Der 11. Juni 2009 war ein Stichtag für Fans von Sam Raimi (
Spider-Man). Da startete nämlich
Drag Me to Hell um eine böse Hexe und einen ebensolchen Fluch, mit dem sie eine junge Kredit- Sachbearbeiterin belegt, in den deutschen Kinos. Mit dem Horrorfilm kehrt Raimi zur Freude seiner treuen Anhänger, die seinen Aufstieg auf der Karriereleiter seit den frühen 80ern verfolgen, zu seinen Wurzeln zurück. Denn bevor der an eigens gesponnenen Netzen durch Häuserschluchten segelnde Spinnenmann aus den Marvel- Comics dem Kult- Regisseur den Weg in Hollywoods Champions League ebnete, war dieser durch seine Fun- Splatter- Trilogie
Tanz der Teufel in aller Munde geraten. Dass der erste Teil der derben Monstershow (1981) äußerlich wie ein Amateurvideo wirkte, hatte rein finanzielle Gründe, änderte aber nichts daran, dass “Evil Dead- Part 1” zum Kultfilm avancierte, der auch heute noch die ideale Wahl für jede Grusel- DVD- Session in den eigenen vier Wänden ist. Sechs Jahre später, 1987, wagte sich Raimi an eine Fortsetzung, deren Story in etwa der des Vorgängers entsprach- mit einem Unterschied: Das Budget war nun um das Zehnfache höher als beim Original- und das ist nicht zu übersehen…
Der Prolog des Films ruft ein Déjà- vu- Erlebnis beim Zuschauer hervor: Linda (Denise Bixler) und A
sh (Bruce Campbell) unternehmen einen Ausflug in eine abgelegene Waldhütte und machen alsbald eine merkwürdige Entdeckung: Das Totenbuch “Necronomicon ex mortis” und ein Tonbandgerät, auf dem unheimliche Formeln enthalten sind. Dadurch werden Dämonen zum Leben erweckt, deren grässliche Erscheinung erahnen lässt, dass hier auch keine Schönheits- OP mehr etwas nutzen würde. Die Scheusale ergreifen unverzüglich von Linda Besitz und instrumentalisieren diese, um zur Jagd auf den armen Ash zu blasen, der sich gezwungen sieht, seine Liebste mit allen Mitteln in Schach zu halten. So weit, so bekannt. Einige Zeit später treffen in der Hütte noch die Professorentochter Annie (Sarah Berry), welche hofft, vor Ort ihrem Vater zu begegnen, und drei weitere Ahnungslose ein. Empfangen werden sie dort von einem durchgeknallten und gemeingefährlichen Ash, der seine Hand inzwischen verloren hat und gleich mit einer Schrotflinte zum Angriff übergeht. Von nun an geht es im tiefsten Wald drunter und drüber…
Viele Kritiker haben schon behauptet, Teil zwei der “Evil Dead“- Reihe würde selbst das großartige Prequel in den Sack stecken. Als primärer Grund dafür wurde meist die Steigerung des Budgets, beziehungsweise die Möglichkeiten, die damit einhergingen, angegeben. Fakt ist, dass die Special Effects natürlich noch einmal verfeinert wurden und die Inszenierung sich insgesamt auf höherem Niveau bewegt. “Tanz der Teufel 2” ist ein entfesseltes Splatstick- Fest, in dem sich infantile Kalauer und blutige Schieß- und Sägeorgien quasi die Klinke in die Hand geben- das Erfolgsrezept des ersten Teils wurde also strikt beibehalten. Doch ganz so wasserdicht ist die oben angeführte These nicht. Denn durch das Splitten in zwei Handlungsstränge (die eigentliche Handlung kommt erst nach einer zeitraffer- ähnlichen Zusammenfassung des Geschehens aus dem Original in Gang) wirkt der Film anfangs recht zerfranst. Schaut man sich noch mal den Erstling zum Vergleich an, kam dieser dagegen wie aus einem Guss daher.
Bis der Wahnwitz hier losbricht, vergeht schon eine Weile. Dann aber scheppert es permanent im Gebälk und Raimi darf so richtig die Sau rauslassen. Die Trefferquote der Gags ist dabei tatsächlich streckenweise höher als die des Originals- und auch bezüglich Splatter wird noch mal eine Schippe draufgelegt- die Mischung macht`s eben! Die Zensurbehörden konnten sich jedenfalls damals warm anziehen, als Raimi sie, nachdem ganze sechs Jahre ins Land gegangen waren, neuerlich ins Visier nahm. Dass “Tanz der Teufel 2” mit Subtilität ungefähr so viel zu tun hat wie die Flodders mit gutem Benehmen, versteht sich dabei fast von selbst, ist dem Regisseur aber in keinem Fall negativ auszulegen. Kritik könnte man allenfalls noch in einigen Details anbringen, wenn der Film sich in bestimmten Comedy- Einlagen zu sehr festbeißt. Als Gesamtpaket betrachtet, ist es aber gerade dieser ganz eigene, cartoonesk überzogene Humor einzelner Szenen, der den Reiz des zweiten Teils ausmacht.
Machen wir`s kurz: Auch wenn es für “Tanz der Teufel 2” unter Berücksichtigung einiger (marginaler) Schwächen nicht ganz zum unantastbaren, von vielen Kritikern beschworenen Klassiker- Status reicht, macht auch das Sequel einen Heidenspaß. Erneut ließ Sam Raimi, dem das Studio nun einen deutlich größeren finanziellen Spielraum gewährleistete, seinem Ideenreichtum freien Lauf und entwarf mithilfe von bizarren Masken und Kreaturen, einem schaurig schönen Setting und gleichen Teilen an garstigem Humor und blutdurchtränktem Horror ein kultiges Gruselkabinett, dem die Figur des charmanten Dämonenschlächters Ash, den Bruce Campbell mal wieder in Bestform gibt, die nötige Würze verleiht. Was gelungene Horrorkomödien betraf, standen die “Evil Dead”- Filme wohl ziemlich konkurrenzlos da, bis Robert Rodriguez und Quentin Tarantino Mitte der 90er ihren Geniestreich
From Dusk Till Dawn ablieferten. Doch auch Sam Raimi hatte mit “Tanz der Teufel 2” noch nicht das letzte Wort gesprochen. 1992 verlegte er sein Panoptikum in “Armee der Finsternis” in`s Mittelalter…