1935: nach einem missglückten Deal mit einigen zwielichtigen Gestalten, einer verrückten Verfolgungsjagd und einem abenteuerlichen Ausflug mit einem zweckentfremdeten Schlauchboot landen der smarte Archäologe und Hobby-Abenteurer Indiana Jones (Harrison Ford), sein verwaistes Helferlein Short Round (Ke Huy Quan) und die Show-Sängerin Willie Scott (Kate Capshaw) unfreiwillig im Herzen Indiens. Bevor sie sich auf den Weg nach Delhi aufmachen können, von wo aus sie den Heimweg anzutreten hoffen, werden sie auf das furchtbare Schicksal eines kleinen Dorfes aufmerksam gemacht:
Nachdem der Heilige Sankara-Stein, der das Dorf vor allem Übel beschützen soll, gestohlen wurde, sind hier alle Wasserquellen versiegt, die Ernte wurde vernichtet und schließlich wurden sogar alle Kinder des Dorfes entführt. Die Bewohner glauben nun, Indiana Jones und seine Gefährten seien von den Göttern zu ihnen geschickt worden, um ihnen ihren heiligen Stein und ihre Kinder zurückzubringen. Und so machen sich die drei auf den Weg zum Palast von Pankot, wo ein ausgerotteter Kult der Göttin Kali wiederbelebt worden sein soll. Und tatsächlich werden die entführten Kinder in den Tunneln unter dem Palast dazu gezwungen, nach den restlichen verlorenen Sankara-Steinen zu suchen, mit deren Hilfe der Kult die absolute Herrschaft zu erringen gedenkt. Doch sie haben nicht mit Indys eisernem Willen gerechnet, welcher ganz darauf ausgerichtet ist, die Kinder sicher in ihr Dorf zurückzubringen u
nd die heiligen Artefakte vor unheilbringendem Missbrauch zu bewahren...
"INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES" war
Steven Spielbergs erstes Sequel. Nicht umsonst hatte er sich bis dato vor einem solchen Folgeprojekt verwahrt. Er wollte vermeiden, dass der Film allein an der Prominenz seiner in der Filmwelt bereits etablierten Hauptfigur gemessen wird. Und so bemühte er sich, zwar grundlegende Strukturen und Elemente aus dem ersten Teil, "
Jäger des verlorenen Schatzes" [1981], zu übernehmen, sie aber in einem gänzlich neuen Gewand darzustellen. Dieses Bemühen zeigt sich allein an der Tatsache, dass Indiana Jones alias
Harrison Ford nicht erneut die brünette Karen Allen als Besetzung für die Figur der Marian zur Seite gestellt, sondern für den zweiten Film eine neue weibliche Hauptrolle kreiert und mit der blonden
Kate Capshaw besetzt wurde. Eine gute Entscheidung, nicht nur der Abwechslung wegen. Denn mit ihrer Figur kommt ein frischer Wind und ein vollkommen neuer Schwung in die Geschichte.
Wie um erst gar keinen Vergleich mit dem ersten Teil aufkommen zu lassen präsentiert sich der zweite Film der Trilogie gleich zu Beginn in einem völlig anderen Look als der erste: in der eleganten Atmosphäre eines elitären asiatischen Nachtclubs performt Show-Sängerin Willie in einer schillernden rot-goldenen Robe umringt von Varieté-Tänzerinnen eine Mandarin-Version von „Anything Goes“, während Indiana Jones in einem schneeweißen Anzug so sauber und gestylt aussieht, wie man den Vollblut-Abenteurer sonst selten zu Gesicht bekommt. Zwar dauert es nicht lang, bis von diesem Glanz nicht mehr viel übrig ist und der Zuschauer sich in der vertraut schmutzigen, Action- und Gag-geladenen Abenteuer-Welt des Indiana Jones wiederfindet; doch auch das, was sich im Tempel des Todes abspielt, unterscheidet sich immer noch deutlich von dem, was im ersten Teil präsentiert wurde. So bildet diese Fortsetzung eine erfrischende Abwechslung in der langen Reihe von Sequels, die sich eng – manchmal entschieden zu eng – an die Konventionen des Originals halten und mit wenig Neuerungen aufwarten.
Ganz ähnlich jedoch wie jene im ersten Teil, ebenso gelungen nämlich, ist Harrison Fords Darstellung des vielleicht beliebtesten Archäologen der Kinogeschichte. Die Figur des Indiana Jones ist so beliebt, weil sie ganz verschiedene Facetten in sich vereint. Der Abenteurer ist einerseits zwar ein hochgebildeter Mann, eine Koryphäe auf seinem Gebiet und immer für eine zündende Idee gut, wenn es um das Bestehen in einer brenzligen Situation geht. Andererseits muss er aber auch die eine oder andere Niederlage einstecken und gerade mit den Frauen tut er sich gern mal etwas schwerer (eigentlich verständlich, da ihm nicht gerade die am einfachsten zu handhabenden Exemplare ihrer Spezies zur Seite gestellt werden). Genau das macht ihn trotz seiner erstklassigen Schatzjäger-Qualitäten sehr menschlich und damit attraktiver für den Zuschauer.
Gleichermaßen unterhaltsam ist die weibliche Hauptfigur des Films, die Show-Sängerin Willie Scott, welche Indy unfreiwilligerweise auf seinem Abenteuer begleitet. Sie hat zwar ebenso ihren ganz eigenen Willen wie Marian aus dem ersten Film; anders als diese strapaziert Willie Indys Nerven jedoch vorwiegend mit ihrem Wehklagen über diverse unbequeme Lagen und konstantem Schreien angesichts Allem, was im Dschungel und in den dunklen Geheimgängen des Palastes so herumwuselt und -krabbelt. Behind-the-Scenes-Gerüchten zufolge musste Kate Capshaw das Gekreische erst beigebracht werden. Na, wenn da mal kein talentierter Lehrer am Werk war!
Es scheint jedenfalls, als hätten sich die Autoren der Geschichte (unter denen auch George Lucas zu finden ist) viel Mühe dabei gegeben, sowohl ihre Hauptfiguren als auch die übrigen Charaktere möglichst amüsant zugestalten, ebenso wie das Casting-Team die Besetzung jener Rollen augenscheinlich sehr sorgfältig zusammengestellt hat. Die gewichtige Bedeutung, welche die Figuren dadurch erhalten, kommt nicht von ungefähr. Denn die Geschichte an sich ist genauer betrachtet recht einfach gestrickt, im Grunde genommen passiert nicht allzu viel. Daher ergibt sich ein Großteil der Spannung und Unterhaltung eben aus den Charakteren und ihren Beziehungen untereinander, genauso wie aus den abenteuerlichen und mitunter absurd-komischen Situationen, in welche die Figuren konstant hineinstolpern. Eine der Szenen, die dem Zuschauer am längsten im Gedächtnis haften bleiben, ist sicherlich das Dinner im Palast, bei welchem allerlei sogenannte Köstlichkeiten kredenzt werden, die für den westlichen Gaumen eher unpassend scheinen (genaugenommen hat wohl schon beim Anblick der Speisen der westliche Magen das erste grummelige Wort gegen gegrillte Käfer als Beilage zu sich noch ringelnden Mini-Schlangen oder Affenhirn auf Eis zum Dessert). Das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Vorstellungen und Kulturen ist hierbei ein wesentlicher Bestandteil in der Entwicklung jener kuriosen Begebenheiten, von denen der Film so viele zu bieten hat.
Als sehr gelungene Fortsetzung, die sich zwar an bewährte Muster ersten Teils anlehnt aber gleichzeitig vollkommen anders ist als sein Vorgänger, macht
"INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES" einfach nur riesigen Spaß und durfte sich daher verdientermaßen eines beachtlichen Erfolges zu Zeiten seiner Veröffentlichung und eines wachsendes Kultstatus im Nachhinein erfreuen. So war es auch kaum eine Überraschung, als 1989 schließlich ein dritter Teil in der Reihe mit dem vielversprechenden Titel "
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" die Kinoprogramme um einen weiteren Abenteuerstreifen bereicherte. Noch mehr Spaß für alle!