Fünf Menschen wachen in einer verbarrikadierten Fabrikhalle auf. Offenbar ist eine Chemikalie freigetreten - keiner von ihnen hat irgendwelche Erinnerungen an das, was passiert ist. Etwas muß aber geschehen sein - einer von ihnen ist an einen Stuhl gefesselt, ein anderer mit Handschellen an ein Geländer gekettet. Einer hat eine gebrochene Nase. Die Halle sieht aus, als sei gekämpft worden. Eine Zeitungsnotiz führt die fünf auf die Spur: Offenbar handelt es sich um eine Entführung. Aber wer sind die Entführer und wer die Opfer? Wer ist auf wessen Seite?
Während die Männer vergeblich versuchen, aus der Halle auszubrechen und sich ihrer Situation klar zu werden, verfolgen wir in der "Außenwelt" einen Polizeieinsatz mit, bei dem es sich offenbar um eine schiefgelaufene Lösegeldübergabe handelt. Natürlich hängt das Geld mit der Entführung zusammen, aber wie? Und welche Rolle spielen die Gangster, die sich in Richtung Fabrikhalle aufmachen?
Produzenten lieben solche Geschichten. Der Großteil der Handlung spielt an einer leicht kontrollierbaren Location, es gibt wenig Figuren, kaum Effekte - sprich: Der Spaß kostet ganz wenig. Dafür gibt es einen Aufhänger, der den Zuseher neugierig macht, einen twistreichen Plot, der zum Mitknobeln animiert, und das alles garniert mit ein wenig Blut und Gewalt. Früher waren solche Indie-Thriller mit
völlig unbekannten Schauspielern bestückt, aber seit dem SAW-Boom ist es tatsächlich möglich, ein Ensemble aus vertrauten Namen und Gesichtern zusammenzustellen: In der Fabrikhalle sind unter anderem Greg Kinnear, Joe Pantoliano und Jesus höchstpersönlich gefangen - Jim Caviezel - während in der Außenhandlung Peter Stormare und Bridget Moynahan durch den Plot irren.
Regiedebütant Simon Brand hält die Geschichte mit gutem Tempo am Laufen und sieht sich durch die räumliche Beschränkung der Fabrikhalle visuell nur wenig begrenzt. Manches ist verzichtbar - zum Beispiel die komplette Außenhandlung, ohne die sich die Lage in der Fabrik um einiges klaustrophobischer und intensiver entfaltet hätte. Daß die Erinnerungsbruchstücke als zunächst nicht erkennbare Bilderflut auf die Figuren einstürzen, mag ein visuelles Klischée sein, ist aber ohne viel Aufhebens eingesetzt - will heißen: auch die vertrauten Parts der Inszenierung funktionieren. Daß einer der fünf Männer bei der Zweidrittelmarke einen nostalgischen Rappel kriegt und einen Fünf-Minuten-Monolog dahinkeucht, hätte es dagegen wieder weniger gebraucht, aber wenigstens funktionieren die Twists zum Schluß, ohne einfach nur clevere und völlig haarsträubende Konstrukte zu sein.
Warum, könnten wir uns jetzt fragen, ist diese Rezension so uninspiriert? Weil es der Film letzten Endes auch ist. Ein bißchen MEMENTO, ein wenig CUBE, eine Prise SAW oben drauf und einmal unter Zugabe von 100ml RESERVOIR DOGS umrühren - die Story ist spannend und unterhaltsam gemacht, aber über die Linie "solide" reicht der Film nur selten hinaus. UNKNOWN gibt einen guten Videoabend her - und manchmal braucht man ja auch nicht mehr. Beschäftigen wird er uns nicht.