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Hesher

Hesher

Ein Film von Spencer Susser

Was genau ist überhaupt ein Hesher?


Bemühen wir doch einfach mal google und durchsuchen das Internet nach einer brauchbaren Definition.

Auf urbandictionary.com werden wir zum Beispiel fündig:
„A washed up, greasy, skinny longhair. Known back in the 80's for chronic bike thievery, the stolen ten speed would be altered so the handle bars would sit upside down. Generally homophobic but are usually prone to turgid dick toking sessions on the sly“ heisst es da.

Eine kürzere - und ungleich mildere - Beschreibung ordnet einen Hesher schlicht in sein musikalisches Umfeld ein:
Mit „A person who is a fan of, and displays the appearance of heavy metal or hard rock music“ wird beim onlineslangdictionary die Nähe zum auch hierzulande gebräuchlichen Begriff Metalhead deutlich.
Das gleichnamige Spielfilmdebüt von Spencer Susser führt beide Definitionen zusammen, denn dieser Hesher trägt ebenfalls lange Haare, hört Hard Rock- und Heavy Metal-Musik und veranstaltet außerdem allerhand kriminellen Unfug, wenn ihm nur der Sinn danach steht.

Dargestellt wird diese markante Figur von Joseph Gordon-Levitt („Brick“), einem guten Schauspieler, den man allerdings nicht in erster Linie in einer solch abgewrackten Rolle vermuten würde.
Die Arbeit hier hat ihm offensichtlich großen Spass gemacht - Gordon-Levitt verschmilzt mit dem Charakter so überzeugend, dass man den Mimen irgendwann nicht mehr unter den fettigen Haaren und Tattoos erkennt, sondern nur noch seinen Hesher sieht.

Ist das betreffende Werk nun also einfach die Story eines herumpöbelnden Rock-Enthusiasten?
Auf den ersten Blick könnte man das meinen.
Genau genommen geht es in „Hesher“ jedoch um Energie.
Es ist diese destruktive Energie, die die Titelfigur auf eine am Abgrund stehende Kleinfamilie überträgt, die jener zunächst den letzten Stoss verpasst, am Ende deren Leben aber auch wieder neu ordnen wird.
Wenn alles komplett in Scherben am Boden liegt, hat man nur noch zwei Optionen:
Man gibt auf und lässt diese einfach liegen, oder man hebt sie auf und fügt sie erneut zusammen.

Der junge T.J. (Devin Brochu, „Rubber“) hat seine Mutter bei einem schlimmen Autounfall verloren.
Der Junge leidet, ebenso wie sein depressiver Vater Paul (Rainn Wilson, „Super“), der unter seiner medikamentösen Therapie nur noch wie ein Schatten seiner selbst vor sich hinvegetiert.

T.J. hat keine Freunde und ist besessen von dem Auto, in dem seine Mutter erst vor kurzem den Tod gefunden hat.
Er will das Wrack erlangen, kann den grimmigen Schrottplatzbesitzer Larry (John Carroll Lynch) aber nicht durch seine hartnäckigen Besuche umstimmen.
Der Streit mit dem älteren Dustin (Brendan Hill) steht an der Tagesordnung, doch T.J. lässt sich nicht unterkriegen.
HesherHesherHesher
Bis er eines Tages durch das unüberlegte Einwerfen einer Fensterscheibe das Interesse des Heshers auf sich zieht, der ihm schließlich ohne Einladung in sein Heim folgt und sich dort wie eine Zecke festsaugt.

Dem Jungen passt sein aufdringlicher Gast zuerst nicht, bis er dann doch auf mysteriöse Weise in dessen anarchistischen Bann gezogen wird.
T.J.s kranke Großmutter (Piper Laurie, „Carrie“), die den Trauernden einen letzten Halt bietet, nimmt den Hesher von der ersten Minute an wie einen Sohn auf.
Sie versteht die wichtige Funktion, die dieser später noch erfüllen wird.

Auch die attraktive Kassiererin Nicole (Natalie Portman, „Black Swan“) stößt als emotionale Verstärkung zu T.J. und seinem Kumpel mit den schlechten Manieren.
Das Kind verliebt sich schüchtern in die ältere Freundin, auf die aber auch der Hesher bereits einen Blick geworfen hat...

Spencer Sussers schwermetallische Außenseiterballade hätte sich sehr leicht als regelrechter Schuss in den Ofen entpuppen können, wenn das Werk seinen Fokus lediglich auf das rebellisch-rücksichtslose Treiben seines „Helden“ gelenkt und die eigentliche Geschichte des verstörten Jungen außen vor gelassen hätte.
Die Hintergründe des Heshers spielen im Film keine Rolle.
Was er darstellt, ist pure Attitüde. Den erhobenen Mittelfinger gegen den blinden Gehorsam und die Resignation.

Er ist all das, was sein junger Schützling in der schweren Phase benötigt; was dessen gesamte Familie in dieser Zeit benötigt.
Das spürt man als Zuschauer sofort, auch wenn die anfängliche Ablehnung, die dem Hesher durch Vater und Sohn entgegenschlägt, etwas anderes vermuten lassen könnte.

Hier wird nicht leise an die Tür geklopft, die Tür wird ohne Vorwarnung eingetreten.
Und nein - dieses Drama drückt auch bestimmt nicht penetrant auf die Tränendrüse, sondern lässt die Tragik zunächst in einem lauten Knall erzittern.
Das soll nun aber keineswegs bedeuten, dass Taschentücher nicht doch zum Einsatz kommen könnten.
Am Ende. Während einer Szene, die prinzipiell geschmackloser nicht sein könnte, es aber auf eigentümliche Weise nicht ist.

„Hesher“ funktioniert. Weil er einfühlsam und gleichzeitig kraftvoll ist. Und weil er sogar dann rockt, wenn er das eigentlich nicht sollte.
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Als Inspiration für die Gestaltung des Heshers hat übrigens der 1986 verstorbene Metallica-Bassist Cliff Burton gedient.

Ein gutes Stichwort...am besten gleich mal wieder das „Battery“-Intro auf voller Lautstärke aufdrehen und genießen.

Eine Rezension von Bastian G.
(04. Dezember 2011)
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Daten zum Film
Hesher USA 2010
(Hesher)
Regie Spencer Susser Drehbuch Spencer Susser & David Michôd, basierend auf einer Story von Brian Charles Frank
Produktion The Last Picture Company, CatchPlay, Corner Store Entertainment, DRO Entertainment, Filmula, Handsomecharlie Films Kamera Morgan Susser
Darsteller Joseph Gordon-Levitt, Devin Brochu, Natalie Portman, Rainn Wilson, Piper Laurie, Brendan Hill, John Carroll Lynch, Monica Staggs, Mary Elizabeth Barrett, Audrey Wasilewski, Lyle Kanouse, Frank Collison, Van Epperson, Helen Slayton-Hughes, Paul Bates
Länge 106 min. FSK voraussichtlich ab 16 Jahren
http://www.hesherthemovie.com/
Filmmusik Francois Tetaz
Der Film wurde im Rahmen des "Fantasy-Filmfests 2011" in der englischen OV vorgeführt!
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