Was hassen Weihnachtshasser an Weihnachten? Nein – nicht nur den erzwungenen Chiasmus in genau dieser Frage, sondern etwas anderes, viel unheilvolleres, an den Nerven zerrendes und alles Oh-du-Fröhliche zerstörendes: die Familie. Das gezwungene Aufeinanderhocken und Pflichtprogramm a la Weihnachtsbaum schmücken und Omas besuchen können jegliche Besinnlichkeit durch eisiges, gequältes Durchhaltevermögen ersetzen.
Um diesen Gefühlskrampf zu entgehen machen Brad (Vince Vaughn, "
Mr. & Mrs. Smith") und seine Freundin Kate (Reese Witherspoon, „
Walk the Line“) jedes Jahr offiziell Charity-Arbeit (und inoffiziell Hawaiihemdchenurlaub) am anderen Ende der Welt, um dem Stress zu entgehen, bei jedem ihrer getrennt lebenden Elternteile Weihnachten zu feiern. Doch als aufgrund eines undurchdringlichen Nebels alle Flüge von San Francisco gestrichen werden, bleibt dem modernen Pärchen nichts anderes übrig, als wieder ein bisschen traditionell zu werden und an einem einzigen Tag vier Weihnachtsfeiern abzuarbeiten. Dabei werden ihre schrecklichen Erwartungen an Schrecklichkeit übertrumpft und sie erfahren etwas über die Vergangenheit des anderen, was ihre Beziehung ganz schön aus der Bahn wirft.
Vince Vaughn und Reese Witherspoon machen beide einen guten Job – und geben ein absolut niedliches Paar ab. Er ist ungefähr doppelt so groß wie sie und auch doppelt so breit (Ist er damit eigentlich viermal so schwer?), schleppt eine Menge komisches Talent mit sich rum und versprüht trotz seiner eher durchschnittlichen Attraktivität eine ordentliche Portion Charme. Reese Witherspoon vereint Schönheit mit Natürlichkeit und kompensiert ihr zierliches Erscheinungsbild mit einer starken Persönlichkeit. Man kauft den beiden das verknallte, aber durchaus rational handelnde Pärchen auf jeden Fall ab und genießt die Anfangsszenen des Films, in denen Brad und Kate ihrer harmonischen Beziehung Ausdruck verleihen, sich eine kleine Show in einer Bar liefern um kurz darauf quietschvergnügt gemeinsam auf der Toilette verschwinden, zusammen auf der heimeligen Couch Brettspiele spielen und ihren Tanzkurskameraden ihre kongruenten Ansichten zur Heirat und dem Kinderkriegen vermitteln. Umso nerviger ist es, dass die Handlung dem allseits bekannten und so oft verwendetem Standardverlauf entspricht, dass man so einiges vorhersehen kann, ohne großartige übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen: Es gibt einen Streit, der die Beziehung der beiden auf eine harte Probe stellt. Oder naja – so hart scheint die Probe dann doch nicht zu sein, denn immerhin ist die Grundsatzdebatte (die geschätzte viereinhalb Minuten dauert) ein paar Stündchen und zwei, drei erklärende Sätzchen später wieder gegessen. Und – flopp! – da ist ein Jahr später das 50 Zentimeter große, würmchenrosa Ergebnis der Versöhnung.
Gute, mittel-okay-e und schlechte Szenen geben sich in regelmäßigem Abstand die Klinke in die Hand und man fragt sich ein ums andere mal, warum romantische Komödien eigentlich immer auch ein Stück weit bescheuert-abstrus sein müssen. Wo ist der Humor geblieben, der ohne Ekelszenen und Kloppereien auskommt? Bei „Mein Schatz, unsere Familie und ich“ (ein Titel übrigens, der die deutsche Kreativität bei der Vergabe von Filmnamen ja mal so was von zum (schlechten) Ausdruck bringt) bekommt man darauf jedenfalls keine Antwort. Und so muss man leider dabei zugucken, wie Brad von seinen hohlen Brüdern spaßeshalber windelweich geprügelt (Haha!) und Kate nicht nur einmal von einem Kleinkind im hohen Boden angekotzt wird (Doppel-Haha!). Das vermiest einem leider die Szenen, die wirklich für ein paar herzliche Lacher gut sind und zieht das Niveau des Films tonnenschwer nach unten.
Unterhaltsam ist „Mein Schatz... etc.“ schon – aber nur, wenn man nicht zu viel erwartet und auf ein bisschen Blödmannhumor steht. Ansonsten kann man immerhin noch dem guten Spiel der beiden sympathischen Hauptdarsteller zuschauen und sich mit einer konfliktträchtigen Situation identifizieren, die man vielleicht auch
alle Jahre wieder so oder so ähnlich erlebt…
~Weihnachtsskala~ (1 = niedrig / 10 = hoch)
Winterlichkeitsfaktor: 3 (Reese Witherspoon im kurzen Kleidchen? Wirkt nicht gerade frostig...)
Weihnachtliches Familienfeeling: 8 (Ja, oh ja, bis zu einem gewissen Grad kommt einem das Generve doch irgendwie bekannt vor...)
Darsteller-Bonus: 9 (Witherspoon und Vaughn geben einfach ein goldiges Paar ab)
Besinnlichkeitsfaktor: 2 (Zu viel Gehaue, Gekreische und Rückwärts-Gefrühstücke...)