Science-Fiction meets Western. Taufrisch war die Idee 1996 nicht mehr: gerade Ende der 80er hatten diverse Zeichentrickfilme die Formel bereits erprobt, man erinnere sich nur an
Saber Rider and the Star-Sheriffs oder
Marshall Bravestar. Diese Serien haben es in das kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation geschafft, bringen noch heute (Männer-)Augen zum Leuchten: man kann sie fast in einem Atemzug mit
He-Man oder
Transformers nennen.
Oblivion 2, der auf demselben Genremix basiert, kennen allerdings wenige.
Alles beginnt in einer kleinen, heruntergekommenen Bar mitten in der Pampa. Dort will der Möchtegern-Desperado Crowley gerade einen Deal mit der mäßig hübschen, aber in Lack und Leder gehüllten Lash (Musetta Vander) abschließen: die Karte zu einer Derconium Mine (hierbei handelt es sich um ein besonders wertvolles Mineral) gegen gewisse Gefälligkeiten in der Horizontalen. Eigentlich will die junge Dame ihn ja übers Ohr hauen, muss dann aber entsetzt feststellen, dass er die Wegbeschreibung auf sein bestes Stück hat tätowieren lassen. Dementsprechend kann man sie nur entziffern, wenn er sich ganz doll freut – für Lash kein Grund ihn nicht einfach abzustechen und einen Handlanger mit der Aufarbeitung der Daten zu betrauen. Wie das nun ganz genau funktioniert, erfahren wir glücklicherweise nicht.
Währenddessen herrscht in der Westernstadt Oblivion hellste Aufregung: der Kopfgeldjäger Sweene
y (Maxwell Caulfield) hat sich angekündigt. Dieser ist derart gefürchtet, dass ganze Saloons verstummen, wenn auch nur sein Name fällt – würd das doch auch mit „Linhuber“ funktionieren. Umso größer ist die Überraschung bei seiner Ankunft: der vermeintlich raue Revolverheld entpuppt sich als elegant gekleideter Gentleman. Einige Rabauken finden das äußerst unterhaltsam und provozieren Sweeney gleich mal ein wenig, woraufhin er sie in „Zeitlupe“ mit seinem Gehstock verprügelt. Die Anführungszeichen haben ihre Berechtigung: der Effekt wirkt derart rucklig, dass ich mir kurz um den PC Sorgen gemacht habe. Zumindest bis mir wieder bewusst wurde, dass ich mir gerade
Oblivion 2 ansehe.
Sweeney ist auf der Suche nach einer Spionin, aber leider weiß er weder wie sie aussieht, noch kennt er ihren Namen. Ansonsten hätten seine Auftraggeber wohl auch einfach im Telefonbuch nachschlagen können. Die lokale Bevölkerung hält Lash für höchst verdächtig, außerdem mag die ohnehin niemand. Insofern wird es schon nicht die Falsche treffen. Doch auch Miss Kitty (Julie Newmar), die Besitzerin des örtlichen Freudenhauses, scheint irgendetwas mit dem Fall zu tun zu haben...
So jagt man nun abwechselnd Frauen, Derconium und wieder Frauen. Außerdem mischt sich mit Jaggar (Andrew Divoff) noch ein Alien in SS-Uniform ein, frei nach dem Motto: Achtung, der ist böse, fast schon wie die Nazis. Sein verstorbener Bruder Redeye war der Liebhaber von Lash, nun will Jaggar selbst mit dem kleinen Leder-Luder anbandeln. Der Aufgabe hält er sich mehr als gewachsen, erwähnt, dass seine Standhaftigkeit die des Bruders übertrifft. Mir drängt sich natürlich die Frage auf, wieso er darüber so genau Bescheid weiß. Wobei... Nein... eigentlich will ich das gar nicht so genau wissen.
So dümpelt der Film vor sich hin, ohne dass recht Begeisterung aufkommen will. Die Handlung ist nicht nur weitgehend unspektakulär, sondern weist auch grobe Fehler und Lücken auf. Beispielsweise findet auch wirklich jeder dahergelaufene Idiot – und bei Gott, davon gibt es in diesem Film genug - die angeblich so geheime Mine. Gegen Ende stirbt Miss Kitty und kehrt dann überraschend wieder von den Toten zurück. Warum wird nicht erklärt, die Bewohnern von Oblivion geben sich mit „Freibier“ als Antwort zufrieden. Mir verweigerte die DVD leider gratis Getränke. Dementsprechend bin ich etwas skeptischer und bezeichne das einfach böswillig als an den Haaren herbeigezogener Twist. Ha, das habt ihr jetzt davon.
Auch sonst kann
Oblivion 2 nicht wirklich überzeugen. Daran ist natürlich nicht nur das Drehbuch schuld, obwohl es für sich genommen schon ein Verbrechen darstellt. Auch die Schauspieler müssen zu den Schuldigen gezählt werden: entweder agieren die Damen und Herren hölzern – Jimmie F. Skaggs als Indianer Buteo – oder sie wirken wie die Muppet Show auf LSD: ein wohl sehr verzweifelter George Takei als Doc Valentine. Gesundes Mittelmaß findet sich kaum.
Das, zugegebenermaßen interessante, Setting allein kann den Film dann auch nicht mehr retten, dafür wird zuviel Potential verschenkt. Denn über Kostüme und den Soundtrack gehen die Western-Anleihen nicht hinaus: sowohl spannende Überfälle auf atomar-betriebene Postkutschen, wie auch zünftige Schlägereien im Saloon sucht man vergebens. Nicht einmal ein ordentliches Revolver-Duell gibt es; kann man sowas eigentlich noch guten Gewissens Western nennen? Was bleibt ist ein fader Genremix, den man am besten gleich wieder vergisst. Oder man macht es wie mein Kumpel Casi und pennt beim Filmabend einfach nach 10 Minuten weg: ich kann es ihm nicht verdenken.