Zeigen wir doch einmal kurz Dankbarkeit für die Filme von Sam Firstenberg, einem leidlich begabten B-Action-Filmer, der alljährlich seinen persönlichen Beitrag für die anspruchs- und niveaufreien anderthalb Stunden des Tages liefert. Seine Stories sind ebenso austauschbar wie unnötig - Hauptsache, Sams Lieblingsmotive tauchen darin zur Genüge auf: Harte Jungs und schwere Waffen. Und nachdem man dann 97 Minuten lang der festen Überzeugung war, man hätte den Nachmittag eventuell doch mit Staubsaugen verbringen können, geschieht es: Man kann sich ein dickes Grinsen nicht verkneifen und muß zugeben, daß man sich ungeachtet aller Flachheiten irgendwie witzig unterhalten fühlte. Immerhin bescherte uns Onkel Sam schon den Dudikoffschen Auf-die-Zwölf-Klopper AMERICAN FIGHTER.
Hier und heute in Firstenbergs Kochtopf: 1. Ein Polizist namens Jack Ryan (David Bradley), dessen Partner bei einem Einsatz von Wüterich Jesse Starkraven (Morgan Hunter) getötet wurde; 2. eine von der Regierung untersützte Firma, die den eigentlich zum Tode verurteilten Starkraven lieber in einen Cyborg verwandelt (sicherlich steht ein Trupp von hochbezahlten und sehr überlegt agierenden Wissenschaftlern hinter dieser Einscheidung); 3. ein dummer Unfall, durch den Cyborg-Starkraven die Oberhand über seine Schöpfer gewinnt und daraufhin weitere Cyborgs bauen läßt sowie die Mensc
hheit versklaven will (meine Turbo-Pascal-Programmierungen haben auch nicht immer exakt das gemacht, was geplant war); und 4. wieder Jack Ryan, der aus genannten Gründen sicherheitshalber alles kaputtmacht, was ihm ins Blickfeld kommt. Solche Zutaten braucht man nicht einmal umrühren.
Schon in den ersten Minuten macht uns der Film klar, worauf Firstenberg Wert legt: Action. Die Figuren sind in schönstem Schwarz-Weiß angelegete Comic-Charaktere, die der Zerstörungswut des Regisseurs nicht im Weg stehen. Szenen, die keinerlei destruktive Elemente aufweisen können, dauern niemals länger als ein Blick in die Fernsehzeitschrift, ob nicht doch irgendwo etwas Prädikatverdächtigeres angeboten wird. Glücklicherweise hat Firstenberg mehr Talent (ein Begriff, den es relativ zu verstehen gilt) für das Inszenieren von Actionszenen als die meisten seiner B-Kollegen (wir schieben einen strengen Blick in Richtung Yossi Wein ein), und so fällt der bleihaltige Vernichtungstrip größtenteils recht kurzweilig aus. Seltsamerweise tauscht der Regisseur an manchen Stellen seinen recht flotten Stil (
well, he's not Michael Bay, if that's what you think) gegen eine bizarre Zeitlupeninszenierung aus, bei der komplette Sequenzen in Slow-Motion präsentiert werden - ein filmisches Mittel, das Firstenberg nicht im Griff hat und nur zäh und albern wirkt (sofern man sich bei Videothekenschlonz überhaupt darüber eschauffieren darf, daß gewisse Parts der Filme eventuell
albern sein könnten!).
Dem latenten Overacting des Yul-Brynner-Zombies Morgan Hunter setzt Bradley ein gnadenlos unterkühltes Portrait eines Stoikers entgegen: Es ist absolut faszinierend zu beobachten, wie allerlei Gefühlsregungen vom Haß über das angestrengte Nachdenken bis hin zur Verzweiflung in einem einzigen düsteren Blick fokussiert werden. Es kämpft auch eine Frau namens Jill Pierce mit, die exakt das macht, was der Zuseher von ihr erwartet: Gut aussehen.
Auffallend ist die beinahige Zelebration sämtlicher Actionfilm-Klischees, die hier quasi mit filmischer Inbrust umarmt werden. Das stetige Wiederaufstehen des totgeglaubten Gegners beispielsweise wird hier schon in den ersten paar Minuten dermaßen oft abgefeiert, daß man es fast für Parodie halten könnte. Tatsächlich fragt man sich mitunter, ob Firstenberg seinen Film selber noch ernst nehmen konnte, oder ob dieser Mann vielleicht sogar so genial die Stereotypen des Genres karikiert, daß wir das als Zuseher eines Films, der mit dem Namen CYBORG COP II gewisse Erwartungshaltungen in uns verankert, eventuell gar nicht merken. Glücklicherweise werden solche Gedanken immer wieder schnell durch die hanebüchene Handlung und die noch dümmeren Satzhülsen zerstreut, die die Charaktere so von sich geben, und wir können beruhigt feststellen: Nein, Sir, dazu fehlt die Reflexionsebene, Firstenberg meint es ernst und ist halt doch nur ein mediokrer Filmemacher.
Ah, jetzt ist der Film aus und das Gute hat gesiegt. Wer hätte es gedacht. Wir blicken zurück und stellen fest, daß CYBORG COP II vor albernen Dialogen nur so strotzt, unfreiwillig komisch und beizeiten von mangelhafter inszenatorischer Natur ist, zahlreiche schauspielerische Lowlights zu bieten hat - und eigentlich ganz spaßig anzusehen ist. Man muß halt den Kopf schief halten, damit das Hirn beiseite rutschen kann.