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2001- Odyssee im Weltraum

2001- Odyssee im Weltraum

Ein Film von Stanley Kubrick

In der Filmografie von Stanley Kubrick finden sich einige mehr oder weniger umstrittene Meisterwerke wieder, mit denen sich der Regie-Perfektionist wohl durch die beinahe gesamte Auswahl der Filmgenres gearbeitet zu haben schien. Der thematische Kontext aller Filme Kubricks war das Infragestellen des aufklärerischen Fortschrittsgedankens sowie die kritisch-forschende Auseinandersetzung mit den Schauplätzen der 68er, etwa Vietnam ("Full Metal Jacket") oder der Autorität des totalitären Staates ("A Clockwork Orange"). Als sein Opus Magnum, alleine schon in technischer Hinsicht, gilt die symphonische All-Expedition und zugleich anthropologische Spekulation “2001 - Odyssee im Weltraum”, die zu den am häufgisten zitierten Werken überhaupt zählt und das Terrain der filmischen Sciencefiction wie kaum ein zweiter Streifen beeinflusste.

Allerdings wurde der Film, welchem eine Erzählung von Arthur C. Clarke namens "The Sentinel" zugrunde liegt, bei seiner Uraufführung im Jahr 1968 (Kubrick arbeitete drei Jahre lang an der Fertigstellung) nicht von jedem Zuschauer wohlwollend aufgenommen. Viele stießen sich an der reellen Nüchternheit und seinem elegisch-ruhigen Erzählfluss. "2001..." ist eben kein Weltraum-Spektakel á la “Star Wars” oder “Alien”. Kubrick setzte statt auf Suspense und futuristische Vergnügungspark-Attraktionen lieber auf den hypnotischen Effekt der Bilder im Zuge akuter Dialogarmut. Ein schwereloser "Tanz" durch eine von Raum un
d Zeit befreite Zone ist es, den die Rhönrädern und Keulen ähnlichen Raumkapseln im All darbieten - zu erhabener klassischer Musik: "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss; oder auch "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Es entsteht der Eindruck einer meditativen Space-Opera. Kubricks zur Schau gestellter Minimalismus verstört, inspiriert; und die nur mithilfe von Modellen und Licht, aber ohne CGI-Einwirkung erzeugte Kulisse gibt visionäre Anstöße. Ein Jahr später landeten die Astronauten der "Apollo 11"-Mission auf dem Mond - und es sollte sich herausstellen, wie "authentisch" Kubricks Utopie wirklich gewesen ist.

"Öffne die Schleusen, HAL!"

Die "Geschichte" von "2001..." folgt einem evolutiven Zyklus: The Dawn of Man, Jupiter-Mission (18 Months Later), Intermission, Jupiter and Beyond the Infinite. Beginnend in der prähistorischen Steppe, in der die Menschenaffen beim Raufen am Wasser erst einen mysteriösen schwarzen Monolithen und später einen Knochen als Waffe entdecken, womit die Geburtsstunde unserer Kultur und Zivilisation, die auf Erfahrung und Erkenntnis beruht, gekommen ist. Der Primat wirft den Knochen in die Luft - und durch einen verblüffenden Schnitt, einem Sprung meherere Millionen Jahre in die Zukunft, wird aus dem Knochen eine Raumfähre. Dieses moderne (Macht-)Werkzeug der Gesellschaft schwebt durch den Weltraum. Eine Gruppe von internationalen Wissenschaftlern, darunter Dr. Floyd (William Sylvester), ist mit eben jener Raumfähre unterwegs zum Mond. Dort, so erfahren wir, soll ein geheimnisvoller schwarzer Monolith (Wie erinnern uns an die Anfangssequenz) Signale in die Unendlichkeit des Alls senden. Die Mission verläuft unter strenger Geheimhaltung; vordergründig ist von einer Epidemie die Rede, in Wirklichkeit geht es um die Suche nach außerirdischem Leben. Wieder ein Zeitsprung: 18 Monate später ist eine Raumstation mit Namen `Discovery´ in Richtung Jupiter unterwegs, weil dorthin angeblich die Signale des Monolithen gesendet würden. An Bord befinden sich zwei Astronauten, Dave Bowman (Keir Dullea) und Frank Poole (Gary Lockwood), und ihr als allwissend ausgewiesener Bordcomputer, HAL 9000, der zum Schach spielen genauso befähigt ist wie (fatalerweise) zum Lippen lesen. Weitere drei Astronauten liegen im Kälteschlaf in sargähnlichen Kabinen. Zunächst läuft die Mission nach Plan, doch dann beschleicht Dave und Frank das vage Gefühl, der Bordcomputer sei außer Kontrolle geraten…

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Kubricks Annahme des Zivilisierten, des "Kultivierten", in "2001..." ist geprägt von Spekulationen und Zweifeln. Unter Einfluss von Schöpfungsmythen beschwört Kubrick den "Kreislauf" der Unendlichkeit. Der schwarze Monolith, der dreimal auftaucht, "bezeugt" sozusagen Existenzgründung; im Falle der Affen im Prolog und deren Zweckentfremdung des Knochens gar den Sündenfall für unsere "humanistische" Gesellschaft, die auf einem unhaltbaren Wertekodex aufbaut. Die Menschen machen sich den Lebensraum herrschend und regierend, gewaltsam zu eigen. Vielleicht könnte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und sie als “Opfer ihrer Intelligenz” bezeichnen. Kausales Denken und die Herrschaft über sein eigenes Tun kann gefährlich sein - es sei denn diese Freiheit kann von einer Maschine kontrolliert werden, die angibt, allwissend zu sein und alle Fehler auf menschliches Versagen zurückführt. Kubrick hält uns in dieser Hinsicht den Spiegel vor - der leblose Bordcomputer HAL erweist sich am Schluss paradoxerweise als “menschlichste” Figur auf der Raumstation, als Dave das Amok laufende System herunterzufahren droht. Obwohl die Intelligenz des Roboters nur künstlicher Natur ist und all sein Wissen lediglich programmiert ist, zeigt er ein Fünkchen von der Empathie, die den Menschen im Laufe der Jahre abhanden gekommen ist, als er in panischer Erwartung des nahenden Ausfalls "Hänschen klein" singt. Die Menschen sind dem modernen Fortschrittsglaube unterwürfig; exemplarisch stehen die beiden Astronauten an Bord der `Discovery´, die außer einigen provisorischen Handlungen und oberflächlichen Gesprächen nicht viel von dem zeigen, was man als “zivilisiert” bezeichnen würde.

Doch Kubrick hat auch Bewunderung für die technologischen Errungenschaften übrig - ausgedehnte Kamerafahrten durch die komplex-faszinierende Raumstation mitsamt der einzelnen Assecoires an Bord machen dies deutlich - kein gutes Haar lässt er am blinden Vertrauen in diese Errungenschaften. Eine Fehlfunktion bei HAL 9000 ist niemals ausgeschlossen; als man ihn dessen beschuldigt, richtet er die Mannschaft dahin. Schon öfters versagte in der Historie die Technologie und wurde von der Realität wieder eingeholt.

Am Schluss erlebt Astronaut Dave eine Reise durch eine Art Sternenschauer und Farbenrausch, die ihn in ein weißes Zimmer mit antikem Mobiliar, in eine andere Dimension, führt. Eine Szene, die für viel Diskussionsstoff gesorgt hat und manch einen in ihrer einzigartigen Transzendenz überfordert hat. Nicht nur in der philosophischen und epischen Breite, auch in seiner visuellen Gestaltung war “2001- Odyssee im Weltraum” als phantastisches Unikat seiner Zeit weit voraus. Wer diesen unvergesslichen Klassiker noch nicht gesehen hat: dringend nachholen! Sonst würde einem ein bedeutendes Filmkulturerbe durch die Lappen gehen...

Eine Rezension von Christopher Michels
(09. Januar 2009)
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Daten zum Film
2001- Odyssee im Weltraum USA/ GB 1968
(2001- A Space Odyssey)
Regie Stanley Kubrick Drehbuch
Produktion MGM Films
Darsteller Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester
Länge 150 Minuten FSK ab 12
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