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Special Forces

Special Forces

Ein Film von Stéphane Rybojad

von Asokan Nirmalarajah

Über die durchaus gerechtfertigte Begeisterung, die Christoph Waltz’ außerordentliche Vorstellung als Col. Hans Landa alias The Jew Hunter in Quentin Tarantinos Nazi-Persiflage Inglourious Basterds (2008) bei Kritik und Publikum auslöste, vergaßen nicht wenige die schauspielerischen Leistungen derer, die die Leinwand mit dem überragenden Österreicher teilten, ohne von ihm niedergetrampelt zu werden. Dabei waren es weniger die namhafteren Hollywoodstars des ausschweifenden Ensembles als die damals noch weniger bekannten Gesichter, die im Angesicht von Waltz’ mimischem und linguistischem Kraftakt einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Zu diesen wenigen gehörte auch der Franzose Denis Menochet, der als angespannter Milchbauer Pierre LaPadite in der 15minütigen Dialogszene, die Tarantinos Film famos eröffnet, dem Jew Hunter erfolglos die Stirn bietet. Der Lohn war ein Screen Actors Guild Award als Teil des besten Ensembles des Kinojahres 2008. In dem Soldatendrama Forces spéciales, dem Spielfilmdebüt des Franzosen Stéphane Rybohyad, kommt dem talentierten Menochet nun eine tragende Rolle neben seinem Inglourious Basterds-Co-Star Dian
e Kruger zu. Doch das Kriegsabenteuer über ein Elite-Team, das an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan vor dem Taliban flieht und dabei um das eigene Überleben und das einer Journalistin kämpft, weiß weit weniger mit ihm und seinen Co-Stars anzufangen.
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Die französische Reporterin Elisa Casanova (Diane Kruger) arbeitet in den Taliban-Gebieten Afghanistans, um die patriarchale Willkür des fanatischen Männervereins in Bezug auf ihre missbrauchten Frauen aufzudecken. Hierfür wird sie von dem brutalen, westlich gebildeten Taliban-Anhänger Zaief (Raz Degan) entführt und als Geisel gehalten, um sie vor den Kameras der internationalen Presse hinzurichten. Schnell schaltet sich die französische Regierung in die Sache ein und entsendet ein Special Forces-Team, angeführt von Commander Kovax (Djimon Hounsou), der seinen Geburtstag im Kreis seiner Freunde abbrechen muss, um nach Afghanistan in den Einsatz zu fliegen. Dort angekommen versammelt er seine Männer, darunter den brummigen Captain Lucas (Denis Menochet) und den sensiblen Tic-Tac (Benoit Magimel). Nach der erfolgreichen Rettung Elisas sehen sich die Männer nicht nur der schwer bewaffneten Taliban ausgesetzt, sondern auch den unmenschlichen Naturbedingungen, die ihren Fluchtweg durch die kargen, mal extrem heißen, mal extrem verschneiten Berg- und Tallandschaften Afghanistans und Pakistans unmöglich machen. Zudem müssen sie sich mit der militärkritischen Elisa rumplagen…
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Von der dynamischen, elegant choreographierten Anfangssequenz, montiert zum Song „E=MC2“ von Big Audio Dynamite, über die gelackte Optik, die hypervirilen, schwer gerüsteten Protagonisten mit ihren lockeren Machosprüchen bis hin zu den kompetent gefilmten Actionszenen, empfiehlt sich Special Forces, so der internationale Verleihtitel des in Französisch, Englisch und Persisch gehaltenen Films, als brauchbare Alternative zu ähnlichen Hollywood-Großproduktionen. Dumm nur, dass die in Frankreich, Tajikistan und Djibouti gedrehte europäische Produktion sich soweit vom französischen Kino absetzt und den Anschluss an die amerikanische Traumfabrik sucht, dass sie den Sinn der landeseigenen Kinokultur für komplexe Figuren und Geschichten nicht mehr vorweist. Stattdessen liegt mit diesem handwerklich einwandfreien, mit gerade mal 10 Millionen Euro Produktionsbudget bemerkenswert gut aussehenden Actioner ein eurozentrischer Abklatsch amerikanischer Militärfilme vor, die die Kriegsaction in all ihrer aufregenden Wucht zelebrieren und gleichzeitig kriegerische Maßnahmen als bedenklich kritisieren, nur um dann voller Pathos auf das schwere Los der Fußsoldaten hinzuweisen, denen Politik egal ist.
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So gibt es auch in Special Forces, der in seiner schnörkellosen Ästhetisierung der Elite-Soldaten an amerikanische Soldatenabenteuer wie Ridley Scotts Black Hawk Down (2001) und Antoine Fuquas Tränen der Sonne (2003) erinnert, nicht viel mehr zu sehen als eindimensionale Figuren, die sich überaus abgegriffene Diskussionen über die Gültigkeit von militärischen Handlungen bei ideologischen Konflikten liefern, wenn sie mal nicht im Slow-Motion-Kugelhagel ihr Leben lassen oder an den Folgen der Hitze, Kälte oder dem Hunger in den Feindgebieten sterben. Sämtliche Darsteller, abgesehen vom charismatischen Raz Degan, sind unterfordert in diesem pro-militärischen Werbeclip über die Selbstlosigkeit und Brüderschaft der Soldaten und dem inhumanen Wahnsinn der Taliban. Im Abspann findet sich denn auch eine Widmung an all jene in Afghanistan gefallenen französischen Soldaten und den Journalisten, die für die Wahrheit weltweit ihr Leben riskieren. Da ist man doch geneigt ihnen eine würdigere filmische Hommage zu wünschen als den sehr durchschnittlichen Actioner Special Forces, der zu der überlaufenden Sparte von Filmen gehört, für die gilt: einmal gesehen und schnell wieder vergessen.

Die Blu-ray-Veröffentlichung aus dem Hause Universum Film weiß mit einem abendfüllenden Dokumentarfilm von 96 Minuten Fans des Films zu begeistern. Das Produktionstagebuch des Regisseurs begleitet den Film über alle Entstehungsphasen des Films und fokussiert vor allem, wie authentisch die im Film nachgestellten Militärmanöver wirklich sind. Einer der französischen Militärberater, Alain Alivon vom Special Forces-Team, spielte sogar selbst in der fertigen Produktion mit.

Eine Rezension von Asokan Nirmalarajah
(07. Mai 2012)
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Daten zum Film
Special Forces Frankreich 2011
(Forces spéciales)
Regie Stéphane Rybojad Drehbuch Michael Cooper, Stéphane Rybojad
Produktion Studio Canal u.a. Kamera David Jankowski
Darsteller Diane Kruger, Djimon Hounsou, Denis Menochet, Benoît Magimel, Tchéky Karyo, Morjana Alaoui
Länge 109 Min. FSK 16
http://www.facebook.com/forcesspeciales
Filmmusik Xavier Berthelot
DVD- und Bluray-Start: 11.05.2012
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