Es gibt Tage, da hat man einfach zu viel Zeit und zu wenig zu tun. Dies sind dann die Tage, an denen wahllos irgendwelche Filme in den DVD-Player wandern, für die man sich an geschäftigeren Tagen zu schade war. Hat man extrem viel Zeit, schaut man sich auch schon einmal bewusst durch die Jugendsünden diverser Schauspieler, um - gemütlich auf dem Sofa liegend - vor lauter Schadenfreude zu vergehen. Erster Schauspieler am Pranger ist Nicolas Cage, der nicht nur, aber besonders die folgenden drei filmischen Vogelscheuchen (mit) zu verantworten hat: die Bettsportparade ZANDALEE, die italienische Weltkriegseskapade TEMPO DI UCCIDERE und den Totalausfall DEADFALL. ZANDALEE gebührt mit Blick auf die Chronologie der Vorrang.
Der Regisseur dieses Machwerks trägt den unbekannten Namen Sam Pillsbury und hat uns nach ZANDALEE eigentlich nur noch eine handvoll unwesentlich ähnlich angehauchter TV-Filme beschert sowie den vollkommen überflüssigen Walbadespaß FREE WILLY 3 – DIE RETTUNG. So viel dazu. Die Handlung des Films lässt sich eigentlich wunderschön anhand der IMDB Stichwörter beschreiben. Das Ganze liest sich wie folgt: Außereheliche Affäre, Ehebruch, Erotik, Tragödie, Vergewaltigung, Täuschung, Untreue, Lust, Leidenschaft, Mord, Sex in der Küche, Sex in der Öffentlichkeit, Nacktheit, ehebrecherische Frau. Zwischendurch werden noch der Orientierung halber Ortsangaben wie French Quarter und New Orleans in die Runde geworfen. Hinzufügen könnte man
noch Dirty Talk, Drogenkonsum und Bodypainting, dann wäre eigentlich schon alles über diesen Film gesagt. An der Stelle muss ich allerdings noch eine kleine Korrektur vornehmen. Sex in der Küche war leider zu viel versprochen. Als Trost gibt es aber Sex in der Waschkammer. Den sogar auf einer rüttelnden Waschmaschine mit dem gehörnten Gatten im Zimmer nebenan. Hört sich vielleicht prickelnd an, ist es aber nicht.
Zandalee (Erika Anderson) ist die sexuell frustrierte Ehefrau eines ehemaligen Literaturprofessors (Judge Reinhold), der die Poesie zugunsten der Übernahme des väterlichen Firmenerbes an den Nagel gehängt hat. Der Berufswechsel ist auch für Thierry nicht leicht und verändert ihn mehr als er sich selbst eingestehen will. Zu allem Überfluss kann er seinen ehelichen Pflichten nicht mehr nachkommen und dass obwohl ihm seine schöne Ehefrau jeglichen nur erdenkbaren Anreiz gibt. Da es ist auch nicht förderlich für die kriselnde Ehe, dass Thierry bei einem Junggesellenabschied seinen alten Freund Johnny Collins (Nicolas Cage) trifft und ihn zu sich nach Hause einlädt. Johnny wittert förmlich das Dilemma, in dem Zandalee steckt und erklärt sich nicht ganz uneigennützig dazu bereit, ihr bei ihrem kleinen Problem zu helfen. Die kleine Affäre entgleitet immer mehr Zandalees Kontrolle, bis es zu einer Tragödie kommt.
Es zeugt von den wahrlich verborgenen Qualitäten, wenn man sich bereits während des Films fragt, ob es nicht irgendwie vermeidbar war, Judge Reinhold sein blankes Hinterteil in die Kamera halten zu lassen. Es war vermutlich ein Zugeständnis seitens der Regie, da Reinhold ja keine nennenswerten Betthüpferle mit Erika Anderson drehen durfte. Wie dem auch sei, wir haben es überlebt, genau wie all die pseudo-philosophischen Gespräche und die ganze übrige Möchtegern-Erotik. Es muss sich niemand für prüde halten, wenn ihn bei Sätzen à la
“I wanna shake you naked and eat you alive, Zandalee.“ nicht gleich Hitzewallungen überkommen.
Der Film entwickelt unerwartet Tiefgang, wenn solch theologisch bedeutsamen Fragen wie die folgende aufgeworfen werden:
„Why is it that the Baptist have all the women and no booze and the Catholics have all the booze and no women?“ Ja, warum eigentlich? Johnny ist weder Baptist noch Katholik und obendrein noch Chauvinist allererster Güte und bekommt trotzdem Frau und Sprit. Es muss sich hierbei wohl um das altbekannte Vorurteil handeln, die meisten Frauen würden sich zu den bösen, ungezogenen Buben hingezogen fühlen, besonders dann, wenn sie Nicolas Cage heißen und undefinierbare Langhaarfrisuren samt bizarr anmutendem Schnurrbart tragen. Im Gegenzug dazu muten Männer, die eine schöne nackte Frau neben sich im Bett liegen haben, aber partout nichts mit ihr anzufangen wissen, wohl ein wenig seltsam an.
ZANDALEE ist übrigens eine geteilte Jugendsünde. Neben Nicolas Cage und Judge Reinhold tanzen auch noch das ein oder andere Mal Steve Buscemi und Joe Pantoliano durchs Bild. Der eine in Sträflingsklamotten, der andere im Fummel. Nette Abwechslung. Wer die Grundidee des Films interessant und ansprechend fand, sollte mal einen Blick in Emile Zolas Roman „Thérèse Raquin“ riskieren. Hiervon hat sich Mari Kornhauser nämlich ganz klammheimlich stark inspirieren lassen. Hat auch nicht wirklich was geholfen: Setzen, Sex! (schlechte Sprüche nach schlechten Filmen sind hundertprozentig entschuldbar!)