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Gamera 2: Advent of Legion

Gamera 2: Advent of Legion

Ein Film von Shusuke Kaneko

Gamera hat sich am Ende von "Gamera: Guardian of the Universe" wieder ins Meer zurückgezogen. Ein Jahr später gibt es über Japan einen mysteriösen Meteoritenschauer, verbunden mit seltsamen Zwischenfällen. Plötzlich tauchen in der U-Bahn insektenartige Kreaturen auf, und riesige Blumen wachsen aus Gebäuden. Schnell wird klar, dass die ausserirdische Legion der Erde den Krieg erklärt hat, und es gibt nur eine Hoffnung: Gamera! Doch die Schildkröte hat mit der Legion einen neuen und tödlichen Feind - doch es gibt auch eine weitere Partei, die Gamera unterstützt, um gemeinsam die Legion zurückschlagen zu können...

Mit "Gamera 2: Advent of Legion" steht der Mittelteil der Trilogie auf dem Prüfstand. Nachdem ich im Review des Vorgängers kurz auf die Geschichte der Gamera-Filme eingegangen bin, möchte ich an dieser Stelle kurz etwas zu dem Subgenre sagen, dem diese Filme angehören: dem Kaiju (Eiga). Kaiju Eiga bedeutet nach meinen wenigen Japanischkenntnissen sowie google etwa einfach "Monsterfilm". Kaiju ist hierbei das Monster, Eiga der Film. Der Ursprung der Kaijus liegt wohl in den typisch amerikanischen B-Movies der 50er Jahren, in denen auch schon Monster in damals gängiger Stop-Motion Technik Angst und Schrecken in amerikanischen Großstädten verbreiteten. Berühmter Vertreter dieser Gattung wäre zum Beispiel "Panik in New York". Auch die Japaner sprangen in Form der Toho Studios 1954 auf diesen Zug auf und erschufen mit "Godzilla" einen Riesenerfolg, Kultfilm und eine Ikone der Popkultur. Die japanischen Riesenmonster unterschieden sich von den amerikanischen vor allem durch die Machart und den Ursprung: in Fernost stampften meistens Männer in Kostümen durch Modellstädte, und die Monster waren Ergebnisse von nuklearen Katastrophen. Somit stellen vor allem die frühen Filme auch eine ersten Aufarbeitung des Traumas der Bombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki dar. Das Genre erfreut sich auch heute noch großer Popularität, und auch auch sog. Kaijin hervorgebracht, die berühmten Fernsehserien wie "Ultraman" und "Power Rangers".
Gamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of Legion
"Gamera 2: Advent of Legion" wurde nach dem großen Erfolg des Vorgängers gedreht. Die Fans wollten mehr, und sie bekamen mehr. Doch wie toppt man einen gelungen Kaiju? Man dreht einen noch besseren, ohne den ersten einfach zu wiederholen! Gamera 2 bedient sich weniger den mythologischen Ansätzen des Vorgängers, sondern bietet Fanservice und Tradition in modernem Gewand. Hier gibt es endlich wieder die gemeinen ausserirdischen Monster, die es auch schon in so manchem Godzillafilm zu Ruhm und Ehre brachten. Diese sorgen dann auch für Innovation und bringen gerade in den frühen Szenen des Films so manche Horrorsequenz zustande. Auch bedient sich der Film neuer Motive, um nicht nur eine Variante des Vorgängers zu sein. Wo es im ersten Film drei Parteien gab, die Gyaos, Gamera mit einer Gruppe Zivilisten, und das Militär, beschränkt sich dieser Film auf zwei Parteien: Legion gegen Gamera mit Unterstützung des Militärs. Ja, richtig gelesen, das Militär hat endlich seine Bedenken gegenüber der Zusammenarbeit mit einer Riesenschildkröte mit Verdauungsgasantrieb über Bord geworfen, und geht eine fast schon symbiotische Verbindung ein - beide brauchen einander, um zu gewinnen. Hier kämpfen also nicht nur ein paar wenige Leute per telepathischer Verbindung an der Seite von Gamera, sondern diesmal hat die Schildkröte tatsächlich die Unterstützung von ganz Japan.

Und diese hat sie auch bitte nötig. Denn mit Legion steht wirklich eine ernstzunehmende Gefahr der Riesenschildkröte gegenüber. Wo Gyaos eher unbeholfen und weniger eine Gefahr für Gamera selbst als für die japanische Architektur darstellte, ist Legion tatsächlich eine Herausforderung. Gerade die Legion Mother unterstreicht das rein äusserlich noch einmal und überragt Gamera fast um die Hälfte. Dementsprechend brutal fällt der Film auch wieder aus, und Gamera muss ziemlich viel einstecken, wobei sie wirklich Hektoliter von grünem Lebenssaft verliert. Legion selbst ist sogar relativ durchdacht für japanische Monsterfilme. Minor spoilers ahead! Diese ausserirdische Rasse überrennt Planet um Planet, indem sie sich dort ausbreitet, und dann mit Hilfe von gigantischen Blumen Samen in die Galaxis schießt. Um diese Reaktion hervorrufen zu können, benötigt Legion Silikon. Die Erde bietet das reichlich in Form von Sand und Glas. Durch die Verarbeitung des Silikons entsteht Gas, mit dessen Druck letztlich der Samen ins All befördert wird. Das Drehbuch baut diese Geschichte eigentlich sehr glaubwürdig in die Geschichte ein und bringt so zusammen mit dem coolen und unverbrauchten Winterszenario ein paar schöne neue Aspekte in die Geschichte ein. Daneben schafft es das Drehbuch auch noch, mit dem Begriff der Legion ein paar Bibelreferenzen einzuführen, was im Kaiju auch sehr selten ist.
Gamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of Legion
Leider holpert das Drehbuch so manches Mal auch wieder gehörig, was vor allem zu Beginn recht negativ auffällt. Als noch nicht so ganz klar ist, um was es eigentlich geht, häufen sich die mysteriösen Ereignisse. Die Telefonleitungen verschwinden plötzlich, da sie aus Glasfaserkabeln gemacht sind, und ein magnetisches Feld im Umkreis des Asteroidenaufschlags killt jede Elektrik. Dumm nur, dass die Charaktere dies in zwei unterschiedlichen Sequenzen sagen, und sofort entweder die Telefone klingeln, oder die Leute mit Taschenlampen rumlaufen. Aber das sind Kleinigkeiten, wenn man dies mit anderen Kaijus vergleicht. Negativ auffallend ist noch der Patriotismus in einigen Szenen bevor die Armee in den Kampf zieht. Auch die Message ist hier wieder vorhanden, aber scheinbar fiel den Autoren nicht genau ein, wie die Botschaft mit Legion zusammenhängt, so dass man tatsächlich in dem letzten Satz einfach so noch die Botschaft relativ zusammenhangslos in die Kamera spricht. Dafür gibt es so manch nette Ideen wie gewisse Verschwörungsansätze seitens der Amerikaner, und auch die gelungenen Nachrichtensendungen des ersten Teils werden nicht wieder nur plump wiederholt, sondern durch eine einpeitschende Rede des japanischen Premierministers ersetzt. Als kleinen Wink in die Cloverfieldrichtung präsentiert der Film auch schon 11 Jahre vorher vermeintliche Amateuraufnahmen der Monster, inkl. Wackler und Heimvideooptik. Seltsam ist dann manchmal der Schnitt, der sich ab und zu Standbildern des Geschehens bedient. Der tiefere Sinn davon ist mir irgendwie verborgen geblieben.

Also gibt es erneut kleinere Probleme beim Drehbuch, aber Punkten kann der Film dafür bei den Effekten. Im Gegensatz zum ersten Film vermeidet dieser einen grundlegenden Fehler, der bei vielen Kaijus zu tricktechnischen Problemen führt: Tageslicht. Beim ersten Teil war Gamera fast nur bei Tag zu sehen, gerade die erste Attacke auf das Stadion war mit am besten, aber eben bei Nacht. Im zweiten Teil finden nun die meisten Kämpfe bei Dämmerung statt, so dass die Effektcrew hier etwas kaschieren konnte. Dies wirkt aber nicht billig, sondern sehr stimmungsvoll. Wie man das noch besser macht, zeigte drei Jahre später dann der dritte Teil, "Gamera 3: Revenge of Iris". Auch wurde für Abwechslung gesorgt, indem man nicht erneut in Großstädten oder standardisierten Ölraffinierien die Monster kämpfen ließ, sondern diesmal wird die Hauptschlacht zwischen Gamera und Legion Mother auf eine eher ländliche Gegend mit ein paar Bebauungen verlegt. Aber keine Panik, zu Bruch geht immer noch reichlich, wenn sich die beiden Giganten zu Brei hauen. Und das machen sie tatsächlich, da fliegen schonmal Körperteile. Auch die Flugeffekte wurden verbessert, einerseits mit CGI, andererseits durch geschickte Ablenkung und Kaschierung mit Raucheffekten. Und es gibt - man mag es kaum glauben - tatsächlich eine sehr gelungene Landesequenz von Gamera zu bestaunen, bei der zwar auch einiges flöten geht, aber überzeugend ist das allemal.
Gamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of LegionGamera 2: Advent of Legion
Neu im Cast ist diesmal Miki Mizuno. Sie spielt eine weibliche Wissenschaftlerin und hilft zusammen mit ihrem Kollegen als typisch japanische Experten beim Militär aus. Der wird von Mitsuru Fukikoshi gespielt, der später auch eine kleine Rolle in "Godzilla X Mechagodzilla" hatte. Toshiyuki Nagashima spielt Col. Watarase vom Militär, der die Verbindung von Militär und Zivilisten darstellt. Auch er sammelte schon vorher Kaijuerfahrung mit dem tollen "Godzilla vs. Biolante" und war auch zweimal in der Millenium Reihe zu sehen. Den prima Score für alle drei Gamerafilme schrieb Ko Otani, der natürlich auch Kanekos Godzillaausflug vertonte.

Kommen wir zur DVD. Es ist völlig unverständlich und schleierhaft, warum es dieser Film nicht nach Deutschland auf DVD geschafft hat. Daher ist die Grundlage dieser Rezension wiederrum die amerikanische DVD von ADV. Das Amaray mit dem eher suboptimalen Cover befindet sich in der vorliegenden Trilogy-Box in einem edlen Schuber mit Glanzeffekt und Reliefdruck. Die Synchro ist schon besser als beim ersten Teil, und es gibt auch wieder reichlich Bonusmaterial. Zum einen die üblichen kleinen Featurettes wie Pressekonferenzen und Behind-the-Scenes, zum anderen natürlich das zweite Drittel des sehr interessanten Interviews mit Shinji Higuchi. Recht versteckt bzw. unscheinbar ist dann noch ein Bonus namens "Lake Texakarna Gamera". Dahinter verbirgt sich der ganze Film mit einer alternativen Synchronisation, die dem Geschehen einen typisch texanischen Redneckhintergrund verleiht. Das wird nur noch von der DVD zum dritten Teil getoppt.

Fazit: "Gamera 2: Advent of Legion" ist ein super gelungener Kaiju mit einem wirklich bedrohlichen Antagonisten und wuchtigen Monsterkämpfen. Der Film fasziniert mit gelungenen Spezialeffekten, einer packenden und vor allem einer spannenden Geschichte, die sich meilenweit von kindlichen Kaijufilmen der 70er bewegt. Da ist auch so manches Schlagloch im Drehbuch verziehen, und man darf sich auf den dritten Teil freuen!

Eine Rezension von David Kugler
(07. März 2008)
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Daten zum Film
Gamera 2: Advent of Legion Japan 1996
(Gamera 2: Region shurai)
Regie Shusuke Kaneko Drehbuch Kazunori Itô
Produktion Daiei Studios Kamera Junichi Tozawa
Darsteller Miki Mizuno, Mitsuru Fukikoshi, Toshiyuki Nagashima, Ayako Fujitani, Yukijiro Hotaru
Länge FSK
Filmmusik Kô Ôtani
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