Revolverheld Arizona und sein guter Kumpel Doppel-Whiskey werden als Posträuber verdächtigt und von Kopfgeldjägern verfolgt. Sie können mehreren Anschlägen auf ihr Leben entkommen, zetteln aber dummerweise eine Schlägerei in einem Saloon an, infolge dessen sich Arizona mit dem Galgen konfrontiert sieht. Durch einen Trick überlebt er aber auch das, muss aber bald erneut um sein Leben und das seines Freundes fürchten: der reiche Moreno wird von der Bande um Chico überfallen und ausgeraubt. Arizona kommt zwar an das Gold, muss nun aber auch noch gegen die Bande bestehen...
Der Italowestern hat ja eine lange und wechselhafte Geschichte. Nach dem Erfolg von amerikanischen Western machten sich natürlich die Italiener daran, diese zu kopieren um ein Stück des Geldkuchens abzubekommen - mit zweifelhaftem Erfolg und qualitativen Anspruch. Erst allmählich gelang es den führenden kreativen Köpfen - namentlich natürlich unter anderem die drei Sergios, Corbucci, Leone und Sollima - den italienischen Western von den großen Vorbildern aus Übersee zu emanzipieren und eine eigene Note zu verpassen: der Spaghetti-Western ward geboren. Im Fahrwasser von Django entstanden natürlich auch zahllose Nachahmer von schwankender Qualität, sowohl von anspruchsvolleren Regisseuren, als auch von inszenatorischen Totalversagern und unauffälligen Handwerkern. Enter Sergio Martino: der gute Herr wurde ja hier bereits [film=Der Killer von Wien]mehrere[/film]
male in höchsten Tönen gelobt, und natürlich steuerte er auch zu dem Westerngenre den ein oder anderen Film bei. Als sich das Genre schon langsam Richtung Westernkomödie im Stile eines Bud Spencer und Terence Hill wandelte, entstand Der Tod sagt Amen, ein letzter Vertreter der härteren Gangart, aber durchaus mit vorhandenen humorigen Anflügen.
Arizona selbst ist eher ein klischeehafter Held. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, einigermaßen kerniges Aussehen und gewitzte Tricks um auch den schwierigsten Situation erfolgreich und mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, kann sowohl die Figur als auch Anthony Steffen als Darsteller eher weniger bleibende Akzente setzen. Völlig übertrieben ist dann neben den stellenweise sehr unglaubwürdigen Überlebenstricks natürlich dann die Zielsicherheit von Arizona. Nicht nur schießt er unglaublich schnell und zielsicher (er trifft genau in den Lauf eines Kopfgeldjägers, dessen Waffe in Folge dessen explodiert), er schafft es sogar, potentiell unsichtbare, sprich versteckte Gegner zu erledigen, ohne dass diese sich zeigen konnten. Diese enormen Schießkünste passen in die humorige erste Hälfte des Films ganz gut, sorgen aber später doch für das ein oder andere Problem. Doppel-Whiskey als Arizonas Kumpel sorgt mit seiner ständigen Sauferei und der damit verbundenen Alkoholglorifizierung auch durchaus für einen gewissen Spaßfaktor, ohne jedoch sonderlich – bis auf wenige Szenen – notwendig für das Geschehen zu sein: die Hauptarbeit erledigt nunmal doch Arizona respektive Anthony Steffen. Dies ist alles durchaus ansprechend und flott inszeniert, ohne jedoch aus der Masse des Genres herausragen zu können.
Denn Sergio Martino ist nunmal ein (wenn auch durchaus begnadeter) Handwerker, der mit Der Tod sagt Amen seinen ersten Western inszenierte, also auch Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln musste. Die zweite Hälfte verlässt dann allerdings die humorige Schiene des Films und mutiert zu einem normalen Italowestern der härteren Gangart, wodurch der Film jedoch in eine absolute Beliebigkeit verfällt, und damit noch mehr in der Masse der Mitkonkurrenten untergeht. Denn irgendwann müssen die beiden Helden einiges einstecken, werden gefoltert in der Glut der texanischen (respektive spanischen) Sonne und so weiter; man kennt das ja aus unzähligen anderen Filmen. Auch der Bösewicht, Chico, und seine Bande ist jetzt nicht sonderlich herausragend, wie etwa der immer wieder tolle Tomas Milian in Django – Unbarmherzig wie die Sonne als sonnenbebrillter Albino. Überraschungen gelingen Sergio Martino dann zwar im Bodycount, bei dem einige unerwartete Personen ihr Leben aushauchen müssen, jedoch bleiben die meisten Schießereien eher unspektakulär, ideenlos und statisch inszeniert. Gerade im Showdown gibt es zwar ein paar wenige witzige Einfälle, allerdings halten sich diese in Grenzen. Sicherlich negativ ist aber, dass Arizona, je länger der Film dauert, immer öfter daneben schießt, während er ja in zu Beginn noch einer Fliege in 100m Entfernung den linken Flügel weggeschossen hätte, während diese hinter einem massiven Felsen herumschwirrte – so in etwa.
Auffällig ist dann aber hierbei noch, dass erstens Arizona ein Macho ohne Ende ist, die Damen des Films dies aber nicht weiter schlimm zu finden scheinen und ihm zu Füßen oder auch in den Armen liegen, andererseits, passend zum anderen „großen“ Anthony Steffen Western Django – Der Bastard sein Arizona stellenweise eine fast schon übernatürliche Figur darstellt und von sich selbst sagt, er sei ein Geist und unsterblich. Eine Aussage, die man ihm angesichts seiner Folterung und Verwundung seines Kollegen fast schon abnehmen möchte. Der Tod sagt Amen ist somit bestimmt nicht das „Prachtstück“ oder die „Perle“, was der Backcovertext der DVD ja steif und fest behauptet, aber trotzdem unterhält der Film doch ganz gut. Nichts herausragendes, es gibt im Italowestern vieles was besser ist, aber noch mehr, was stellenweise deutlich schlechter ist. Erwähnenswert ist dann sicherlich noch der schmissige Soundtrack von Bruno Nicolai, der einem zwar zuerst einmal kräftig die Schuhe auszieht, aber dann sich doch ins Gehirn einbrennt und zur echten Mitpfeifnummer mutiert.
“I guess I gotta get my gun, I guess I gotta shoot someone.“
Ja, das geht ins Ohr und will da nicht mehr so schnell raus. Mehr davon, ich bitte darum! Solange nicht Gloria Guida singt.
Anthony Steffen ist natürlich einer der großen der B-Riege des italienischen Genrekinos. Neben zahlreichen Italowestern in den Rollen von Arizona, Django (mit und ohne Etikettenschwindel) und Sartana spielte er unter anderem auch in Gialli wie Sette scialli di seta gialla oder Thrillern wie Killer sind unsere Gäste. Rosalba Neri hat zwischen 1958 und 1975 immerhin in 76 Filmen mitgespielt, während ihre Kollegin Marcella Michelangeli unter anderem an der Seite von Klaus Kinski in Satan der Rache zu sehen war.
Auf DVD ist der Film aus dem Hause Koch Media erschienen, und zwar als Teil 3 der Italo-Western Reihe. Bild ist ok, Ton ebenso. Als Bonus gibt es ein 12 minütiges Interview mit Sergio Martino und ein 25 minütiges Interview mit Darsteller Dan van Husen, sowie den Trailer. Verpackt ist das ganze erneut in einer aufklappbaren Pappbox mit einem kleinen Werbeinlay und einem dreiseitigen Text auf der Innenseite. Da das ganze unter 10€ kostet gibt das natürlich eine dicke Empfehlung.
Fazit: Der Tod sagt Amen ist kein Highlight, aber gut konsumierbare Massenware ohne echte eigene Akzente. Selten langweilig, in der zweiten Hälfte etwas zu konventionell kann der Film mit der netten Musik, der witzigen ersten Hälfte, sowie ein paar wenigen schönen Ideen und dem Sergio-Martino-Bonus dann doch noch den vierten Stern retten.