so etwas schon Spass.
Leider verpasst Regisseur Shimizu, der sich mit seinen „Ju-On“-Filmen sowie dem erfrischend andersartigen „Marebito“ (2004) für einige gelungene
J-Horror-Einträge verantwortlich gezeigt hat, bei seinem aktuellen Output nahezu jede Chance, das zu tun, was er eigentlich am besten kann: schocken.
Anstatt seinen Fans wenigstens die bekannten, fiesen Dämonen-Fratzen in 3D um die Ohren zu hauen, setzt er diesmal auf eine absolut verworren zusammengebastelte Geisterhaus-Story, die im Prinzip nur eine abgestandene Idee fünfmal erzählt.
Unfreiwillige Komik kommt in „Schock Labyrinth“ zur Aufheiterung des düsteren Trashs leider etwas kurz, ein paar Lichtblicke gibt es trotzdem.
Köstlich ist beispielsweise ein Moment, in dem sich einige zugedeckte Leichen auf Tragen befinden und von der einen eine Hand nach dem Sanitäter greift. Da lebt offensichtlich noch jemand. Der Sanitäter ist natürlich völlig aus dem Häuschen und berichtet dies seinem Kollegen, der daraufhin einen Blick unter die Decke wirft und Anweisungen gibt, den/die Überlebende/n schnell ins Krankenhaus zu transportieren – und dann
die Decke wieder über den Kopf legt! Andere Länder, andere Sitten – oder wie?!
Lachen musste der Rezensent auch, als eine Protagonisten ganz gemein eine Treppe hinuntergepurzelt ist und ein unten stehender Freund die offensichtlich Bewusstlose fragt, ob alles ok sei.
Dass sich die Schauspieler hier nicht für das kommende Jahr der Academy empfohlen haben, muss an dieser Stelle wohl auch nicht extra erwähnt werden...
Wir bleiben also einfach dabei: „Schock Labyrinth 3D“ ist kein toller Film und dürfte auch Anhängern des asiatischen Genre-Kinos nicht so recht behagen.
Der Vollständigkeit halber muss noch angemerkt werden, dass das Werk auf einer Geisterhaus-Attraktion des japanischen Fuji-Q High Lands basiert. Und irgendwie wird man das komische Gefühl nicht los, dass bei dem Resultat eher die Vermarktung eines Vergnügungsparks und nicht die Inszenierung eines Horrorfilms im Vordergrund gestanden hat…