Jeff Bridges ist wieder da! Und das in Höchstform. In seinem neuen Film
Crazy Heart spielt er den Country-Musiker Bad Blake, der fertig ist mit der Welt. Zwar schafft er es noch, seine Auftritte im Großen und Ganzen durchzuziehen, doch ist er dauerbesoffen und muss sich auch mal kurz zum Kotzen von der Bühne zurückziehen. Er ist pleite, säuft, raucht und geht mit Jeder ins Bett, die sich ihm anbietet.
Vor einem Auftritt in Santa Fe wird er gebeten, der Nachwuchs-Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal,
"Schräger als Fiktion") ein Interview zu geben. Jean ist Mutter eines vierjährigen Jungen, alleinerziehend, und was Männer angeht, ernüchtert. Blake und Jean können sich auf Anhieb gut leiden und landen schnell in der Kiste. Ab sofort nutzen sie jede Gelegenheit, sich wiederzusehen. Blake vertraut ihr an, seinen Sohn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen zu haben. Seine Sehnsucht steigt, doch als er seinen Sohn anruft, will der von ihm nichts wissen.
Blake ist wieder unterwegs. Er verliert vor Müdigkeit die Kontrolle über sein Auto und überschlägt sich mehrmals. Er überlebt relativ unbeschadet, doch macht ihm der Arzt klar, dass er sein Leben schnellstens komplett umstellen muss: Kein Alkohol, keine Zigaretten und viele Kilos abnehmen.
Blake unternimmt gerne Ausflüge mit Jeans Sohn. Eines Tages verliert er das Kind jedoch aus den Augen, als er
sich ein Schlückchen in einer Bar genehmigt. Jean ist außer sich. Gott sei Dank wird der Junge gefunden, doch Jeans Vertrauen und Zuneigung zu Blake sind erloschen. Sie verlässt Blake. Er erkennt, dass er sich endlich seinen Problemen stellen muss und macht eine Entzugstherapie. Besonders sein Freund Wayne (Robert Duvall,
"Der Pate") steht ihm bei. Als Blake trocken ist, möchte er Jean zurückgewinnen. Sie weist ihn ab. Blake hat dennoch genug Lebenskraft. Er konzentriert sich von nun an auf sein Musik-Comeback, gemeinsam mit seinem Country-Kumpel Tommy Sweet (Colin Farrell).
Wenig Story, viel Menschlichkeit. Der Film
Crazy Heart lebt von seinen Schauspielern, die alle eine bemerkenswerte Leistung abliefern. Jeff Bridges, den wir ja spätestens seit seiner Rolle des Dude in “The Big Lebowski” lieben, ist der Star des Films und spielt auf höchstem Niveau. Wie er sich da auf dem Boden vor der Kloschüssel wälzt, keucht und schwitzt, das bringt dem Zuschauer das Leid eines Alkoholikers sehr nah. Auch Maggie Gyllenhaal ist sehenswert. Sie ist die warmherzige Freundin, doch als sie ihr Kind in Gefahr sieht, ist sie die resolute Mutter. Beide Hauptrollen entwickeln sich und das ist dramaturgisch gesehen auch das Einzige, das gelungen ist. Ansonsten ist
Crazy Heart äußerst spannungsarm. Kaum Konflikte, es plätschert so vor sich hin. Ein großes Ungleichgewicht stellt der kurze Weg des Entzugs im Vergleich zum langen Weg des Leidens dar. Es kommt so rüber, als ob Blake mal schnell einen Abstecher in die Klinik gemacht hätte und danach sei die Welt wieder in Ordnung. Zu easy, zu unglaubwürdig.
Dem Drehbuch fehlt zwar der Schwung, doch kann die Musik einiges wettmachen. Wenn Jeff Bridges und Colin Farrell auf der Bühne stehen und einen Country-Song hinblättern, dann wippt der Fuß ganz automatisch mit. Es gibt kaum Hintergrundmusik und wenn, dann nur Country. Die Songs gehen ins Ohr und machen gute Laune. Wer mit Country bislang nicht viel anfangen konnte, wird diese Musik nach
Crazy Heart mit anderen Ohren hören.
Crazy Heart punktet mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen und fetzigen Country-Songs. Abzüge gibt es jedoch für die lahme Story.