Dass Vampire und Martial-Arts zusammenpassen können, hat Regisseur Roy Ward Baker ja bereits 1974 in der Hammer/Shaw Brothers-Koproduktion „Die 7 goldenen Vampire“ bewiesen.
Dass dieses Genre-Crossover auch mal gehörig in die Hose gehen kann, zeigt uns nun die japanisch-südkoreanische Mangaverfilmung „Higanjima – Insel der Vampire“, welche von Tae-gyun Kim („Volcano High“) inszeniert worden ist und einen recht kruden Abenteuer-Trash auf eine knapp zweistündige Laufzeit ermüdend aufbläht.
In dem Film macht sich eine bunte Truppe von Freunden zu der namensgebenden Insel auf, um den Bruder des jungen Akira (Hideo Ishiguro), welcher bereits seit langer Zeit als vermisst gilt, ausfindig zu machen.
Den Hinweis, dass sich dieser auf Higanjima befindet, hat Akira von einer mysteriösen Frau erhalten, welche er zuvor noch nie in seinem Leben gesehen hat. Und wie das in Filmen dieser Art so ist, sollte man Tipps von mysteriösen Frauen, die man vorher noch nie gesehen hat, mit einer gewissen Skepsis gegenübertreten.
Wie die Schüler nach ihrer Ankunft herausfinden, wird die Insel von dem finsteren (aber dafür mit schicken gebleichten Haaren ausgestatteten) Vampirfürsten Miyabi (Kôji Yamamoto) beherrscht, den es schon sehnsüchtig nach frischem Lebenssaft dürstet und der seine neuen Gäste dementspreche
nd herzlich empfängt.
Dann passiert das, was man aus diversen anderen Streifen schon so kennt: Die Jungs und Mädels werden von den untoten Schergen zunächst ins dunkle Verlies gesperrt, um dann in geordneter Reihenfolge die nicht ganz so freiwillige Blutspende anzutreten.
Irgendwann eskaliert freilich das Szenario, die Gruppe entkommt und sieht sich auf dem unbekannten Terrain sowohl von Miyabis Gefolgschaft als auch von anderen obskuren Wesen verfolgt.
Zum Glück gibt es Hoffnung (alle nervenschwachen Zuschauer dürfen aufatmen), denn auf Higanjima existiert immer noch ein Widerstand, der sich mutig gegen die fiesen Schurken zur Wehr setzt. Dort wird Akira auch seinen Bruder endlich wiedertreffen – doch werden die Beiden am Ende des Abenteuers tatsächlich gemeinsam die Heimreise antreten können…?
Zugegeben: Asiatisches Kino ist nicht jedermanns Sache – oft (aber natürlich nicht immer) werden hier gewisse Gesetze der Natur überschritten und die Protagonisten können plötzlich über Baumwipfel oder über das Wasser tanzen.
„Higanjima“ allerdings könnte bis auf seine gewöhnungsbedürftigen (man könnte
nervtötenden sagen) Charaktere fast schon ein ziemlich schlechter Abenteuer-Klamauk made in Hollywood sein, für welchen sich beispielsweise ein Stephen Sommers („Van Helsing“) verantwortlich gezeichnet hat.
Positiv hervorzuheben sind in dem Streifen mit Sicherheit die streckenweise schon recht schicken Aufnahmen, die anfangs noch eine Art Schleier über die ansonsten eher mangelhaften Qualitäten legen.
Dass die Identifikation mit den kitschigen Figuren extrem schwer fällt, ist ja bereits angedeutet worden – das weitaus größere Problem stellt aber wohl die Tatsache dar, dass der (schon zuvor wenig vorhandene) Spannungsbogen sehr früh in seine Einzelteile zerfällt und sich auch durch das Einstreuen diverser Kampfszenen nicht wieder aufraffen will.
Schließlich wollte es sich der Regisseur wohl zusätzlich nicht nehmen lassen, mit ein paar Computer-generierten Spezialeffekten zu protzen und der Rezensent hat bei der Sichtung der traurigen Resultate vor seinem geistigen Auge schon die Amiga 500-Rechner brennen und rauchen gesehen.
Was einem da so an übersinnlichem Gekrabbel und Geflügel vorgesetzt wird, entlockte der Rezensenten-Kehle des Öfteren ein verzweifeltes, gurgelndes Lachen - der Fairness halber muss dieser außerdem anmerken, dass die Kreaturen in der gurkigen Großproduktion „
I Am Legend“ (2007) kaum besser aussahen…
Um es jetzt langsam auf den Punkt zu bringen: Auf „Higanjima“ wird viel gekämpft, einiges an Blut verspritzt und gelegentlich bleibt sogar nochmal eine ruhige Minute für das gepflegte Techtelmechtel über.
Für einen wirklich erträglichen Film reicht das alles bei der recht stattlichen Länge nicht aus.
Wer also gern richtig phantasievolles Genre-Mix-Kino aus Asien erleben möchte, der greife besser beispielsweise zu den Werken von Ryûhei Kitamura („Sky High“, „Alive“).