Sieht man sich den irreführenden Kinotrailer von „Die Mumie“ an so könnte man meinen es handle sich dabei um einen unheimlichen Gruselthriller. Dem ist allerdings nicht so: Stephen Sommers Film steht ganz in der Tradition von „Indiana Jones“, wenn auch er noch mehr Fantasy und übernatürlichen Hokuspokus beinhaltet, und will in erster Linie ein humorvoller Abenteuerfilm sein.
„Die Mumie“ ist auch kein Remake des Klassikers mit Boris Karloff, der mit der Darstellung des einsamen Imhoteps als Liebenden aus einer anderen Zeit sehr melodramatische Züge aufwies. Zwar sind einige Charaktere an Karl Freunds Film angelehnt, und Sommers versetzt das Geschehen auch in dieselbe Zeit, diese Verfilmung aber ist viel zu sehr Klamauk und möchte in erster Linie gute Laune verbreiten und sein Publikum unterhalten.
Am düstersten ist noch die Eingangssequenz, in welcher der Regisseur das alte Ägypten dank Computertechnologie wieder auferstehen lässt, und die tragische Liebesgeschichte des Hohepriester Imhotep mit Anck Su Namun, der Braut des Pharao, zeigt.
Nach dem brutalen Mord am Pharao und dem Selbstmord Anck Su Namuns beschließt Imhotep seine Geliebte in der Tempelstadt Hamunaptra durch schwarze Magie ins Leben zurückzurufen. Doch soll ihm dies nicht gelingen da er von Soldaten überrascht, mitsamt seinen Priestern lebendig einbalsamiert und mit dem schlimmsten aller Flüche belegt wird. Sollte er jemals aus seiner Totenruhe geweckt werden wird Ägypten von den zehn biblischen Plagen heimgesucht werden, und Imhotep wird grausame Rache nehmen.
Nach diesem unheilschwangeren Prolog schwenkt „Die Mumie“ jedoch schnell in eine ganz andere Richtung. Wir lernen den Soldaten Richard O’Connell, ideal besetzt von Brendan Fraser, kennen, der alles andere als ein klassischer Held ist und sich ständig in die schlimmsten Situationen hineinmanövriert. Weil er die geheime Lage der Tempelstadt Hamunaptra kennt interessiert sich die junge und zunächst unscheinbare Bibliothekarin Evelyn, ein ungeschicktes und deshalb umso liebenswerteres Mauerblümchen (noch dazu verträgt sie keinen Alkohol und führt sich als Betrunkene unmöglich auf), gespielt von Rachel Weisz, für ihn. Zusammen mit Evelyns nervendem und neurotischem Bruder Jonathan, der nur eine große Leidenschaft hat, nämlich den Alkohol, macht sich das ungleiche Paar, sich wo es nur geht neckend und gegenseitig anzickend, auf die Reise zur Wüstenstadt, um dort nach Schätzen zu graben.
In Hamunaptra angekommen, muss Evelyn die Erfahrung machen, dass auch das Lesen eines Buches großes Unheil anrichten kann. Als sie nämlich das „Buch der Toten“ öffnet weckt sie versehentlich Imhotep, der infolgedessen seinen Fluch wahr macht und Evelyn zum Menschenopfer auserkort, um seine geliebte Anck Su Namun wieder aufzuerwecken, aus seinem untoten Schlummer.
„Die Mumie“ ist zwar anspruchsloses Popkornkino und oberflächliches Effektgewitter, das Verhältnis von Spaß, eloquenten, witzigen Dialogen und Action ist allerdings sehr ausgeglichen. Hinzu kommen schöne Landschafts- und Wüstenaufnahmen, die im Cinemascope Format und unterstrichen von Jerry Goldsmiths imposantem Score das orientalische Flair gut zu vermitteln wissen und beim Zuseher Fernweh hervorrufen.
Die Geschichte, die selbstverständlich sämtliche historischen Hintergründe ignoriert – aber das war in diesem Genre schließlich schon immer so – und ihrer Phantasie freien Lauf lässt, geht dabei ganz chronologisch vor, konzentriert sich immer nur auf die Protagonisten und ist sehr einfach gestrickt ohne jedoch langweilig zu werden.
Gewaltszenen gibt es kaum (hier ist der Film weit gemäßigter als „Indiana Jones“), stattdessen haben ganze Heerscharen von Skarabäen, Heuschrecken, Fliegen und anderen Insekten ihren großen Auftritt, und die Masken Imhoteps sind eine wahre Augenweide. Der verfluchte Hohepriester hat nichts mehr mit dem einbandagierten und mit ausgestreckten Armen langsam durch die Gegend torkelnden Archetyp der Mumie, dessen man aufgrund der unzähligen älteren Filme wie „Die Rache der Pharaonen“ (1959) oder „Der Fluch der Mumie“ (1967) schon überdrüssig geworden ist, gemein.
Der einzige Kritikpunkt an dieser abenteuerlichen Inszenierung ist der große Showdown am Ende des Films. Zwar gelingt es Sommers auch hier den Humor noch aufrecht zu erhalten, doch drängen sich die FX von ILM zu penetrant in den Vordergrund und kosten damit dem Finale viel Spannung und Atmosphäre.
Trotzdem ist „Die Mumie“ (und auch ihre Fortsetzung) ein Musterbeispiel eines kurzweiligen Blockbusters bzw. Adventurefilms. Sommers gelang es hier etwas zu schaffen, was ihm später mit dem niveaulosen „Van Helsing“ nicht mehr gelingen sollte.