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Ocean's 13

Ocean's 13

Ein Film von Steven Soderbergh

Die klischéehafte Betrachtung zu OCEAN'S ELEVEN und seinen Fortsetzungen wird üblicherweise so formuliert: Steven Soderbergh und George Clooney trommeln alle ihre Freunde zusammen, machen ein paar Wochen lang Klassentreffen und Party, und nebenher entsteht dabei ein Film. Das mag natürlich sein - aber was mehr zählt als die Frage, wieviel Party so ein Filmdreh denn nun war oder nicht, ist dann wohl doch der Film, der letzten Endes dabei herauskommt. Mit dem nonchalanten Remake des Sinatra-Raubzuges OCEAN'S ELEVEN (das Original hieß bei uns FRANKIE UND SEINE SPIESSGESELLEN) hat Soderbergh eine Fingerübung in unterkühlter Lässigkeit inszeniert, mit der Fortsetzung OCEAN'S TWELVE dann den Beutezug als Nebensächlichkeit in eine beinahe experimentelle Dekonstruktion des ersten Teils gebettet. Der dritte Part ist die routinierte Show eines Bühnenmagiers: Elegant, lässig, unaufgeregt und unglaublich souverän aus dem Ärmel geschüttelt.

Die Handlung führt zurück nach Las Vegas, wo ein pompöser Casinochef gerade Danny Oceans Freund Reuben Tishkoff betrogen hat und mit dessen Geld ein Casino errichtet, das alle anderen in den Schatten stellen soll. Tishkoff ist am Boden zerstört, aber Danny trommelt seine Freunde zusammen, um den Freund zu rächen: Willie Bank, der Casinochef, soll bezahlen. Der Plan: Nicht Dannys Leute müssen gewinnen, Bank muß einfach
nur verlieren - indem in der Eröffnungsnacht alle Besucher mit utopischen Gewinnsummen nach Hause gehen.

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Natürlich ist der Plot auch hier nur ein Vehikel für Soderberghs Spielereien. Es ist natürlich völlig egal, was wo überwunden werden muß, damit dies oder jenes passiert - wichtig ist nur, daß Soderbergh und seine beiden Drehbuchautoren mit bestechender Frequenz Kaninchen aus dem Hut zaubern. Plan X funktioniert nicht? Macht nichts, mit Gegenstand Y und Ausweichplan Z kann das trotzdem geschafft werden, und als Z scheitert, erfahren wir ganz nebenbei, daß das natürlich zu Plan C gehört und schon im Voraus durchdacht wurde. Die Beständigkeit der Einfälle hält einen gehörig auf Trab und bei Laune, solange man nicht die Details der Plausibilität hinterfragt - denn natürlich kann kein Plan der Welt derart wasserdicht durchdacht sein. Der Film macht sich - im Gegensatz noch zu Part Eins - wenig Mühe, die Hintergründe der Tricks und Betrügereien zu erklären: Wenn ein Gerät manipuliert werden soll, dann kennt irgendwer natürlich längst den Hersteller und kann einen verdeckten Helfer einschleusen.

Das mag nicht exakt spannend klingen, und in der Tat legt es der Film gar nicht erst darauf an, den Zuseher bei atemlosem Adrenalin zu halten. Clooney und seine Gang geraten auch nie in Bedrängnis, verlieren nie die Nerven, und wenn doch einmal etwas problematisch sein sollte, wird mit entspannter Lässigkeit eine Lösung produziert. Warum der Film trotzdem funktioniert, ist die Tatsache, daß die Nonchalanz zum ultimativen Stilmittel ernannt wird: Soderbergh läßt seine Kamera flott, aber unaufgeregt durch das Geschehen gleiten, David Holmes' unterkühlter Acid Jazz trägt die Geschichte geradlinig nach vorn, und Clooney und Pitt finden in ihrem abgeklärten Dandytum noch Zeit, ihre Beziehungsprobleme zu diskutieren.

OceanOceanOcean
Soderbergh hält diesmal die Form wieder strenger zusammen als im zweiten Teil, wo er mit Filmsprache spielte so wie ein Jazzpianist Improvisationen verfolgt. Natürlich lockert er auch hier den Look immer wieder auf - plötzlich ist eine Sequenz mit wackliger Handkamera und starkem Blaustich gefilmt, dann ist eine andere mit grobkörnigen Grüntönen getränkt. Manche Bilder sind in fast artifiziellen Linien gebrochen - alles ist stilisiert, aber nicht so weit, daß es den Film zersetzen würde, sondern einfach nur als ästhetischer Überbau der Geschichte.

Was den Film freilich jenseits aller filmischen Fingerübungen trägt, sind die Schauspieler. Clooney erdet alles mit ruhigem Charisma, und Matt Damon findet sichtlichen Spaß darin, den naiven, unbeholfenen Burschen zu spielen. Über allen thront Al Pacino, ein eitler Geck, bei dem jede Geste, jeder Blick und jedes Satzzeichen nur Ausdruck seines übergroßen Egos ist. An seiner Seite spielt ganz famos Ellen Barkin - es gibt sie noch! - und in dem Moment, als ihre Figur die Kontrolle verliert, die sie so streng zu halten versucht, bricht sie in fahrigen Bewegungen auseinander. Vielleicht war es tatsächlich eine einzige große Party für alle Beteiligten, aber dann hat sich die ausgelassene Laune bemerkenswert gut auf die Chemie zwischen den Darstellern ausgewirkt.

Natürlich hat es OCEAN'S THIRTEEN nicht dringend gebraucht. Natürlich ist die Handlung hanebüchen und die Erzählweise bekannt. Aber wenn Clooneys Raubzüge auf derart hohem Niveau, mit so viel Spielfreude und Leichtfertigkeit erzählt werden, dann können die Jungs Party machen, so lange sie wollen. Andere machen bei mehr Ernsthaftigkeit viel dümmere Filme.

Eine Rezension von Christian Genzel
(13. Juni 2007)
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Daten zum Film
Ocean's 13 USA 2007
(Ocean's Thirteen)
Regie Steven Soderbergh Drehbuch Brian Koppelman, David Levien
Produktion Warner Bros. / Section Eight / Village Roadshow Pictures
Darsteller Carl Reiner, Ellen Barkin, Don Cheadle, Andy Garcia, Al Pacino, Matt Damon, Brad Pitt, George Clooney, David Paymer
Länge 122 FSK 0
Filmmusik David Holmes
Kommentare zu dieser Kritik
Zombie-mower TEAM sagte am 22.07.2007 um 12:14 Uhr

Ocean's 13 scheint mir wiedermal ein weiterer seelenloser Film und gleichzeitig sinnloser Aufguss eines sowieso unoriginellen Remakes zu sein. Auch die stellenweise lobhafte Rezension und Laudatio auf die schauspielerische Leistung der Protagonisten erweckt in mir nicht das Bedürfnis, diesen Film mir zur Gemüte zu ziehen.

Wo bleiben denn die kreativen Ideen der Filmschaffenden? Wo bleibt der Mut zu Unkonventionellem und zu einer orininellen Geschichte? Nach Pan's Labyrinth habe ich wahrlich keinen wirklich engagierten Film mehr gesehen, keinen der mich nicht 2 Stunden nach der Vorführung noch weiter beschäftigte und faszinierte.

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