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Away we go - Auf nach Nirgendwo

Away we go - Auf nach Nirgendwo

Ein Film von Sam Mendes

Sam Mendes interessiert die Familie. AMERICAN BEAUTY, ZEITEN DES AUFRUHRS und in Teilen auch ROAD TO PERDITION zeigen und untersuchen auf verschiedene Art und Weise die Ehe oder eheähnliche Beziehungen und die Familie. "Away we go" ist der leichte, optimistische und humoristische Indieblick auf das Thema.

Burt und Verona, beide Anfang dreißig, werden schwanger. Sie leben noch leicht provisorisch und studentisch in einer etwas wackeligen Bude, in der gerne mal der Strom ausfällt und die dann mit Kerzen beleuchtet und mit Decken beheizt werden muss. Nicht weit weg leben Burts Eltern, wegen denen sie überhaupt erst in die Gegend gezogen sind. Burt und Verona erhoffen sich Unterstützung und Vorfreude in Bezug auf das Baby von ihnen, eine Hoffnung die aber bald zerstört wird. Burts Eltern übersiedlen nämlich nach Belgien.

Da die beiden nun eigentlich nichts mehr hält, steigen sie ins Auto und beginnen eine Reise quer durch Amerika um alte Freunde und Verwandte zu besuchen und einen Ort für ihre Familie zu finden. Es wird eine Reise zu verschiedenen Familienmodellen und Lebensentwürfen, anhand derer die noch unsicheren, werdenden Eltern ihren eigenen Lebensplan entwerfen - meist insofern als dass ihnen klar wird, was sie nicht wollen.
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Die Reise führt durch diverse, meist dysfunktionale und für Burt und Verona immer unpassende Beziehungs- und Familienmodelle. Von tragisch über abstoßend bis zu witzig sehen sie alles was das Leben so hergibt und erkennen am Ende, dass ihre Idee und ihr Gefühl eigentlich nicht so falsch sind. Zum Schluß schließt sich schön der Kreis zu Verona eigener Vergangenheit und Familie: "Dies ist der perfekte Ort für uns." meint Burt. "Das will ich sehr hoffen." antwortet Verona. Hoffnung aber kein Kitsch beim vermeintlichen Happy End. Ein Teil der Reise ist geschafft, der große Rest beginnt aber erst.

Das Drehbuch von Vendela Vida und Dave Eggers ist voll von alltagskomischen Situationen ohne dabei aufgelegte oder konstruierte Witze zu bemühen - die Komik ergibt sich vielmehr aus den Situationen und Charakteren – und gut beobachten Momenten zwischen Menschen. So können sich Burt und Verona zwar nicht aufs Heiraten einigen, aber die Versprechen, die sie sich auf einem Trampolin liegend für ihre Zukunft geben, kommt einem Hochzeitsgelöbnis gleich.

Außerdem sehen wir etwas, was es im Kino selten gibt - eine Beziehung, die nie in Frage steht. Dass sich die beiden lieben und ihren Weg finden werden ist immer klar. Spannend ist einfach wie sie es tun und wie sie mit ihren Zweifeln und Sorgen umgehen.
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John Krasinski und Maya Rudolph sind perfekt besetzt. Hoch sympathisch und glaubwürdig machen sie in einer Geschichte, in der es so viel um emotionale Zustände geht, die verschiedenen Nuancen nur durch kleine Gesichtsregungen deutlich (zum Beispiel wenn Verona nach Jahren wieder zu ihrem Elternhaus zurückkehrt und wir nur ihr Gesicht sehen, dass sich langsam verändert, während sie die Einfahrt hinauf fährt). Außerdem sind beide mit komödiantischem Timing gesegnet. Überhaupt ist der Film eine Lehrstunde darüber, wie Comedy über Reactionshots funktioniert. Nicht nur einmal stehen die beiden völlig verdutzt und überfordert vor den skurillsten Situationen und ihre Gesichter beim Versuch die Fassung zu bewahren sind manchmal unbezahlbar.

Ein kleiner Film (inklusive dem obligatorischen Akustik-Gitarren Soundtrack) bei dem sich Mendes sehr zurücknimmt, geradlinig filmt und erzählt und sich ganz auf sein starkes Drehbuch und seine tollen Darsteller verlassen kann. Und uns ganz nebenbei zeigt wie man auch mit Menschen umgehen könnte.

So wird das sehr derbe und distanzlose Paar aus Phoenix von Burt und Verona zwar zurückhaltend aufgenommen, aber nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, weil das in Wirklichkeit zwei sehr traurige Menschen in einer kaputten Beziehung sind. Das vermeintlich offene, alternative Hippiepaar das hinter all seiner Toleranz und Freundlichkeit überheblich ist und selbstgefällig über Burt und Verona urteilt, bekommt den berechtigten Zorn ab. Wie wäre das wohl in einer Adam Sandler Komödie gewesen?
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Vielerorts wurden Burt und Verona als überheblich bezeichnet, weil sie mit keinem der gezeigten Beziehungsmodelle etwas anfangen können. Wer die beiden als überheblich bezeichnet übersieht aber einerseits, dass sie sehr wohl verwirrt sind, zweifeln und suchen und mißversteht andererseits ihre Beziehung. Nur weil Menschen wissen wer sie sind und was sie wollen, weil sie Verständnis füreinander haben und gegenseitige Wertschätzung aufbringen, macht sie das nicht überheblich. Nur Neider können so etwas mißverstehen. Wir könnten uns dann auch fragen, was mit der Welt los ist wenn Liebe mit Überheblichkeit verwechselt wird.

Eine Rezension von Chris S.
(27. Oktober 2009)
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Daten zum Film
Away we go - Auf nach Nirgendwo USA 2009
(Away we go)
Regie Sam Mendes Drehbuch Vendela Vida, Dave Eggers
Produktion Sam Mendes, Peter Saraf, Edward Saxon, Marc Turtletaub Kamera Ellen Kuras
Darsteller John Krasinski, Jeff Daniels, Maya Rudolph, Maggie Gyllenhaal
Länge 98 min. FSK
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