Takashi Miike dreht einen Western und besetzt eine der Rollen mit Kultregisseur Quentin Tarantino. Wenn das mal kein Grund ist, sich zwei Essstäbchen in die Ohren zu stecken und ein schiefes
„Hallelulja“ anzustimmen…
„The sound of the Gion Shoja temple bells echoes the impermanence of all things; the color of the sala flowers reveals the truth that to florish is to fall. The proud do not endure, like a passing dream on a night in spring; the mighty fall at last, to be no more than dust before the wind.”
Schon zu Beginn des Streifens tritt Tarantino als Einzelgänger Ringo in Erscheinung. Dieser hat sich soeben ein blutverschmiertes Ei aus einer Schlange geschnitten, als er bei seinem idyllischen Lagerfeuer plötzlich Besuch von ein paar ganz fiesen asiatischen Hut- und Mantelträgern bekommt. Nach einem kurzen Dialog wirft Ringo das Ei in die Höhe - und noch bevor das ersehnte Objekt wieder in seiner Hand gelandet ist, haben seine ungebetenen Gäste eine Ladung blaue Bohnen zu fressen gekriegt.
An diesen irrwitzigen Prolog schließt dann ein typisches Motiv aus so manchem Western an:
Ein Namenloser (Hideaki Ito) kommt in die Stadt. Und dieser gerät dann auch gleich zwischen die Fronten zweier Clans, den „roten“ Genji und den „weißen“ Heike. Während sich deren Farben hierzulande an den meisten Imbissbuden wunderbar auf einer Landung Pommes Frites vereinen, besteht im Film zwischen den Gruppen ein lang andauernder Kampf um einen Goldschatz, wegen welchem schon viele Mitglieder ihr Leben gelassen haben.
Die Genji und Heike sind natürlich jeweils darauf bedacht, den wortkargen Neuankömmling für sich zu gewinnen und endlich die Schlacht zu einem für sich erfolgreichen Ende zu bringen – doch der mysteriöse Fremde hält sich zunächst bedeckt…
Manchmal erstaunt einen sogar noch ein Takashi Miike, von dem man eigentlich schon so ziemlich alles erwartet hat. Denn mit seinem „Sukiyaki Western Django“ hält sich der japanische Tabubrecher in Sachen extremer Gewaltdarstellung und Perversion ein wenig zurück (natürlich nur in Relation zu manch anderem Streifen aus Miikes Filmografie!) und hat einen erfrischend schrägen Crossover aus westlichen, südlichen und fernöstlichen Stilmitteln erschaffen, der auch vor simplen Slapstickeinlagen nicht zurückschreckt - so liefert der Sheriff der Stadt (Teruyuki Kagawa) in einer Szene eine fast schon Bruce Campbell-mäßige Performance ab! Auch auf abgedrehte Sound-Effekte, die direkt aus einem „Looney Tunes“-Cartoon stammen könnten, wird nicht verzichtet.
Offensichtlich hat Miike außerdem die Arbeit mit seinem Fan und Regiekollegen Quentin Tarantino genossen und dabei mit diesem einige Ideen ausgetauscht – immerhin finden sich im Film auch einige Momente, die direkt aus dessen Double-Feature „
Kill Bill Vol. I & II“ (2003) stammen könnten, so z.B. eine sehr ähnlich eingesetzte
Anime-Sequenz.
Aber in erster Linie trägt „Sukiyaki Western Django“ natürlich immer noch die markante Handschrift seines vielbeschäftigten Schöpfers, der sich nach mäßigen Werken wie „The Call“ (2003) und „Like A Dragon“ (2007) inszenatorisch mal wieder mächtig ins Zeug gelegt und (fast) wieder die Klasse seiner bisherigen Höhepunkte „
Audition“ (1999) und „
Ichi The Killer“ (2001) erreicht hat.
Dazu hat er ein Inferno aus wunderbar trashigen Einfällen und Zitaten aus mehreren Filmwelten entfacht – ob es nun der obligatorische Kutschenüberfall (nur dass diese hier von Menschen gezogen wird!), gemalte Landschaftspanoramen oder Kämpfe im Stil „Schusswaffe vs. Schwert“ sind…alles geht, nichts ist zu abwegig für diesen höchst unterhaltsamen Schmarn mit einer dennoch packenden Story.
Leider gibt es trotzdem zwei Kritikpunkte anzubringen, die die Vergabe der Höchstnote verhindern. Zunächst ist der Film aus einem nicht wirklich nachvollziehbaren Grund in Englisch abgedreht worden – obwohl die meisten Darsteller Japaner sind, und an manchen Stellen wegen ihrem Dialekt kaum noch verstanden werden können! Das mag ja vielleicht passiert sein, um den Kulturclash noch abgedrehter wirken zu lassen, aber stört über die Gesamtlänge von zwei Stunden schon etwas.
Der zweite negative Punkt wäre das schon genannte Vorhandensein diverser Klamauk-Einlagen:
Klar, an vielen Stellen haben diese eine recht coole Wirkung, wie halt z.B. der Sheriff mit seiner gespaltenen Persönlichkeit oder der Ohnmachtsanfall eines Protagonisten, der diesen vor der eigentlich sicheren Erschießung rettet – aber wie heißt es so schön? Weniger ist manchmal mehr…und diese Weisheit hätte in manchen Szenen leider auch beim „Sukiyaki Western Django“ gegolten.
Aber man soll ja nicht immer nur über alle kleinen Einzelheiten meckern, sondern sich einfach über diesen kultigen und manchmal blutigen Streifen freuen, der sowohl Takashi Miike- wie auch Quentin Tarantino-Fans zufrieden stellen müsste.
Vielleicht sogar manche aufgeschlossenen Spaghetti-Western-Nostalgiker.